Neue Seiten: Thalia auf dem Weg zum Commerce-Allrounder | stores+shops

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Thalia präsentierte sich auf der Frankfurter Buchmesse instagrammable
Foto: M. Koeffler

Neue Seiten: Thalia auf dem Weg zum Commerce-Allrounder

Thalia baut sein Geschäft in zahlreiche Richtungen aus. Der Buchhändler wird mit Eigenmarken zum Produzenten, ist aktiv im Teleshopping, bietet anderen Buchhandlungen die eigene Plattform zur Nutzung an und mischt auf Social-Media-Plattformen mit.

Klotzen statt kleckern hieß es beim Thalia-Stand auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse: Die Handelskette ist mittlerweile nicht mehr nur Buchhändler, sondern auch Verlag, Designer, Produzent von Geschenkartikeln und eine regelrechte Marketingmaschine.

Dementsprechend präsentierte Thalia auf der Hälfte der Standfläche seine Eigenmarken, darunter einige Regale mit Büchern wie z. B. einem Titel von Verona Pooth aus dem Selfpublishing-Verlag. Letzterer ist dem E-Reader „Tolino“ angeschlossen. Die andere Hälfte bestand aus Räumen, in denen die Besucher:innen Fotos und Filme für Instagram, Tiktok und Youtube machen konnten, u. a. ein Retro-Detektivbüro und ein Sternenhimmel.

Umsatz zum Anfassen

Neue Ladeneinrichtung: Eine Mischung aus Non-Books und Büchern soll die Kund:innen in den Laden ziehen

Neue Ladeneinrichtung: Eine Mischung aus Non-Books und Büchern soll die Kund:innen in den Laden ziehen
Foto: M. Koeffler

„Was wir sehen, ist, dass sich das haptische Buch extrem positiv entwickelt. Gerade in der Gen Z im Übergang zur Generation Alpha lesen nahezu 99 Prozent haptisch. Das ist ein Trend, von dem wir profitieren“, sagt Ingo Kretzschmar, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thalia.

Der Händler nutzt den Hype rund um das Genre „New Adult“ oder „Young Adult“ längst strategisch: Mit „Booktok“ ist ein eigener Bereich auf der Videoplattform Tiktok entstanden, die Thalia fördert und mit vermarktet. Mit „Thalia live“ sind die Hagener im Teleshopping aktiv, und nicht wenige Filialmitarbeitende sind zu Influencern in Sachen Buch geworden.

Über alle Geschäftsbereiche ist das Unternehmen insgesamt im abgelaufenen Geschäftsjahr nach eigener Bilanz um elf Prozent auf 1,8 Mrd. Euro Umsatz gewachsen. Dabei entfallen 789 Mio. Euro und damit 43 Prozent auf das physische Geschäft – eine Vergrößerung des stationären Marktanteils um drei Prozentpunkte. Mit den Online-Aktivitäten verdiente Thalia allein in Deutschland im abgelaufenen Geschäftsjahr 426 Mio. Euro. Mit Non-Books – hauptsächlich Geschenkartikeln und Spielen – erzielt Thalia nach eigenen Angaben inzwischen zehn Prozent der Umsätze.

Digitales Franchise

Thalia will weiter investieren: Im Gewerbegebiet „gate.ruhr“ in Marl will der Händler zusammen mit dem Hamburger Immobilienunternehmen ECE für 100 Mio. Euro einen Omnichannel-Hub einrichten, der in der zweiten Jahreshälfte 2025 in Betrieb genommen werden und 1.000 Mitarbeitende beschäftigen soll. Damit baut Thalia eine Plattform aus, die als Osiandersche Vertriebsgesellschaft geführt wird. Diese bietet der Filialist seit einigen Jahren auch anderen Buchhändlern an.

Was mit dem Beitritt von Osiander, der traditionsreichen Buchhandlung mit mehreren Filialen im Südwesten, startete, funktioniert wie eine Art Franchise-System: Buchhändler können die Einkaufskonditionen und die technische Infrastruktur nutzen, zum Teil auch das Marketing von Thalia. Sie bleiben selbstständig und können anders als im Franchise auch mit dem eigenen Markenauftritt weiteragieren.

Wichtig für uns ist, dass die Leute wieder mehr lesen, das ist ein wirtschaftlicher Aspekt, aber auch eine intrinsische Motivation.

Ingo Kretzschmar

Vorsitzender der Geschäftsführung, Thalia

„Zum einen profitieren wir davon, zum anderen sorgen wir dafür, dass ein selbstständiger Buchhändler weiterexistieren kann“, sagt Kretzschmar. „Wir haben jetzt drei Buchhandlungen, die knapp vor der Insolvenz standen, mit dem Modell retten können. Das sind Standorte, wo wir als Thalia mit den Kostenstrukturen so nicht arbeiten würden“, sagt er.

Andere Buchhandlungen seien für Thalia nicht mehr nur Wettbewerber: „Wichtig für uns ist, dass die Leute wieder mehr lesen, das ist ein wirtschaftlicher Aspekt, aber auch eine intrinsische Motivation. Das schaffen wir nur mit stationären Buchhandlungen. Es ist wichtig, dass wir einen Webshop haben, aber wir brauchen die physische Präsenz in den Innenstädten“, so Kretzschmar.

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