Lesen, spielen und Handys kaufen | stores+shops

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Foto: O2

Lesen, spielen und Handys kaufen

Der Mobilfunkanbieter O2 hat im britischen Manchester eine Vorzeige-Filiale eröffnet, die vier Mal so groß ist wie eine normale Filiale und die mit interaktiven und digitalen Elementen mehr wie ein sozialer Treffpunkt zum Spielen und Schauen wirkt. Sehen wir hier die Zukunft des Handy-Shops?

Noch vor wenigen Jahren dienten Mobilfunkgeschäfte genau einem Zweck: dem Verkauf von Mobiltelefonen. Das mag selbstverständlich klingen, ist es inzwischen aber nicht mehr. Denn heute machen Mobilfunkläden nur noch einen relativ kleinen Teil ihres Geschäfts mit Handys. Der moderne Mobilfunkladen verkauft Erweiterungen, „Peripheriegeräte“ (man könnte auch sagen: Zubehör) und so genannte Phablets – mobile Geräte, die eine Zwitterstellung zwischen Smartphone und Tablet-PC einnehmen. Hinzu kommen Dienstleistungen, um die Kunden dabei zu unterstützen, die Möglichkeiten ihrer Geräte auszuschöpfen. Dies alles hat dazu geführt, dass Mobilfunkläden heute nicht mehr in erster Linie mobile Geräte verkaufen, sondern dem Kunden eine ganze Erlebniswelt bieten.

Zu den Mobilfunkgesellschaften, die dies erkannt haben, gehört in Großbritannien auch O2. Das Unternehmen hat vor Kurzem einen Flagshipstore in Manchester eröffnet, der das Kundenerlebnis und Services in den Vordergrund rückt und nicht mehr durch mehrere Regalmeter mit verschiedenen Handy-Modellen geprägt ist.

Star Wars inklusive

Die neue Filiale in der zentralen Market Street springt jedem Passanten sofort ins Auge. Die Eröffnung des mit rund 230 qm ungewöhnlich großen eingeschossigen Mobilfunkgeschäfts fiel mit dem Kinostart des neuesten Star Wars-Films im Januar zusammen, und man entschied sich zu einer Kooperation mit Disney. Vier miteinander verbundene Flachbildschirme wurden aufgestellt, auf denen einzelne Szenen aus dem Blockbuster zu sehen waren. Auf dem Schaufenster selbst wurden Aufkleber mit dem Schriftzug „Touch here“ angebracht. Wenn der Passant darauf drückte, konnte er Einfluss auf den Bildschirminhalt nehmen.

Sitzbereiche jeglicher Art kennzeichnen den Mobilfunk-Store und laden explizit dazu ein, einfach Zeit dort zu verbringen und ein bisschen zu lesen und zu spielen. (Foto: O2)

Sitzbereiche jeglicher Art kennzeichnen den Mobilfunk-Store und laden explizit dazu ein, einfach Zeit dort zu verbringen und ein bisschen zu lesen und zu spielen. (Foto: O2)

Durch das andere Schaufenster rechts vom Eingang konnte man von außen sehen, wie die Kunden im Geschäft ein interaktives Spiel um den Star Wars-Droiden BB-8 spielen. Zusammen weckten die beiden Schaufenster die Neugier der Passanten und gaben ihnen gleich mehrere Gründe, den Schritt über die Türschwelle zu wagen.

Das Innere der von der Londoner Design-Agentur Dalziel + Pow gestalteten Filiale hat nichts von einem klassischen Mobilfunkgeschäft an sich. Bridget Lea, die Geschäftsführerin von O2 Store Retail, erklärt, dass der Auftrag an Dalziel + Pow lautete, ein Design zu kreieren, das sich von der Gestaltung des klassischen Handy-Geschäfts unterscheidet. „Wir wollten die für Handy-Shops bislang geltenden Normen durchbrechen. Wir hatten hier die einmalige Chance, den Wandel in unserer Branche auch im Design nachzuvollziehen“, so Lea. „Der Kunde möchte, dass sein Mobilfunkgeschäft mit dem entsprechenden Fachwissen für ihn da ist und ihn dabei unterstützt, seinen Alltag komfortabler zu gestalten.“

Im Store bedeutet dies, dass im Bereich hinter dem Eingang (der sogenannten „decompression zone“) relativ wenig auf den Verkauf von Handys hinweist. Vielmehr steht hier das digitale Erleben im Vordergrund, sei es in Form einer erweiterten Realität, bei der die Figur BB-8 Kunden mit der entsprechenden App auf ihrem Smartphone durch den Laden führt, oder in Form eines überdimensionierten Brettspiels, in dem ebenfalls BB-8 vorkommt. Dieser Teil des Verkaufsraums wird von Zeit zu Zeit umgestaltet und soll ganz dazu dienen, potenzielle Kunden weiter in das Geschäft zu locken.

Treffen am WG-Tisch

Weiter hinten beginnt das eigentliche Geschäft. In der Mitte des Verkaufsraums befindet sich ein schlichter langer Holztisch auf einem grauen Teppich mit Zick-Zack-Muster. Zu beiden Seiten des Tisches stehen bunt zusammengewürfelte Designerstühle und Bänke, die an altes Schulmobiliar erinnern, und auf dem Tisch liegen verschiedene Lifestyle-Magazine aus, in denen die Kunden blättern können.

Wer sich wirklich für ein neues Smartphone oder ein Phablet interessiert, findet diese natürlich auch. Die Geräte sind links und rechts an den Wänden ausgestellt, jeweils unter einer Grafik, die die Skyline von Manchester zeigt. An der Decke installierte Beamer projizieren bewegte Bilder auf die Szenerie und lassen die Tablets und Smartphones auf dem hüfthohen Präsentationsmöbel direkt unter der Skyline-Grafik gewissermaßen lebendig wirken.

O2, Manchester

Anschrift: 102 Market St, Manchester, M1 1PB
Fläche: 232 qm
Eröffnung: 6. Dezember 2015
Storedesign: Dalziel + Pow
Status: Flagship- und Konzept-Store, zuvor befand sich in diesem Geschäft eine Nike-Filiale

Im hinteren Bereich schließlich werden die Geschäfte abgewickelt, hier wird die Ware verkauft und hier werden die Formulare ausgefüllt, wenn ein Kunde seinen Mobilfunkvertrag umstellen bzw. erweitern möchte. Deshalb stehen hier Sofas und Bänke für die Kunden, und direkt an der Rückwand des Verkaufsraums befindet sich ein Kassentresen mit roher Holzverkleidung.

Damit hat sich O2 ein ganzes Stück weit vom Design eines klassischen Mobilfunkshops entfernt, und Bridget Lea erklärt, dass einige Elemente als Blaupause für künftige Filialen dienen werden. Bemerkenswert ist auch, dass die Filiale in Manchester fast vier Mal so groß ist wie ein normaler O2-Mobilfunkladen in Großbritannien. Wenn dies die Zukunft des Mobilfunkshops ist, dann sieht es ganz so aus, als ob in einem fast schon abgeschriebenen Segment des Einzelhandels durchaus noch Leben steckt.

Fotos (2): O2

Weitere Informationen: www.o2.co.uk

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