Nach einer zweijährigen Pause kehrt die Einzelhandelskette Disney-Stores ins Rampenlicht zurück. Die Disney-Stores in Nordamerika wurden von 2004 bis 2008 von den Hoop Holdings betrieben. Allerdings musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Hoop Holdings verkaufte 180 Stores an Disney zurück und schloss 98 weitere. Als der Disney-Konzern die Leitung wieder übernahm, bemühte man sich schnellstmöglich darum, den Geschäften ihren Disney-Zauber zurückzugeben – allerdings in moderner Form. Disney wollte nicht ignorieren, dass die heutigen Kunden elektronisch durch unzählige Apps untereinander und mit der Außenwelt verbunden sind. Um dieses Publikum anzuziehen, sollten die Stores ein interaktives Kauferlebnis bieten.
Das neue Konzept heißt „Imagination Parks“ und lockt mit interaktiven Bildschirmen, Bühnen und Schauspielern in Kostümen bekannter Disney-Figuren Kunden an. Am New Yorker Times Square entstand nun der größte Store der Kette, ein zweigeschossiges Geschäft mit 1.900 qm Verkaufsfläche. Der Flagshipstore mit der Adresse 1540 Broadway, zwischen der 45. und der 46. Straße gelegen, wurde im November 2010 eröffnet. Stephen Finney, Senior Vice President von Disney Stores Worldwide zufolge hat sich das Instore Design-Team darauf konzentriert, den verloren gegangenen Zauber des „Feenstaubs“ in die Disney-Geschäfte zurückzubringen. Das allerdings in zeitgemäßer Form durch die interaktiven Themenbereiche.
Technikpartner von Disney ist Oracle. So erhebt sich außen eine 20 m hohe digitale Medienfassade über den Times Square und zeigt Ausschnitte aus Filmen, Fernsehserien und Broadway-Produktionen des Disney-Konzerns. Einen wichtigen Beitrag zum Design des neuen Disney-Stores lieferte der Apple Gründer Steve Jobs, der einen Sitz im Aufsichtsrat von Disney innehat. Jobs machte den Planern von Disney detaillierte Informationen über den Aufbau seiner Apple- Stores zugänglich und ließ sie vom Know-how der Forschungsabteilung von Apple profitieren. Jobs empfahl, zunächst nur ein Geschäft umzubauen, um herauszufinden, ob Atmosphäre und Philosophie von den Kunden angenommen werden. Disney hielt sich an den Rat.
Steve Jobs berät
Im Mittelpunkt der neuen Filiale am Times Square stehen New York-Souvenirs wie Mickey Maus als Freiheitsstatue oder Kaffeetassen mit Mäuseohren. Durch die enorm hohen Räume – das Erdgeschoss hat eine Raumhöhe von 9 m, das Obergeschoss von 7 m – wirkt die Verkaufsfläche offen und großzügig, selbst wenn sich viele Kunden im Laden drängen. Die Angestellten, die wie bei einer Theater- oder Filmproduktion als „Cast Members“ bezeichnet werden, leiten die Gäste den blau beleuchteten „Feenstaub“-Weg entlang, vorbei an Rapunzel-Kostümen, singenden Arielle-Puppen, leuchtenden Zauberstäben und Prinzessinnenschuhen. Beim Anblick des über 6 m hohen Prinzessinnenschlosses in Rosa und Gold verfallen kleine Mädchen meistens in Entzücken. Mit einem Zauberstab kann man auf dem Hintergrund eines Zauberspiegels Prinzessinnen erscheinen lassen.
Die ausgestellten Disney-Figuren sind in thematische Verkaufsbereiche gegliedert, sodass sich einzelne Bereiche entsprechend der Kundennachfrage oder anlässlich von Filmpremieren variieren lassen. In einen weißen Pavillon ist ein bogenförmiger Bildschirm in Form einer Theaterbühne integriert, der zum Anschauen von Videos einlädt. Hier finden auch Events zu Filmpremieren oder Halloween sowie Live-Auftritte statt.
Eine weitere Attraktion ist die „Ridemakerz“-Werkstatt, in der sich Kinder aus einer riesigen Auswahl an Bauteilen ihre eigenen Spielzeugfahrzeuge zusammenbauen können – ein einfaches Fahrzeug kostet 50 Dollar, ein ferngesteuertes 75 Dollar. Für 45 Dollar gibt es ein glänzendes Prinzessinnenkleid, ein Ballkleid von Belle mit Reifrock in limitierter Auflage kostet 150 Dollar. Für Jungen gibt es Kostüme von Woody oder Buzz Lightyear aus der Toy Story. Außerdem können die kleinen und großen Kunden an Veranstaltungen teilnehmen, beispielsweise einer Schnitzeljagd oder einem Workshop zum Zeichnen von Disney-Figuren. Die Angestellten im Laden sind ständig in Bewegung und können mit ihrem iPad an jedem Ort kassieren, sodass die Kunden sich nicht über lange Schlangen an den Kassen ärgern müssen. Dieses mobile Kassiersystem führte Disney in allen aktuell 330 Geschäften ein. Seitdem der Disney-Konzern seine Einzelhandelsgeschäfte wieder übernommen hat, wurden im Rahmen eines auf 5 bis 7 Jahre ausgelegten Renovierungsprogramms bis jetzt 20 Geschäfte neugestaltet.