20-50 Mrd. Endgeräte werden Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2020 weltweit mit dem Internet verbunden sein. Selbst wenn man den vorsichtigeren Prognosen folgt, hat das Internet of Things (IoT) das Potenzial, nicht nur in der Industrie 4.0, sondern auch im Handel Geschäftsmodelle tiefgreifend zu verändern. Konzepte wie der 2016 in Deutschland eingeführte „Amazon Dash Button“ zeigen die Entwicklungsrichtung auf. Detaillierte Informationen über die Kunden, ihre Vorlieben, Bedürfnisse und Verhaltensweisen werden zu führenden Erfolgsfaktoren im Retail 4.0. Neben der Verfügbarkeit und den Zugriffsmöglichkeiten auf entsprechende Daten spielt auch die Entscheidungsgeschwindigkeit eine immer wichtigere Rolle. Business Intelligence, Big Data und Predictive Analytics haben sich dementsprechend als wichtige Themen auf der EuroShop etabliert. Aktuelle Lösungen und Weiterentwicklungen sind zunehmend auch auf schnellen In-Memory-Datenbanktechnologien verfügbar.
Eng verknüpft mit der wachsenden Bedeutung von schnellen, aussagekräftigen Datenanalysen ist die Frage, wie und wo sich das sprunghaft steigende Datenvolumen flexibel und kostengünstig speichern und verarbeiten lässt. Cloud Computing gilt als Schlüssel-Technologie der digitalen Transformation, dennoch zögern viele Unternehmen, Kernprozesse in die Cloud zu verlegen. Anbieter von Managed-Cloud-Services adressieren diese Bedenken mit verschiedenen Lösungen, die sie auf der EuroShop zeigen. So hat Teradata 2016 ein Rechenzentrum in Frankfurt eingerichtet, das den strengen europäischen Datenschutzvorgaben gerecht wird und zugleich bei Bedarf eine besonders schnelle Datenanbindung garantiert. Oracle bietet Kunden eine Möglichkeit, Cloud-Services „on-premise“, also im eigenen Rechenzentrum zu nutzen.
Über den wachsenden Einfluss von Machine Learning und künstlicher Intelligenz sowohl auf den Dialog mit dem Kunden als auch auf Verkaufsentscheidungen können Messebesucher sich am IBM-Stand informieren. Die Cognitive-Computing-Technologie „Watson“ von IBM ist bei verschiedenen Handelsunternehmen bereits für die interaktive, sprachgesteuerte Kundenberatung oder für automatisch generierte Bestellvorschläge im Einsatz. Zu den aktuellen Neuerungen gehören Versionen für datenbasierte Bestellprognosen im Onlinegeschäft oder die Analyse von Lieferketten.
ERP-Systeme
Als zentrales Steuerungsinstrument sind ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) quer durch alle Branchen heute fest etabliert. Die Möglichkeit, branchen- und unternehmensspezifische Prozesse möglichst passgenau abzubilden, ist für ERP-Anwender ein maßgebliches Auswahlkriterium. Neben führenden Anbietern von ERP-Standardsoftware wie SAP, Microsoft und Oracle (2014: Übernahme von Micros Systems) präsentieren auf der EuroCIS 2017 auch zahlreiche Systemhäuser und Spezialisten für Retail-ERP und Warenwirtschaft aktuelle Lösungen, darunter beispielsweise Bison, GK-Software, Hiltes, Höltl, IT -Informatik, Salt oder Symphony EYC.
Auf dem Weg zum Retail 4.0 und der zunehmenden Digitalisierung von Unternehmensprozessen wandeln sich die Anforderungen an ERP-Systeme. Als Single Source of Truth (SSOT ) sollen sie Stamm- und Bewegungsdaten entlang der Wertschöfpungskette als zentrale und konsolidierte Datenquelle für unterschiedlichste Applikationen bereitstellen, und zwar möglichst mobil und in Echtzeit. Eine aktuelle Studie der Aachener Trovarit AG zeigt, dass Themen wie Daten und Informationssicherheit, Usability und Software-Ergonomie,die Einhaltung und Unterstützung rechtlicher und anderer Vorgaben (Compliance) sowie der mobile ERP-Einsatz in den letzten Jahren auf der Prioriätenliste der ERP-Anwender deutlich nach oben gerückt sind. Für Godelef Kühl, Geschäftsführer des ERP-Anbieters Godesys, gehört das Internet of Things (IoT) zu den wichtigsten Trends. IoT-Anwendungen werden ganze Geschäftsprozesse voll automatisch abwickeln, entsprechend müsse auch das ERP-System der Zukunft immer mehr Daten automatisiert verarbeiten.
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