Ikea: Urban und nachhaltig in Wien

Über einen Projektzeitraum von insgesamt zehn Jahren entwickelte Ikea die grüne Vision. „Wir sind einen weiten Weg gegangen von den ‚blauen Boxen’ auf der grünen Wiese hin zu einem City Store, der seinesgleichen sucht. Wir wagen dieses Experiment, weil sich das Konsumentenverhalten und auch die Mobilitätsgewohnheiten rasant verändert haben“, sagt Rodolphe de Campos, Country Finance Manager bei Ikea Österreich, und ist überzeugt: „Mit diesem Konzept gelingt uns die Verschmelzung von Online und Offline sowie von Freizeit-Treffpunkt und Shoppingerlebnis.“

Treffpunkt

Das siebengeschossige Gebäude beherbergt auf insgesamt fünf Ebenen das Ikea Einrichtungshaus. In den beiden oberen Stockwerken befindet sich die Accor Hotelmarke Joe & Joe, deren Hospitality-Konzept sich besonders an junge Menschen und Geschäftsreisende richtet. Für weiteres Service sorgen vier Geschäfte – Apotheke, Hörgerätestudio, Friseur und Bäckerei – die dort schon zuvor angesiedelt waren.

Fällt auf: Die Fassade am Wiener Westbahnhof.
Foto: Ikea

Auf der Dachterrasse lädt Ikea in seine weltweit erste Snackbar, die öffentlich zugänglich ist. Das Food-Angebot soll schwedisches Flair nach Österreich transportieren.

Ikea Wien Westbahnhof legt den Fokus klar auf die Erwartungen und Wünsche der städtischen Kundschaft nach Mobilität ohne Auto: „Der neue Store ist komplett autofrei. Das Konzept spart rund 350.000 Autofahrten, also 1.000 Tonnen CO2, gegenüber einem herkömmlichen Einrichtungshaus“, so Maimuna Mosser, Country Business Development Managerin bei Ikea Österreich. Stattdessen werden Einrichtungsideen in neuer Weise präsentiert. Ein traditionelles Möbellager gibt es nicht: Kund:innen können vor Ort kleine Produkte kaufen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad transportierbar sind – über 3.000 Artikel werden zur Mitnahme gelagert. Alle größeren Produkte werden geliefert oder per Click & Collect zur Abholung bereitgestellt.

Omnichannel via Scan & Pay

Ebenfalls neu: Alles, was für einen Einkauf im neuen Ikea-Store benötigt wird, sind das Handy und die Ikea-App, die Konsument:innen mobil inspirieren will und ihnen erlaubt, Einkaufslisten zu erstellen und online zu bestellen. „Die Funktion Scan & Pay erweitert die App um die Möglichkeit, die Lieblingsprodukte im Store selbst zu scannen“, so Claudio Winkler, Country Digital Manager bei Ikea Österreich.

Neue digitale Screens informieren über Produkte, Self-Service Lösungen sollen beim Einkauf unterstützen.

Vollautomatisierte Logistik

Über ein vollautomatisiertes Lager in der unteren Ebene des Einrichtungshauses wird die Ware mithilfe von Transferschlitten, Robotern und Förderbändern ein- und auslagert und mit Warenaufzügen im gesamten Einrichtungshaus verteilt. Auf allen vier Ebenen werden die Verkaufsfächer täglich zweimal aufgefüllt.

Eine weitere technische Besonderheit ist der überdimensionaler Drehteller, auf den der Lkw zur Warenanlieferung fährt. Für die Entladung wird dieser um 180 Grad gedreht, um das aufwendige Rückwärtsfahren und die damit verbundenen Warngeräusche zu vermeiden.

Nachhaltig im Großstadtdschungel

Mit insgesamt 160 Bäumen und Sträuchern an allen vier Fassadenseiten und auf dem Dach setzt das Handelsunternehmen optisch Akzente und leitet zugleich einen positiven Beitrag zum Mikroklima im Grätzl.

Die üppige Fassaden- und Dachbegrünung.
Foto: Ikea

An einem Hitzetag kann die Nachbarschaft auf diese Weise um bis zu -1,5°C abgekühlt werden. Dafür wurde das Gebäude bereits mit dem „Greenpass“-Platinum Zertifikat ausgezeichnet.

„Die Fassaden- und Dachbegrünung ist entsprechend unserer Wurzeln von den schwedischen Wäldern und National Parks inspiriert“, erklärt Maimuna Mosser. Freiflächen und lichtdurchflutete Bereiche am Gebäude bieten auf allen Ebenen ausreichend Platz für Vogelnester, Bienenstöcke und weitere begrünte Fassadenelemente.

Zusätzlich wurden am Gebäudedach Photovoltaikanlagen installiert, die eine Leistung von 88 kWp haben, insgesamt 13 Tonnen wiegen und rund 800 qm der gesamten Dachfläche überdecken. Neben der umweltfreundlichen Energiegewinnung haben die Anlagen einen weiteren Vorteil: Die Glaspaneele spenden Schatten und erlauben so auch im Sommer ein angenehmes Verweilen auf der Dachterrasse.

Ein ausführlicher Beitrag erscheint in Ausgabe 5 der stores+shops.