Die immer stärker automatisierte Handelslogistik erfordert optimal gestaltete Verpackungskonzepte und deren strikte Umsetzung, um die Arbeitsabläufe nicht zu gefährden. Die aktuelle EHI-Verpackungsstudie arbeitet die Anforderungen an Einweg-Transportverpackungen sowie deren Paletten- und Lagenbilder für das Food-Trockensortiment heraus und erstellt einen Anforderungskatalog. Dieser soll für die Ansprüche an Verpackungen in der automatisierten Handelslogistik sensibilisieren und zu einem besseren Austausch zwischen Handel und Industrie einerseits sowie zwischen Einkauf, Entwicklung, Marketing, Vertrieb und Logistik andererseits beitragen.

Ziel des Austauschs sollte sein, dass die logistischen Anforderungen frühzeitiger in die Produkt- und Verpackungsentwicklung eingebunden werden. Dies ist entscheidend, da die Automatisierung in der Handelslogistik in den nächsten Jahren zunehmen wird. Bei der vollautomatisierten Kommissionierung gibt es derzeit einzelne Vorreiter. Aus Gesprächen mit den Händlern ist aber bekannt, dass aktuell an weiteren Standorten eine stärkere Automatisierung bis hin zur Vollautomatisierung angestrebt und konkret geplant wird.

Führende Food-Händler gefragt

Für die Erstellung des Anforderungskatalogs hat das EHI Händler unterschiedlicher Vertriebsschienen, aus dem Food-Vollsortiment, dem Food-Discount und dem Drogeriebereich befragt, die aktuell Prozesse der Lagerlogistik teil- oder vollautomatisiert durchführen. Insbesondere dm-drogerie markt, Edeka Rhein-Ruhr, Lidl und die Migros Schweiz haben die EHI-Studie durch ihr Hintergrundwissen und ihre Erfahrungen tatkräftig unterstützt. Zusätzlich wurden Anbieter automatisierter Anlagen für die Intralogistik sowie Verpackungsexperten aus dem Voll- und Wellpappe-Bereich für technische Hintergrundinformationen zu Rate gezogen. Die Befragungen erfolgten im Zeitraum von Januar bis Juni 2012.

Problem der Umsetzung

Die grundlegende Forderung für die Transportverpackungen und die Ladungsbilder besteht darin, dass die bereits seit Jahren bestehenden Empfehlungen auch tatsächlich umgesetzt werden. Durch die Automatisierung sind nur wenige komplett neue Anforderungen hinzugekommen. Der Großteil ist identisch mit den bestehenden Empfehlungen für die konventionelle Handelslogistik, die bereits 2009 – und manche der Empfehlungen sogar noch früher – im GS1 Germany-Handbuch „Supply Chain Management – Effiziente Prozesse im Fokus“ veröffentlicht wurden. Die strikte Umsetzung ist jedoch im automatisierten Lager wesentlich entscheidender, da die Toleranzen in automatisierten Prozessen deutlich geringer sind. Problematische Verpackungen und Ladungseinheiten, die im konventionellen Lager manuell „wieder gerade gerückt“ werden können, sind von der Maschine teilweise nicht zu verarbeiten.

Keine Löcher im Lagenbild

So besteht bereits seit Jahren die Empfehlung, dass Transportverpackungen den ISO-Modulmaßen entsprechen müssen, um ein geschlossenes Lagenbild und eine optimale Palettenauslastung zu erzielen. In der automatisierten Handelslogistik ist dies besonders wichtig, da für die vollautomatische Depalettierung ein geschlossenes, flächenbündiges Lagenbild entscheidend ist. Die Depalettier-Anlagen, die sich zurzeit im Einsatz befinden, heben die Lage teilweise durch Umfassen und Umklammern, teilweise durch die Erzeugung von Vakuum und Unterdruck an. Löcher und sogenannte Kamine im Lagenbild sind daher zu vermeiden, da ansonsten kein Vakuum erzeugt werden kann.

Zwischenlagen vermeiden

Auch zeigen die Empfehlungen für die konventionelle Lagerlogistik bereits auf, dass Zwischenlagen auch in der manuellen Handelslogistik unvorteilhaft sind. Dies gilt ebenso bzw. noch viel stärker für die automatisierte Handelslogistik. Daher sind unnötige Zwischenlagen zu vermeiden. Andere Möglichkeiten der Ladungssicherung wie zum Beispiel ein verschachteltes Lagenbild sind zu bevorzugen. Wenn im Einzelfall Zwischenlagen für die Ladungssicherung notwendig sein sollten, ist es wichtig, dass diese die Anforderungen erfüllen. Eine Zwischenlage sollte den Abmessungen der Lage entsprechen, aus Kartonage bestehen, eine ausreichende Festigkeit und Biegesteifigkeit und keine Löcher oder Beschichtungen haben.

