E-Bons: Neuer Anlauf | stores+shops

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Das smarte Haushaltsbuch: Liste der E-Bons auf dem Smartphone
Foto: A & G

E-Bons: Neuer Anlauf

E-Bons stießen bislang auf eine Kundenakzeptanz nahe Null. Seit der gesetzlichen Bon-Pflicht versuchen einige Bäckereien und andere kleinere Händler, dem Kunden diesen Service nahezubringen. Aber auch die großen Handelsfilialisten beschäftigen sich erneut mit dem Thema.

An Absichtserklärungen gemessen, müsste der E-Bon ein Renner werden. Nach einer repräsentativen Studie von YouGov aus dem Jahr 2019 würden künftig drei Viertel der Deutschen (76 Prozent), die ihre Einkäufe auch mobil bezahlen, einen elektronischen Kassenbon dem Papierbeleg vorziehen. Gleiches gilt für 65 Prozent der EC- oder Kreditkarten-Nutzer. Selbst Barzahler würden laut der Studie zu 45 Prozent den elektronischen Beleg präferieren.

Noch aber sieht die Realität völlig anders aus. Es gibt keine belastbaren Zahlen, doch „dürfte sich der Anteil elektronischer Bons bislang im Promille-Bereich bewegen“, schätzt Dr. Bernd Büker, Lead Marketing bei GS1 Germany (siehe Interview). Bisherige Versuche jedenfalls waren wenig erfolgreich.

Werden analoge Kassenbons eines Tages aussterben? Noch ist es nicht so weit

Werden analoge Kassenbons eines Tages aussterben? Noch ist es nicht so weit.
Foto: A & G

Vorreiter dm-drogerie markt führte den E-Bon schon im Jahr 2012 ein und hat ihn 2018 wieder gestoppt. Die Otto Group übernahm im Jahr 2013 den E-Bon-Dienstleister NuBon, weil man „vom Produkt, Geschäftsmodell und Marktpotenzial“ überzeugt war, wie Otto damals erklärte. U. a. Deichmann, Görtz und Wöhrl arbeiteten mit NuBon zusammen. 2018 aber wurde der Dienst von der Otto Group „wegen Erfolglosigkeit“ komplett abgeschaltet.

Das Signal an andere Handelsunternehmen lautete: Die Kundenakzeptanz ist gering, also macht es wenig Sinn, diesen Service anzubieten.

Wenig Bewegung auf Händlerseite

Viele Händler sind daher noch nicht aktiv, und auch die Dienstleister registrieren wenig Bewegung. „Wir können uns vorstellen, eine solche Funktion in die App zu integrieren, in naher Zukunft ist das allerdings nicht geplant“, erklärt zum Beispiel Vivian Thürnau, Unternehmenssprecherin von Rossmann. „Aktuell sehen wir im Handel wenig Interesse, da die Umsetzung bisher noch zu viele Hürden für Händler und ihre Kunden stellt“, berichtet Stefan Clemens, Area Sales Leader Retail bei NCR.

Einige Händler proben dennoch den Einstieg und sammeln Erfahrungen mit Technik und Kundenakzeptanz. Bei dm wird daran gearbeitet, die alte Lösung entsprechend der DSGVO weiterzuentwickeln und in den dm-Kundenaccount zu integrieren. „Das braucht aber noch etwas Zeit“, erklärt Geschäftsführer Roman Melcher.

Momentan dürfte die Rewe Group der deutsche Händler mit dem relativ größten E-Bon-Aufkommen sein. Grund: Der Dienst wird breitflächig in allen bundesweit rund 3.600 Märkten angeboten, und insbesondere ist er mit dem für viele Kunden attraktiven Payback-System verknüpft. Wer also Payback-Punkte sammelt, ist schon mit seinen Daten registriert und kann den Bon somit direkt an seine E-Mail-Adresse überspielen lassen. Einen Papierausdruck erhalten diese Kunden nur, wenn sie ihn ausdrücklich einfordern. Zahlen dazu will Rewe nicht nennen, aber: „Wir sind mit der Aktivierungsquote zufrieden“, sagt Konzernsprecher Thomas Bonrath.

EHI Aktuell: Webinar zum Thema digitaler Bon

Mit Beginn der gesetzlichen Bon-Pflicht werden digitale Bons als Alternative zu den gedruckten Exemplaren heiß diskutiert. In Zeiten von Corona ist das Interesse an den digitalen und kontaktlos zu erhaltenden Belegen umso größer. Am 16. Juni 2020 stellen wir in einem Webinar Lösungen vor und zeigen Umsetzungsbeispiele.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Webinar:

Çetin Acar, Projektleiter Forschungsbereich IT, acar@ehi.org, 0221 57993 12
Caroline Martens, Projektleiterin Forschungsbereich IT, martens@ehi.org, 0221 57993 31

Alle Infos zu der Veranstaltung 

Die Teilnahme ist für Händler kostenfrei.

