Die Braukunst hat in Dresden eine lange Tradition. Radeberger oder Feldschlößchen sind heute jedem Bierliebhaber auch außerhalb der Landesgrenzen Sachsens bekannt. An die Namen der Brauereien aus der Blütezeit des 19. Jahrhunderts wie Felsenkellerei-Brauerei, die Falkenbrauerei oder die Aktien-Bierbrauerei zu Reisewitz erinnern sich hingegen nur noch ausgewiesene Bierexperten. Ebenfalls wurde bereits zu Zeiten des Ersten Weltkrieges das Dresdner Hofbrauhaus im westlichen Stadtteil Cotta aufgegeben, das mit einer Jahresproduktion von 117.000 Hektolitern einst zu den größten deutschen Brauereien zählte.
Vom ehemaligen Fabrikgelände an der viel befahrenen Hamburger Straße zeugt heute noch ein imposanter Fabrikschornstein. Er steht auf dem Kundenparkplatz des neuen E-Centers „Hofbrauhaus“ der Dresdner Händlerfamilie Scheller. John Scheller (32) hat die Strahlkraft des historischen Standortes gleich erkannt, als ihm das Objekt von der Edeka-Großhandelsgesellschaft Nordbayern Sachsen angeboten wurde. Scheller war fasziniert von einem alten, 65 Meter tiefer Brunnen, der bei Erdarbeiten auf dem Betriebsgelände der ehemaligen Brauerei gefunden wurde. Anstatt ihn zuzuschütten, machte er den Brunnen, abgedeckt mit einer Glasplatte und effektvoll ausgeleuchtet, zur Attraktion der Getränkeabteilung seines neuen Supermarktes. „Wir wollen den Einwohnern von Cotta ihre Geschichte erhalten“, begründet John Scheller die Ent scheidung, die Marke „Dresdner Hofbrauhaus“ schützen zu lassen und ein eigenes Bier gleichen Namens herstellen zu lassen und im Supermarkt zu verkaufen. Zwei Sorten, ein Pils und ein handgebrautes, unfiltriertes Zwickelbier, werden im Kasten und im Sechser-Pack angeboten – sowohl im E-Center „Hofbrauhaus“ als auch in den beiden anderen Edeka-Märkten der Schellers in Radeberg und Großenhain.
In dem auffallend hohen Gebäude mit teilweise begrüntem Flachdach und naturbelassenen Holzleimbindern hat John Scheller viele eigene Ideen umsetzen können, zusammen mit den Spezialisten von Linde Ladenbau, die mit der Planung und dem Projektmanagement beauftragt wurden. „Gemeinsam haben wir uns in der Planungsphase Gedanken gemacht, wie wir uns anlehnen können an die vorgegebene Außenarchitektur und an die Tradition des historischen Standorts“, berichtet Linde-Projektleiter Oliver Müller. Eichenholzumrahmte Schiefertafeln mit warenkundlichen Informationen in den Frischwarenabteilungen oder auch die Fensterläden in der Rückwand hinter den Bedienungstheken „spielen“ mit dem Thema Herkunft und Tradition.
Frischwaren in Bedienung
Die Fleischtheke (alle Frischwaren werden ausschließlich in Bedienung angeboten) und vor allem die Fischtheke mit angeschlossener Räucherei und Aquarium für Lebendfische sind neben der Weinabteilung und der Abteilung für Obst und Gemüse die Aushängeschilder des Marktes. Die Obst- und Gemüseabteilung mit vielen regionalen Produkten ist mittels einer Pfosten-Riegel-Konstruktion optisch abgetrennt vom übrigen Markt, man will den Kunden zu Beginn seines Einkaufs erst einmal „fangen“ und verweilen lassen, bevor sein Blick in die Weiten der Warenwelten schweift. Das Trockensortiment wird in Stahlblech-Regalen präsentiert, für die Weinabteilung hat man sich für Gitterregale entschieden, auch um die Wertigkeit des Sortiments zu unterstreichen. Im kommenden Frühjahr erhält das E-Center Scheller eine neue Attraktion: Dann wird das „Dresdner Hofbrauhaus“-Bier vor den Augen der Kunden in Flaschen abgefüllt – in einem durch eine Glasscheibe transparenten Nebenraum des Marktes.
Fotos (2): Linde Ladenbau
Daten + Fakten E-Center Hofbrauhaus
Adresse: Hamburger Straße 86-88, Dresden-Cotta
Eröffnung: 05.05.2011
Verkaufsfläche: 2.500 qm
Anzahl Mitarbeiter: 65
Artikelzahl: ca. 20.000
Ø Kundenzahl/Woche: 11.000
Planung, Projektmanagement und Ladeneinrichtung Trockensortiment: Linde Ladenbau
Beleuchtung: Bäro
Bedienungstheken: Aichinger
Tiefkühleinrichtungen: Hauser
Kassentische: Itab Germany