Produkte ausreichend schützen

Bezüglich der Einwegtransportverpackung sollte selbstverständlich sein, dass diese stabil und stapelfähig ist und das Produkt ausreichend vor Beschädigungen und vor dem Herausfallen schützt. Das Material und die Verklebungen müssen eine ausreichende Festigkeit aufweisen. Bei den Wänden und einem eventuellen Fensterausschnitt ist eine gewisse Mindesthöhe einzuhalten. Diese Basisanforderungen sind leider nicht immer erfüllt, sind aber für effiziente Prozesse sowohl im automatisierten als auch im konventionellen Lager unabdingbar.

Abdeckungen befestigen

Die wenigen für die Automatisierung zusätzlichen Anforderungen können in der konventionellen Lagerlogistik ebenfalls vorteilhaft sein. So ist es im automatisierten Lager wichtig, dass bei einer zweiteiligen Transportverpackung, die als Shelf-Ready-Lösung für die Warenpräsentation im Regal gestaltet ist, die Abdeckung ausreichend durch Verklebung oder einen Steckmechanismus befestigt ist. Sie darf sich nicht vorzeitig bereits beim automatischen Depalettieren oder beim automatischen Transport auf der Fördertechnik lösen. Sie soll erst bei der Warenverräumung am Point of Sale leicht zu öffnen sein. Der für die Automatisierungstechnik favorisierte Transportverpackungstyp ist eine geschlossene Verpackung. Um am Point of Sale das leichte Öffnen zu ermöglichen, ist die empfohlene Transportverpackung eine geschlossene mit Aufreißperforation oder eine zweiteilige mit ausreichender Fixierung der Abdeckung.  

Die vollständige Studie ist erhältlich im EHI Online-Shop.

Foto: SSI Schäfer

Kontakt: bergmann@ehi.org

Verpackungsanforderungen in der automatisierten Handelslogistik

Die aktuelle EHI-Studie „Verpackungsanforderungen in der automatisierten Handelslogistik” identifiziert und strukturiert die aktuellen Anforderungen an die Transportverpackungen und Ladungsbilder, die aufgrund automatisierter Prozesse in der Handelslogistik entstehen. Identifiziert wurden die Anforderungen auf Grundlage persönlicher Gespräche mit Händlern, die über teil- oder vollautomatisierte Prozesse in der Lagerlogistik verfügen.

Weitere Informationen: www.ehi.org/geschaeftsbereiche/ medien/studien/verpackung.html

Format: 21 x 21 cm, broschiert

ISBN: 978-3-87257-388-9

Preis: 495.00 € inkl. MwSt. und Versand

Mail: vertrieb@ehi.org

Fon: +49-221.57993-64

Gut vernetzt

Im Oktober fand in Berlin der 29. Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) statt. 3.200 Teilnehmer aus Industrie, Handel, Logistikdienstleistung und Wissenschaft tauschten sich über aktuelle Fragestellungen und grundsätzliche Themen von Supply Chain Management und Logistik aus. 40 Länder waren vertreten.

Der Vorsitzende des Vorstands der BVL, Prof. Raimund Klinkner, erwartete in seiner Eröffnungsansprache für das laufende Jahr ein weiteres Umsatzwachstum des Wirtschaftsbereichs Logistik um bis zu 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2011 war in Deutschland nach sehr gutem Geschäftsverlauf ein Umsatz in Höhe von 223 Mrd. Euro erzielt worden bei einem Wachstum um 6 Prozent gegenüber 2010. Gleichzeitig wies Klinkner auf die Diskrepanz zwischen den Zukunftserwartungen der Unternehmen und der tatsächlichen Geschäftslage hin. Tatsache sei aber auch, dass der Welthandel weiter wachse und insbesondere von den für die Exportnation Deutschland wichtigen Volkwirtschaften der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) starke Impulse sowohl in den Beschaffungs- als auch in den Absatzmärkten gesandt werden.

Der Kongress behandelte ein breites Spektrum aktueller und langfristig relevanter Logistikthemen. Zu den Hauptreferenten des Kongresses zählten Dr. Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp), Karl Gernandt (Kühne + Nagel International), Hans-Bernd Veltmaat (AGC O Corporation, USA ), Dr. Michael Süß (Siemens), Günter Butschek (Airbus, Frankreich) und der Unternehmer Prof. Claus Hipp. Für die Politik nahmen teil Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer sowie Dr. Frank-Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag. Den Gastvortrag zum Abschluss des Kongresses hielt der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx.

Weitere Informationen: www.bvl.de

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