Unterschiedliche Modelle

Dagegen fährt Real SB-Warenhaus zweigleisig und bietet elektronische Bons sowohl über Payback als auch kartenungebunden über die Real-App an. Die Edeka-Gruppe verknüpft den E-Bon mit Mobile Payment und stellt seit Jahresbeginn allen Nutzern ihrer App, die damit auch mobil bezahlen, zusätzlich zum Papierbeleg einen digitalen Kassenzettel zur Verfügung – allerdings bislang nur in einigen der bundesweit rund 11.000 Supermärkte. Hinter dem Konzept steht die Annahme, dass digital orientierte Verbraucher künftig verstärkt bereit sein werden, auf E-Bons umzusteigen. Immer mehr Kunden „gewöhnen sich notgedrungen an bargeldlose Zahlungsverfahren, und in diesem Zuge wird auch der E-Bon an Akzeptanz gewinnen“, meint Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung.

Dass das Thema langsam wieder auf die Tagesordnung kommt, zeigte auch die diesjährige Messe EuroShop Ende Februar in Düsseldorf. Dort präsentierten einige junge Firmen ihre Lösungen für elektronische Bons. Die Apps bieten dem Endkunden üblicherweise die Möglichkeit, Bons per QR-Code-Scan an der Kasse zu erfassen oder sie sich per E-Mail bzw. SMS direkt bereitstellen zu lassen – dies entweder durch Einbindung in eine Händler-App oder durch Übermittlung der Daten auf die externen Server der jeweiligen Dienstleister.

In den Startlöchern

Greenbill etwa hat seine Lösung schon bei einigen Hotels, Restaurants und Nonfood-Händlern (zum Beispiel in einem Euronics-Markt) installiert. Nach Angaben des Unternehmens nutzen im Bereich Handel 25 Prozent der Kunden den QR-Code-Scan, 10 Prozent E-Mail und 2 Prozent SMS. Die restlichen Kunden wollen ausgedruckte Bons oder verzichten ganz auf den Beleg. Andere Dienstleister sind noch ganz neu am Markt und versuchen, Anwender für erste Installationen zu gewinnen – etwa Anybill, Billless, Wunderbon, epap oder A & G mit der Lösung „admin“.

Um nicht als Insellösung zu enden, versuchen die jungen Dienstleister, sich ein Netzwerk von Partnern aufzubauen – erstens mit Anbietern von Kassensoftware, um die jeweiligen Lösungen integrieren zu können, zweitens mit meist kleineren Handelsunternehmen wie etwa Bäckereien, die E-Bons als externe Lösung installieren wollen, und drittens mit großen Handelsfilialisten, die den Service in ihre eigene Kunden-App einbinden möchten.

Die Kunden des Handels könnten somit bei ihren Einkäufen künftig auf mehr Möglichkeiten stoßen, sich ihre Belege digital zustellen zu lassen. Ob sie diesen Service dann, wie die YouGov-Studie impliziert, massenweise nutzen, steht auf einem anderen Blatt. Denn ob per Händler- oder Dienstleister-App, an irgendeine Server-Adresse müssen die Bons schließlich geroutet werden. „Dazu muss der Kunde seine Anonymität aufgeben, und dies stellt die höchste Hürde für den E-Bon dar“, so der GS1-Experte Dr. Bernd Büker.

Agiler Anbietermarkt

Dr. Bernd Büker, Lead Marketing bei GS1 Germany, über die Entwicklungen bei elektronischen Kassenbelegen.

E-Bons konnten sich bislang nicht ansatzweise etablieren. Wird sich das künftig ändern?

Generell hätten Lebensmittelhändler sicherlich nichts dagegen. Dazu müssten jedoch möglichst viele Kunden ihre Kontaktdaten bereitstellen und somit ihre Anonymität aufgeben. Das ist, wie auch beim Mobile Payment, die große Hürde.

Es sei denn, der Kunde scannt den Bon an der Kasse über einen QR-Code selbst ein.

Was aber zu Zeitverlusten führt und den Durchlauf an den Kassen hemmt. Speziell für den Lebensmittelhandel wäre die Echtzeit-Übermittlung des Bons auf das Endgerät des Kunden die elegantere Lösung.

Dies möglichst in Kombination mit Mobile Payment?

Das mobile Bezahlen steckt nach wie vor in den Kinderschuhen. Aber vermutlich wird es künftig eine dynamische Entwicklungsparallelität zwischen E-Bon und mobilem Bezahlen geben.

Mehrere neue Anbieter von E-Bon-Apps drängen auf den Markt. Droht eine Vielzahl von Insellösungen?

Wir sehen, dass sich der Anbietermarkt momentan sehr agil entwickelt. Auf diese Phase folgt wie in anderen Fällen meist eine Phase der Bereinigung, der Kooperationen und Zusammenschlüsse. Zurzeit sehen wir bei GS1 Germany keinen Handlungsbedarf, jedoch können wir uns vorstellen, Bemühungen zur Vereinheitlichung und Standardisierung der digitalen Bon-Services zu begleiten und zu unterstützen.

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