Nein, Herr Nilsson wurde bisher nicht gesichtet. Das ist erstaunlich, denn der neue Deerberg-Flagshipstore im Boykengang in der Oldenburger Fußgängerzone spielt seine Rolle als schwedische Kleinstadt so überzeugend, dass man sich nicht wundern würde, wenn Pippi Langstrumpf hier Stammkundin wäre. Jens Fischer und sein Team von K.U.L.T.Objekt erhielten von Deerberg den Auftrag, auf der 1.200 qm großen Fläche eine bunte Deerberg-Erlebniswelt zu bauen.

Dass diese Erlebniswelt einer schwedischen Kleinstadt gleicht, ist der Tatsache geschuldet, dass Stefan Deerberg ein Faible für die skandinavische Lebensart hat. Besonders zu berücksichtigen war bei dem Projekt, dass es sich bei Deerberg, von Haus aus Versender von vorwiegend nachhaltig produzierter Mode in fröhlichen Farben, um ein Omnichannel-Unternehmen handelt.

Für die Planung bedeutete das, dass „man sich jederzeit bewusst sein musste, dass der potenzielle Kunde über das Sortiment und den damit verbundenen Lifestyle schon vorinformiert ist und eine Erwartungshaltung hat“, so Jens Fischer. Der Laden musste also die Fortsetzung des Deerberg-Katalogs sein. Und weil „der Store ein begehbarer Katalog ist“, begrüßt der Katalog-Titel den Kunden im Eingangsbereich, als „Signal für den Einstieg in die Deerberg-Welt“.

Deerberg-Flagshipstore

Standort: Oldenburg (5. Filiale nach Stores in Velgen, Hannover und Münster(2))

Größe: 1.200 qm

Dauer von der Planung bis Realisierung: 1 Jahr

Dauer des Umbaus: 3,5 Monate

Gesamtverantwortung für Planung und Umsetzung: Jens Fischer, K.U.L.T.Objekt

Was dann folgt, ist eine Art Bühnenbild von Bullerbü: Die Wände wie Kulissen, die die Fronten bunter, schwedischer Holzhäuser zeigen, im Zentrum eine Landhaustreppe, die über zwei verschiedene Richtungen ins Obergeschoss führt. Auf der gegenüber der Treppe gelegenen verglasten Wand wird mithilfe der Luminous-Technologie die Illusion einer Ballsall-Szenerie mit tanzenden Paaren, Kellnern und Publikum erzeugt.

Die Fläche wird gegliedert von Themen-Inszenierungen: Kontor und Kontorlager, Café und Restaurant, Klassenzimmer und Tante-Emma-Laden, Küche, Kaminzimmer und das Spielhaus. Dass jeder dieser Themenbereiche liebevoll und authentisch ausgestaltet wurde, versteht sich: In der Küche mit einer alten Küchenmaschine und einem aus Sammeltassen gestalteten Kronleuchter, zehn ausrangierte mechanische Schreibmaschinen schmücken das Kontor, ein bunt geblümter Volvo-Oldtimer lädt scheinbar zur Spritztour ins Blaue, zum Spielhaus weist ein lustiger Elch, und im Café wächst ein echter Baum. Für den besonderen Kundenkomfort sorgen die großzügig mit Spiegeln ausgestatteten Kabinen, insbesondere die 10 qm große „Freundinnen“-Kabine, aber auch die Sitzecke, in der Deerberg die Kunden kostenfrei zu Kaffee und Keksen bittet.

Weitere Informationen: www.deerberg.de

Kundentheater und Personaltheater

Jens Fischer, Chef von K.U.L.T. Objekt, über die Kunst, die Aufmerksamkeit der Kunden hochzuhalten.

Sie haben eine Passage mit ursprünglich mehreren Läden in eine Monomarkenwelt verwandelt. Worauf kommt es bei diesem Setting in erster Linie an?

Wir sehen den Kunden als Besucher, den wir begeistern und überraschen wollen, um immer wieder neu seine Aufmerksamkeit zu finden und seine Verweildauer auf ein Maximum zu erhöhen. Das war hier durchaus eine Herausforderung.

Wie haben Sie diese Herausforderung gelöst?

Wir bieten den Kunden auf ihrem Weg durch die Warenpräsentation immer wieder neu zu entdeckende kleine und große Faszinationspunkte, an denen sie bereit sind anzuhalten und zu schauen. So gelingt es, die Aufmerksamkeit des Kunden permanent hochzuhalten und ihn dazu zu bewegen, in Kommunikation mit dem ihn umgebenden Angebot zu treten. Dafür haben wir zum Beispiel auch ganz bewusst platzierte Bereiche für Kundentheater und Personaltheater eingebaut.

Was bedeutet das?

Kundentheater bedeutet: Kunden animieren Kunden. Damit das geschieht, ist es wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. So gibt es mehrere Bereiche, die zum Verweilen und zur Kommunikation mit anderen Kunden einladen. Hier können die Kunden zum Beispiel auf dem iPad im Katalog blättern und einen kostenlosen Kaffee oder Tee trinken. So kommen oft Menschen miteinander ins Gespräch, die sich zuvor nicht kannten. Man unterhält einander – das ist Kundentheater.

Und was ist Personaltheater?

Das Personal muss das, was es tut, sichtbar machen – normale Tätigkeiten zelebrieren. Das fängt damit an, dass man sich nicht mit dem Rücken zum Kunden hinstellt, um Pullover zu falten. Und das bedeutet auch, dass man besonders beratungsintensive Ware nicht versteckt, sondern stattdessen zeigt, dass man hier bereit ist, diese vorzuführen und zu erläutern – und das bewusst an Stellen, die in Sichtachsen liegen. Dort wird das Personal zum Entertainer und macht somit Personaltheater.

Bitte bewerben!

Zeichnet sich Ihr Geschäft durch besondere Individualität, Innovation, außergewöhnliche Sortimentsmixturen oder ein progressives Gesamtkonzept aus? Dann schicken Sie uns Ihre Bewerbung zur Teilnahme am Handelspreis „Store des Monats“! Bewerben können sich nicht nur die Geschäftsinhaber, sondern auch Ladenarchitekten und Ladenbauunternehmen. Senden Sie bitte Fotos und Beschreibungen eines kürzlich realisierten Referenzobjekts aus der Fashion-Branche an die Redaktionen von:

stores+shops
Store des Monats
Spichernstraße 55, 50672 Köln
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TM
Store des Monats
Hildebrandtstraße 24 d, 40215 Düsseldorf
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Die Jury aus Claudia Horbert, Winfried Lambertz (beide EHI/stores+shops) und Annette Gilles (TM) sammelt, prüft und entscheidet – unter Ausschluss des Rechtswegs. Wird Ihr Geschäft als Store des Monats ausgezeichnet, so besteht der Preis dafür in der Veröffentlichung in stores+shops und TM. Sie erhalten darüber hinaus Ihre persönliche gerahmte Urkunde.