In der mehr als 50-jährigen Geschichte der Fachmesse EuroShop hatte jede Veranstaltung ihr Fokusthema. 1993 zum Beispiel setzte „Ladenbau Light“ einen Kontrapunkt zum opulenten Ladenbaustil der 80er-Jahre. Drei Jahre später, noch vor dem Internet-Boom, eröffnete „Shopping tomorrow“ einen ersten Blick auf virtuelle Einkaufswelten. Unvergessen der „Super-Tag“ von 1996, eine Checkout-Technologie für die sekundenschnelle Erfassung eines gefüllten Einkaufswagens, ohne dass die Artikel einzeln auf das Kassenband gelegt werden mussten. Im neuen Jahrtausend wurde Nachhaltigkeit im Ladenbau zum Messethema Nummer 1, die Stände der Aussteller präsentierten sich 2005 auffallend grün und naturverbunden. In den Folgejahren setzten vor allem wieder Technologie-Innovationen die Akzente. 2014 war das Buzzword „Multichannel“ in aller Munde, und wieder 3 Jahre später waren Show Cases mit voll digitalisierten Checkout-Prozessen ein Hauptanziehungspunkt auf der Messe.
Kassenloser Checkout
„Cashierless Stores“, Läden ohne Kassen und mit dem Smartphone des Kunden als Steuerungsinstrument beim Einkauf, werden auf der kommenden EuroShop 2020 (16.02. – 20.02. in Düsseldorf) das Interesse von Fachbesuchern und Medien in ihren Bann ziehen. Einige Aussteller wie u. a. Wirecard und Wanzl haben entsprechende Präsentationen angekündigt. Auch wenn „Automatic Stores“ à la Amazon Go noch weit von der Serienreife entfernt sind, so zeigt sich deutlich, wie die Zukunft des Handels immer mehr von Hightech beeinflusst wird.
Der wachsenden Bedeutung der Handels-IT trägt die Messe Düsseldorf mit der jährlich stattfindenden EuroCIS Rechnung. Zur kommenden EuroShop 2020 gliedert sich die EuroCIS wieder unter das Dach der „Muttermesse“ ein und belegt hier in den Hallen 6, 7a und 7 einen von insgesamt acht Ausstellungsbereichen. Rund 550 Anbieterfirmen werden dort die Fortschritte in den Kernbereichen der Handels-IT präsentieren, aber auch neue digitale Anwendungen für den Einsatz in den Filialen und der Supply Chain – vom Checkout über Cash Management, E-Commerce, Mobile Solutions bis hin zu Omnichannel Management und Workforce Management.
Trotz des gewachsenen Stellenwerts der Handels-IT bleibt der Bereich Ladenbau und Store-Design auch auf der EuroShop 2020 das mit Abstand dominierende Segment: Rund 500 Aussteller belegen 4 komplette Messehallen mit insgesamt 41.000 qm, das entspricht einem Drittel der gesamten Nettoausstellungsfläche von 125.000 qm. So wird auch die EuroShop 2020 eine Leistungsschau der Ladenbauunternehmen, Retail-Architekten, POP-Marketing- und Visual Merchandising-Spezialisten sein, die die Faszination des Handels in all ihren Facetten demonstrieren.
EuroShop 2020: Daten und Fakten
- Termin: 16. bis 20. Februar 2020, täglich 10 Uhr bis 18 Uhr
- Ort: Messe Düsseldorf
- Aussteller: mehr als 2.300 (Stand 15.01.2019), auf rd. 127.000 qm Netto-Ausstellungsfläche
- Ausstellungsbereiche: Shop Fitting & Store Design, Lighting, Retail Technology, Retail Marketing, Visual Merchandising, Expo & Event Marketing, Food Service Equipment, Refrigeration & Energy Management
- Informationen: www.euroshop.de
Handel im Veränderungsprozess
Ideen für inspirierende Store-Konzepte kann der stationäre Einzelhandel derzeit gut gebrauchen. Die Zeit der großen Rollouts im Modehandel und anderen, vom E-Commerce stark beeinflussten Branchen sind in den meisten europäischen Märkten erst einmal vorbei. Stattdessen zwingen nachlassende Frequenzen und Umsätze im Stationärgeschäft viele Händler zu einer Bereinigung ihres Filial-Portfolios. Der Mode-Konzern C&A zum Beispiel hat kürzlich angekündigt, sein rund 450 Standorte umfassendes Filialnetz in Deutschland zu verkleinern. Auch andere große Handelsunternehmen wie die Parfümeriekette Douglas arbeiten derzeit an Restrukturierungsprogrammen und forcieren internetbasierte Verkaufsstrategien. Gleichzeitig bleibt die Modernisierung der Bestandsfilialen ein wichtiger strategischer Faktor. Vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein, mit welchen Konzepten die Ladenbauunternehmen auf der EuroShop auftreten.
