Ausrede 1: Meine Daten sind für Hacker uninteressant!

Die landläufige Meinung ist, dass Cyberkriminelle nicht an der örtlichen Autowerkstatt oder der aufstrebenden Produktionsstätte für achteckige Bierdeckel interessiert sind. Warum sollten Gauner sich auch mit einem Kleinstunternehmen zufrieden geben, wenn sie genauso gut Konzerne mit zigfachem Millionenumsatz ins Visier nehmen können? Klingt logisch, aber in unserem Fall greift eher das Sprichwort „Kleinvieh macht auch Mist“. Viele Großkonzerne machen ihre Umsätze nicht mit 10 Deals zu je 1 Milliarde Euro, sondern vielmehr mit 1 Milliarde Deals zu je 10 Euro. Genau dieses Verhältnis von kleinem Wert und großer Anzahl ist für die Cyberkriminellen am attraktivsten. Sie schöpfen also lieber unzählige Kleinstunternehmen ab, anstatt ein vermeintlich besser geschütztes Großunternehmen anzugreifen.

Beispiele gefällig? Die Cryptolocker-Gang erleichterte alleine in Großbritannien über 100.000 Nutzer um jeweils rund 250 Euro und die Spamming-Industrie würde liebend gerne Ihren Computer übernehmen, um ihn dazu zu nutzen, millionenfach Spam in die Welt zu schicken. Aus Perspektive der Cyberkriminellen sind wir alle potenzielle Opfer. Wir sind es uns, aber auch allen anderen Internetnutzern schuldig, uns bestmöglich zu schützen und den Verursachern von Malwareattacken das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Ausrede 2: Mit aktuellster Software streikt der Drucker!

Tatsächlich ist es nicht einmal immer die Hardware, die Probleme bereitet. Immer häufiger muss veraltete Software als Ausrede  herhalten, um im Morast der Unsicherheit zu verweilen. In letzter Zeit steht vor allem Windows XP hoch im Kurs, von dem sich viele nicht trennen wollen und damit auch keine offiziellen Sicherheits-Updates mehr erhalten. Dieses Verhalten ist dann akzeptabel, wenn ältere und nur kostenintensiv zu ersetzende Geräte wie beispielsweise eine CNC-Fräse, die lediglich auf XP verlässlich läuft, im Einsatz sind. Wer allerdings nur einen stinknormalen PC oder Laptop sein eigen nennt, muss sich fragen, ob der  Mehrwert eines angestaubten Druckers das Risiko nicht gepatchter Software rechtfertigt. Es muss jedem klar sein, dass Sicherheitslücken, die seit längerer Zeit bekannt sind, von Hackern zuerst ausgenutzt werden, da diese hier die effektivsten Angriffsmethoden haben.

Ausrede 3: Ich habe einen Mac!

Gute Wahl, habe ich auch! Aber egal, welchen Computer Sie besitzen, oder welche Software installiert ist – wenn das Gerät verloren geht oder gestohlen wird, sind die darauf befindlichen Daten in fremden Händen. Denn selbst wenn die meisten gestohlenen Laptops schnell neu aufgesetzt und weiter verkauft werden, gibt es immer noch eine Reihe von Geräten, die in die Hände von Datendieben geraten. Daten haben immer einen gewissen Wert, und Leute, die sich mit dem Extrahieren der richtigen Informationen auskennen, können eine Menge Geld damit machen. Kurze Rede, langer Sinn: die Marke des Computers gibt keinen Anlass zur Sorglosigkeit bei der Sicherheit der Daten. Installieren Sie eine Festplattenverschlüsselung auf Ihrem Laptop, wenn das Gerät außer Haus genutzt wird. Dann bekommen die Datendiebe im Fall der Fälle nur geschredderten Müll.

Ausrede 4: Security-Software macht PC zur Schnecke!

Gerade in Bezug auf Festplattenverschlüsselung herrscht oftmals noch die irrige Meinung, dass sie PCs extrem verlangsamt. Diese Zeiten sind lange vorbei. Bei modernen Verschlüsselungslösungen wie „Bitlocker“ für Windows oder „File Vault für OS X“ sind statistisch signifikante Performanceeinbrüche dank CPU-Verbesserungen so gut wie nicht mehr festzustellen. Auch Antivirus-Programme stehen im Ruf, die Rechnerleistung zu verschlechtern. Das hängt unserer Erfahrung nach aber primär damit zusammen, dass viele Nutzer alle „Schalter“ des Programms aktivieren. Damit laufen oftmals redundante Kombinationen von Scanning-Optionen auf dem Rechner, der dann mehr Arbeit als notwendig aufwenden muss. Auch sichere Passwörter und die Zweifaktor-Authentifizierung haben ihren Ruf als Zeitfresser weg. Aber die paar Sekunden sollten für ein großes Plus an Sicherheit drin sein. Verzichten Sie nicht auf notwendige Sicherheitsanwendungen, nur um heute im Idealfall ein paar Minuten zu gewinnen. Dieser Fehler kann Sie schon Morgen ein Vielfaches an Zeit kosten.

Ausrede 5: Ich surfe nur zu sicheren Internetseiten!

Tatsächlich? Da stellt sich die Frage, woher Sie das wissen wollen. Wie können Sie im Voraus feststellen, ob eine Webseite sicher ist oder nicht? Internetnutzer sollten sich darüber im Klaren sein, das sogar legitime und bekannte Seiten mit Malware verseuchte Anzeigen beinhalten. Diese können über einen gehackten Provider eingespielt werden ohne dass der eigentliche Seitenbesitzer irgendetwas mitbekommt. Hier kann die Web-Filtering-Technologie weiterhelfen, da sie nicht nur die URLs der Internetseite checkt, sondern auch den kompletten Inhalt. Gehen Sie nicht davon aus, dass jede Online-Gaunerei mit einem oder zwei Blicken erkennbar ist. Und selbst wenn Sie gestern noch eine sichere Seite ohne Probleme besucht haben, kann das heute schon ganz anders sein.

Die fünf Ausreden sind exemplarisch für fehlende Sicherheit auf dem Computer. Natürlich ist die Liste noch viel länger, wenn es darum geht, die eigene Lethargie in punkto IT-Security schön zu reden. Aber bitte tun Sie das in Zukunft nicht mehr. Es gibt sicherlich immer wieder Situationen, in denen bestimmte Vorkehrungen für Sie nicht praktikabel sind. In diesen Fällen haben Sie zumindest noch die Möglichkeit, potentielle Sicherheitslücken durch andere Vorkehrungen zu minimieren. Wenn Sie z.B. unbedingt XP behalten müssen, um Ihre Multimillionen-Euro-Maschine am Laufen zu halten, sollten Sie auf jeden Fall eine Firewall nutzen, um das gute Stück in eine sichere Ecke des Netzwerks zu verfrachten. Nichts zu tun ist wie immer die leichteste Übung, aber es ist auch die schlechteste. Nicht nur für Sie, sondern in Zeiten des World Wide Web auch für alle anderen.

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Autor Sascha Pfeiffer arbeitet als Principal Security Consultant beim Web-, Mobile- und Network-Security-Lösungsanbieter Sophos.

Weitere Informationen: www.sophos.com