Im Jahr 2008 begann dm, sein Filial-Haustechnikkonzept grundlegend und ganzheitlich zu überdenken. Ermittelt werden sollte, wo Energie eingespart und die Mitarbeiter in den dm-Märkten durch intelligente Technik entlastet werden können. Das finale Konzept umfasst Beleuchtung, Heizung, Lüftung, Kühlung und Steuerung. Ziel war, dieses bis März 2017 deutschlandweit in 1.000 dm-Märkten umzusetzen.
Ein zentrales Ergebnis der Bestandsaufnahme besagte, dass in den Filialen im Schnitt bis zu 90 Prozent des Jahres gleichzeitiger Kühl- und Heizbedarf besteht. Um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, setzt dm-drogerie markt die Luft-Luft-Wärmepumpe „Daikin VRV “ mit Wärmerückgewinnung ein, die die Abwärme aus den Zonen mit Kühleinheiten in jene mit Wärmebedarf verschiebt, zum Beispiel auch für den Betrieb des Türluftschleiers. Um eventuelle Fehler bei einer manuellen Bedienung zu vermeiden und daraus resultierendem Mehrverbrauch vorzubeugen, wurde eine Automatikregelung für den Türluftschleier entwickelt. Ein Online-Energiemanagementsystem steuert alle haustechnischen Gewerke und wertet auch die Daten aus. Eine zusätzliche Heizung mit fossilen Brennstoffen wird seither nicht mehr benötigt.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor der Energieeffizienz von Klima-Innengeräten ist der Verschmutzungsgrad der Filter. Gerade im hochfrequentierten Handel fällt viel Staub an, der von den Klimageräten angesaugt wird. Bei dm verhindern selbstreinigende Blenden die Verschmutzung der Filter und bewirken gleichbleibend hohe Effizienz.
Insgesamt reduziert das nachhaltige Haustechnikkonzept von dm die CO₂-Emissionen pro Jahr und Markt um etwa 33 Prozent. Da dm seit 2012 in allen Märkten Ökostrom bezieht, erhöht sich dieser Wert in der Bilanz auf 90 Prozent. Bei renovierten Filialen konnte der Stromverbrauch um 26 Prozent reduziert werden.
Wärmerückgewinnungssysteme
Mithilfe von heute schon verfügbaren Serientechnologien kann die Energiewende im Gebäudebereich vorangetrieben werden. Regenerative Systeme wie Luft-Luft-Wärmepumpen, die kühlen und heizen, in Kombination mit Wärmerückgewinnungssystemen nehmen dabei wichtige Funktionen ein.
Mit Wärmerückgewinnungssystemen wurden bis zum Jahr 2010 bereits ca. 100 Mio. Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr eingespart. Die verstärkte Nutzung moderner Lüftungsanlagen sowie Kälte- und Klimasystemen mit Wärmerückgewinnung in Nicht-Wohngebäuden soll bis 2025 weiteres Einsparpotenzial in Höhe von 50 Mio. Tonnen CO₂ gegenüber 2010 bergen, so eine Studie der Hochschule Trier, die 2013 im Auftrag des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V. erhoben wurde. Nicht-Wohngebäude wie Büro- und Verwaltungsgebäude, Gewerbebauten und Handelsimmobilien machen in Deutschland laut EHI Energie-Monitor 2016 zwar nur 8 Prozent des gesamten Gebäudebestandes aus, verbrauchen aber etwa zwei Drittel des Energiebedarfs. Energiekosten von 57,31 Euro pro Jahr und Quadratmeter Verkaufsfläche im Lebensmittelhandel – so die Studie der Hochschule Trier – und im Nonfood-Handel von 31,52 Euro zeugen davon.
Energiewende
Laut Gesetzgebung sind ab 2020 Netto-Null-Energiegebäude für gewerbliche Gebäude Pflicht. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle wird besser, der Heizbedarf sinkt weiter. Entsprechend erfolgt eine Angleichung des Heiz- und Kühlenergiebedarfs, zumindest im Nonfood-Handel. Dadurch werden Systeme, die sowohl heizen als auch kühlen können, in Zukunft stärker gefragt sein. Neben Systemen, die nur kühlen, zeigt sich seit 1990 im Markt ein kontinuierlicher Anstieg von reversiblen Systemen wie den Luft-Luft-Wärmepumpen, die über beide Funktionen verfügen.
Die Technologien für die Umsetzung der Energiewende im Gebäudebereich sind also vorhanden, und im Handel wächst das Interesse daran. Laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur von 2016 stufen 36 Prozent der Food- und ein Drittel der Nonfood-Händler Investitionen in Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen als besonders relevant ein und investieren hier verstärkt. Ein Beispiel sind moderne Wärmepumpen mit VRT-Technologie.
Variable Kältemitteltemperatur
VRT, Variable Refrigerant Temperature, steht für variable Kältemitteltemperatur. Diese Wärmepumpen können die Verdampfungs- bzw. Verflüssigungstemperatur im laufenden Betrieb an den Leistungsbedarf anpassen. Besteht beispielsweise in der Übergangszeit von Sommer auf Herbst geringer Kühlbedarf und liegt die Raumtemperatur nah am Sollwert, stellt die Wärmepumpe automatisch eine höhere Verdampfungstemperatur ein und verbraucht somit weniger Energie. Dadurch wird die saisonale Effizienz um 25-30 Prozent gesteigert.
Für Supermärkte liegt der größte energetische Bedarf meist bei den Kühl- und Tiefkühlanlagen. Wärmerückgewinnungssysteme nutzen die Abwärme aus Kühlmöbeln zum Heizen und zur Warmwasserbereitung. Im Idealfall kann die Abwärme, die in der Lebensmittelkühlung oder der Technikzentrale entsteht, ohne weiteren Energieeinsatz komplett zur Beheizung genutzt werden.
Die sogenannte Wärmeverschiebung ist dort sinnvoll, wo zeitgleich Heiz- und Kühlnachfrage im Gebäude besteht, zum Beispiel im Lebensmitteleinzelhandel. Vom Einsatz von Wärmepumpen und Wärmerückgewinnungssystemen profitieren durch verringerte CO₂-Emissionen neben der Umwelt auch der Investor bzw. der Bauherr, da mit nur einer Technologie die Anforderungen der EnEV erfüllt werden. Bei Anlagentechnik, die mit fossilen Energien wie Öl oder Gas betrieben wird, sind zusätzliche Maßnahmen wie die Kombination mit Solarenergie notwendig, um die primärenergetische Obergrenze nicht zu überschreiten. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft Wärmepumpenanlagen vor allem im Neubau zunehmend zur technischen Standardlösung werden.
Fotos (2): dm-drogerie markt/Sabine Jakobs
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