Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum zu verkaufen ist erlaubt, wenn der Kunde darüber aufgeklärt wurde. Mit ihrer Idee verfolgt das 2014 gegründete Start-up „The Good Food“ das Ziel, die Lebensmittelverschwendung zu verringern. Bisher haben sie Lebensmittel, die nicht den Anforderungen des Handels entsprechen, vornehmlich auf Märkten oder Straßenfesten angeboten. Im Juli und August dieses Jahres testeten sie ihr Konzept in einem Sommerladen in Ehrenfeld – mit Erfolg. Seit Anfang Oktober präsentieren sie ihr Warensortiment in der Maybachstraße auf rund 20 Quadratmetern. Um die Qualität der Lebensmittel sicherstellen zu können, verzichten Gründerin Nicole Klaski und ihre Kolleginnen, die alle ehrenamtlich arbeiten, in ihrem Store auf Frischwaren. Die Fläche teilen sie sich derzeit mit zwei Partnern, die beide ebenfalls auf Nachhaltigkeit ihrer Produkte achten. Emkie verkauft dort ihre eigens designten veganen Babyschuhe, in naher Zukunft soll ein weiterer Partner Fermente aus eigener Produktion zum Verkauf anbieten. Nicht nur das Konzept ist außergewöhnlich, sondern auch der Bezahlprozess: Der Kunde kann selbst festlegen, wie viel er für die Lebensmittel bezahlen möchte.
Natürliche Materialien unterstreichen das Konzept
Das Konzept des Start-ups spiegelt sich im Store-Design wider, denn ein Großteil der Inneneinrichtung wurde geliehen oder übernommen. Raue Oberflächen treffen auf natürliche Materialien. Insgesamt dominiert eine heimische und zugleich moderne Atmosphäre den Raum. Eine unverputzte Wand ziert den Store. Im Mittelpunkt stehen die Lebensmittel, die auf rustikalen Holztischen in der Mitte des Ladens präsentiert werden. Mit modernen Beleuchtungsanlagen an der weißen Decke, die vom Vormieter übernommen wurden, werden die Produkte in geliehenen, großen Regalen mit Metall-Rahmen beleuchtet.
In den Regalen setzen alte, handgefertigte Industriekästen aus Massivholz der in Köln ansässigen Firma „Dinge“ Gemüsewaren in Szene. Zudem stehen dort einzelne Bierflaschen und Bierkästen. Zur Kühlung von Getränken und einigen selbstgemachten Produkten dient ein schmaler Getränkekühlschrank. Schilder aus Pappkarton und kleine Holztafeln geben Informationen zu den Produkten – und machen Kunden darauf aufmerksam, dass es sich um Waren handelt, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten wurde. Zahlreiche Details im Raum laden zum Entdecken ein: Gefüllte Einmachgläser im großen Ladenfenster, kleine und große Flechtkörbe sowie Schubladen, die mit verschiedenen Lebensmitteln bunt gefüllt sind. Überall im Geschäft hängen Jutebeutel mit regionalem Bezug.
Einwandfreie Produkte
Verkauft werden unter anderem krummes Gemüse, Marmelade und Brot vom Vortag. Die Qualität der Produkte sei einwandfrei, verspricht Klaski, häufig entspreche nur die Optik nicht der Norm. Die meisten Lebensmittel im Laden stammen von Bio-Bauern. Das Gemüse-Sortiment wechselt zwei Mal die Woche und richtet sich hauptsächlich nach saisonalen Angeboten. Die Trockenware wechselt unregelmäßig und ist von den Angeboten der Hersteller an „The Good Food“ abhängig. Ein Großteil der Betreiber gibt ihre Produkte unentgeltlich an den Laden weiter, bei einigen wird ein Abschlag für den Pfand oder Versand gezahlt. Darüber hinaus gehen die Betreiber von The Good Food mit Freiwilligen zur Nachernte zu den Bauern und transportieren die Ware anschließend selbstständig direkt in das Ladengeschäft. Wöchentlich kommen so zwischen 100 und 200 Kilo Gemüse in das Sortiment.
Bisher werden alle Produkte vornehmlich im Ladengeschäft verkauft, die Trockenware und Kisten werden im ladeneigenen Lager und einer externen Lagerhalle in Köln-Ehrenfeld eingelagert, in der „The Good Food“ eine kleine Fläche nutzen darf. Nicht verkaufte Produkte werden eingekocht oder weiterverarbeitet. Auf den Verkauf kühlpflichtiger Ware wird derzeit verzichtet, da die Kühlkette nicht eingehalten werden kann.
Events rund um Lebensmittel
Das Team von „The Good Food“ veranstaltet auch Events und Workshops, an denen Interessierte über die Arbeit des Teams und Themen rund um Lebensmittel lernen können. In den Workshops können Teilnehmer zudem Techniken und Tipps erlernen, wie Lebensmittel länger haltbar gemacht werden können, so zum Beispiel durch Fermentierung. Aufmerksamkeit weckt das Start-up vornehmlich über die sozialen Medien und die Website.
Fotos (9): The Good Food
Weitere Informationen: www.the-good-food.de