Die architektonische Aufgabe bestand darin, die Strahlkraft des legendären Pariser Warenhauses in einen fremden Kulturkreis auf der anderen Seite der Welt zu transferieren, ohne ins Theaterkulissenhafte zu verfallen. Das Berliner Haus von Galeries Lafayette macht mit den Glaszylindern in dem Gebäude des Architekten Jean Nouvel Referenzen an das Mutterhaus am Boulevard Haussmann in Paris mit seiner Jugendstil-Kuppel. Ein Nachbau der Glaskuppel erschien in Jakarta ungeeignet. „Wichtig war zu verstehen, wie die Mentalität des Standorts mit der Faszination des ‚French Touch’ und der Marke Galeries Lafayette interagiert“, erläutert Werner Franz vom Architekturbüro Plajer & Franz in Berlin, das für die Gestaltung des Hauses verantwortlich zeichnet. „Ein wenig mehr Klischee als in Deutschland ist da durchaus angebracht, aber ohne kitschig zu werden.“

„Lichtskulpturen“ in der Abteilung für Abendmode

„Lichtskulpturen“ in der Abteilung für Abendmode

In Jakarta fanden die Architekten eine leere, neutrale Gebäudehülle vor. Für den Wow-Effekt musste also die Inszenierung im Innern sorgen. So wurde eine stilisierte Interpretation des Eiffelturms als vertikales Element an der Rolltreppe installiert, um symbol- und prestigeträchtig Pariser Flair zu schaffen. Der Eiffelturm, hier mit bronzefarbener Oberfläche, soll Eleganz, Zeitlosigkeit, Fashion und Individualität assoziieren. Auch die „Indoorfassaden“, Illustrationen von Häuserfassaden aus Paris, gedruckt auf Glaselemente, suggerieren französische Lebensart und dienen zugleich als Trennwände zwischen den Marken, als hätten diese ihr eigenes Schaufenster auf einem Pariser Boulevard. Der Titel des gestalterischen Konzepts lautet „One Day in Paris“.

French Touch

Neben Bronze und viel Glas kam als Akzentfarbe Rot zum Einsatz, ebenfalls in der DNA der Marke verankert. Bodenbeläge in Naturstein und geöltem Holz wirken natürlich und bieten Robustheit sowie einen landestypischen Anklang. Die weiteren Materialien wurden je nach Ausrichtung der einzelnen Abteilungen von „Luxury“ bis „Casual“ entsprechend ausgewählt. Die „Coupole“, die Glaskuppel, wurde lediglich als stilisiertes Decken- und Lichtelement an den Kreuzungspunkten der verschiedenen Warensegmente in den Etagen konstruktiv nachempfunden.

Die relativ reichhaltige Verwendung von Holzmöbeln zeigt eine landestypische Anpassung des Konzepts.

Die relativ reichhaltige Verwendung von Holzmöbeln zeigt eine landestypische Anpassung des Konzepts.

Als durchgängige Lichtlösung dient ein modulares Lichtsystem, bestückt jeweils mit zwei Akzent-Einbaustrahlern für ein ruhiges und stimmiges Deckenbild. Die eng strahlenden Reflektoren akzentuieren die Ware. Der äußere Präsentationsgürtel ist vom Innenraum visuell abgegrenzt durch unterschiedliche Wattagen. In „strategisch“ wichtigen Segmenten wie dem Eingang oder den Schaufenstern kommen ergänzend kardanische Einbaustrahler sowie Stromschienenstrahler zum Einsatz. Das Beleuchtungskonzept stammt von Ansorg. Realisiert wurde die 12.000-qm-Fläche in Kooperation mit Mitra Adiperkasa (MAP), einem indonesischen Fashion-Retailer.

Die französisch-deutsche Exkursion nach Indonesien kam zustande, nachdem Plajer & Franz ein neues Konzept für die Young-Fashion-Abteilung in der Berliner Filiale von Galeries Lafayette umgesetzt und im Anschluss daran dort weitere Stockwerke umgebaut hatten. Die Kombination aus französischem Warenhaus und Berliner Architekten ist übrigens bereits weiter gezogen und plant gerade das nächste gemeinsame Objekt in Istanbul. Die Galeries Lafayette setzen ihre Expansionsstrategie fort mit einer Eröffnung in diesem Herbst in Beijing sowie sieben weiteren Filialen weltweit bis 2015.

Fotos (3): DiePhotodesigner.de / Ken Schluchtmann, Berlin

Weitere Informationen: www.galerieslafayette.co.id

Galeries Lafayette

Adresse: Galeries Lafayettes Jakarta, Pacific Place Shopping Mall, JL Jend Sudirman Kav 52-53, Level B1, Jakarta 12190, Indonesien

Eröffnung: Juni 2013

Fläche: 12.000 qm

Etagen: 4

Sortiment: rd. 300 Marken

Design: Plajer & Franz Studio, Berlin

Beleuchtung: Ansorg, Mülheim/Ruhr

Anzahl Häuser Frankreich: 64

International: Flagships in Berlin, Casablanca, Dubai und Jakarta, demnächst Istanbul

Verkaufsfläche: insg. 500.000 qm