Ein dornenreicher Weg sei es gewesen, den Globetrotter in den letzten fünf Jahren zurückgelegt hat, blickt Andreas Bartmann, Geschäftsführer von Globetrotter Ausstattung, anlässlich der Eröffnung der neuen Hamburger Filiale zurück. Obwohl selbst erfolgreich im Online-Handel unterwegs, bekam Globetrotter die Konkurrenz aus dem Internet in den letzten Jahren geballt zu spüren. Die Filialen Filderstadt und Frankfurt fielen dem Rotstift zum Opfer. Ende 2014 gab Globetrotter seine Unabhängigkeit auf und schloss sich mit zwei Outdoor-Händlern aus Skandinavien zur Frilufts Retail Europe AB zusammen. Offenbar war dieser Schritt erfolgreich, denn 2016 konnte laut Bartmann wieder eine schwarze Null geschrieben werden.
Das im April eröffnete Geschäft in Hamburg, ein Neubau mit ca. 1.000 qm Verkaufsfläche über zwei Etagen, ist Ausdruck der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens. Die Filiale nimmt zwar Elemente der Globetrotter-typischen erlebnisorientierten Ladengestaltung auf, verzichtet aber auf spektakuläre Testeinrichtungen wie Kältekammer, Regengrotte oder das Wasserbecken für die Kanu-Probefahrt. Dafür gibt es kompakte Präsentationsstationen zum Testen von Produkten wie Messer oder Multiwerkzeuge. Die Präsentation der Schuhe ist in eine Wand mit 160 Schildern und Piktogrammen der schönsten internationalen Wanderwege eingebettet. Die Schuhe können auf einer 16 Meter langen Schuhteststrecke ausprobiert werden. Die Treppe ins Obergeschoss ist flankiert von Porträtbildern von Menschen auf der ganzen Welt, um den kosmopolitischen Anspruch zu unterstreichen.
Touristen als Zielgruppe
Das Sortiment im City-Store deckt den Grundbedarf dessen ab, was der globale Abenteurer für seine Reiseausstattung benötigt. Zielgruppe sind aber vor allem die Millionen von Hamburg-Touristen, einschließlich der vielen Kreuzfahrtreisenden, die vom Hafen kommend in der Innenstadt auf Shopping-Tour gehen. Ein Paar bequeme Walking-Schuhe, eine warme, regenfeste Jacke oder ein City-Rucksack – Globetrotter setzt auf den Spontankauf von Artikeln für das kleine Reisegepäck. Ein Novum ist, dass Oberbekleidung nicht nur hängend, sondern auch liegend auf Verkaufstischen präsentiert wird. Auch den integrierten Shop des schwedischen Ausstatters Fjällräven findet man sonst in keiner anderen Globetrotter-Filiale. Der Kunde ist eben ein anderer als in den klassischen Großfilialen. Insgesamt bietet sich dem Auge eine ruhige Einkaufsatmosphäre ohne vordergründige Markenkult- und Lifestyle-Inszenierungen.
Die beiden City-Stores – nach Hamburg öffnete fast zeitgleich ein weiteres Geschäft an der Königsallee in Düsseldorf – sollen die großen Filialen nicht ersetzen, sondern ergänzen, heißt es bei Globetrotter. Gemeinsam ist den Formaten die Einbindung in den Online-Bereich. Die Kunden können auf weitreichende Omnichannel-Services zugreifen, u.a. Click & Collect, Click & Reserve und Same-Day-Delivery.
Die Kosten für Bau und Einrichtung beliefen sich auf 1,5 Millionen Euro, die Bauzeit betrug 5 Monate. Verantwortlich für Planung und Realisierung ist das Hamburger Architekturbüro Prof. Moths. Globetrotter betrachtet das neue City-Format als Testmarkt. Wenn sich das Sortimentskonzept bewährt, sollen weitere City-Filialen in deutschen Großstädten folgen.
Fotos (3): Globetrotter
Weitere Informationen: redaktion@ehi.org
Equipment für's Grillen am Elbufer
Federführend bei der Planung und Umsetzung auch der neuen City-Filialen von Globetrotter ist das Architekturbüro
von Prof. Holger Moths in Hamburg.
Drei Fragen an den Architekten.
Globetrotter als kompakter City-Store – was macht dieses Konzept aus im Vergleich zu den großen Erlebnisfilialen?
Globetrotter bewegt sich mit den neuen City-Stores auch geographisch näher zum Kunden. Städtereisen haben derzeit Hochkonjunktur, Hamburg zum Beispiel erwartet in diesem Jahr
20 Millionen Touristen. Das Sortimentskonzept mit den Schwerpunkten Bekleidung, Schuhe und Ausrüstung ist auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Aber auch die Einheimischen werden
angesprochen, denn viele Produkte aus dem Globetrotter-Sortiment lassen sich auch im innerstädtischen Bereich benutzen, zum Beispiel ein kleiner Grill für den Balkon oder draußen am Elbufer.
Statt einer Fahrsteige führt eine vielstufige Treppe ins erste Obergeschoss der Hamburger Filiale. Können Sie das den Kunden zumuten?
Wie bei allen anderen mehrgeschossigen Häusern verzichten wir auch in Hamburg bewusst auf eine Fahrsteige, um eine Art von Entschleunigung zu erreichen. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden zunächst den Aufzug nach oben benutzen und dann nach unten flanieren. Die Treppe in der Hamburger Filiale hängt übrigens vollständig in einer Stahlkonstruktion hinter der Wand und wirkt dadurch freischwebend.
Lässt sich das Konzept der Innenstadtfilialen, wie es in Hamburg und Düsseldorf realisiert wurde, auf andere Metropolen übertragen?
Hamburg und Düsseldorf sind Testfilialen, das heißt wir werden zunächst genau beobachten, wie das Konzept bei den anvisierten Zielgruppen ankommt.