Unbestritten ist, dass die beiden großen „D“, Digitalisierung und Demographie, den Handel in den nächsten Jahren grundlegend verändern werden. 2030 werden die Deutschen im Durchschnitt deutlich älter sein als heute. Die Zahl der über 67-Jährigen wird laut Statistischem Bundesamt von heute 16,2 Mio. auf 19,0 Mio. wachsen. Auf die Konsum- und Einkaufsgewohnheiten der älteren Bevölkerung wird sich der Handel ebenso einstellen müssen wie auf die Präferenzen der nachrückenden Generation, für die das Smartphone der Zugang zu allen Informations- und Serviceangeboten des Handels schon heute ist. In Zeiten, wo alle Waren und Dienstleistungen online verfügbar sind, sieht sich der stationäre Handel vor der Herausforderung, die Kunden weiter in die Läden zu bekommen und attraktiv zu bleiben. Dies gilt vor allem für Branchen mit hohen Online-Anteilen wie Mode, Spielwaren und Unterhaltungselektronik.
Nur Produkte in die Regale einzuräumen und abzukaufen, das alleine reicht heute nicht mehr aus. Erfolgversprechend sind vor allem Konzepte, die auf den Stärken des stationären Handels aufsetzen wie das Angebot von Service-Leistungen im Store und ein stimulierendes, multisensorisches Verkaufsumfeld.
Specials: Sonderflächen
Die „Specials“ der EuroShop umfassen verschiedene Sonderflächen, die Raum für Spezialisten bieten wie Ladenarchitekten, Lichtplaner und Marketingexperten: POPAI Village mit Präsentationen zum POP-Marketing (Halle 1), Start-up Hub Retail Technology & Marketing (Halle 3), IFES Global Village (Halle 4), Zukunftsstadt „Premium City“ des Fachbereichs Design der Hochschule Düsseldorf (Halle 5), Italian Lighting Lounge (Halle 9), EuroShop Designers Village (Halle 12), ECOpark, eine Sonderfläche für intelligente Lösungen rund um Energiethemen im Einzelhandel (Halle 15) und Innovations Hub (Halle 4).
Erlebnisorte erschaffen
Ladengeschäfte verstehen sich nicht mehr nur als Räume, in denen Transaktionen zwischen Handel und Kundschaft abgewickelt werden, es sind vielmehr individuell gestaltete Erlebnisorte, Eventlocations und Quellen der Inspiration. Der Handel verzahnt sein Online- und Offline-Geschäft immer stärker. Eine zunehmende Zahl von Händlern setzt auf die Kombination von klassischem Retail und digitalen Elementen wie Terminals für Online-Verfügbarkeitsabfragen und -bestellungen, Augmented Reality-Spiegel, die eine virtuelle Anprobe ermöglichen, und Apps zur Kundenkommunikation.
Das Angebot webbasierter Services ist für viele Handelsunternehmen zu einem festen Bestandteil der Mehrkanalstrategie geworden. Große Filialisten wie Media Markt Saturn, Ikea oder das Warenhausunterwww nehmen Karstadt Kaufhof bieten ihren Kunden Omnichannel-Service-Leistungen wie Click & Collect oder Click & Reserve. Letztlich zahlen diese und andere Services auf die Kundenfrequenz in den stationären Häusern ein.
Auf den gleichen Effekt zielen gastronomische Einrichtungen, die mittlerweile in vielen Handelsgeschäften ein fester Bestandteil des Ladendesigns sind. Mit einer eigens dafür geschaffenen Dimension „Food Service Equipment“ trägt die EuroShop 2020 dem wachsenden Segment der Handelsgastronomie Rechnung.
Die Ansprüche an eine hochwertige Ladenoptik und ein zeitgemäßes Layout bleiben branchenübergreifend unverändert hoch. Der Fokus liegt derzeit klar auf der Renovierung bestehender Filialen. Diese erfolgt nicht mehr zwangsläufig nach regelmäßigen Renovierungszyklen im Sinne von Komplettumbauten, sondern der Trend geht stattdessen weiter zu Teilumbauten und kleineren Refresh-Lösungen mit flexiblen Einrichtungsmodulen. Bernhard Schweitzer, Geschäftsführer der Firma Schweitzer Project aus Naturns/Italien bestätigt im Interview mit stores+shops ein Kernergebnis der neuen EHI-Studie „EHI-Ladenmonitor 2020“: Bei Neuinvestitionen bietet Schweizer Project seinen Kunden sogenannte dynamische Renovationsbudgets an. Dekorations- und Oberflächenmaterialien werden in kürzeren Zyklen gewechselt, um optisch immer wieder neue Akzente in den Läden zu setzen.
Stages: Vortrags- und Diskussionsforen
Flankiert wird das Ausstellungsprogramm von acht Vortrags- und Diskussionsforen, die mitten im Messegeschehen platziert sind und für alle EuroShop-Besucher kostenfrei ohne Voranmeldung zu nutzen sind. An den fünf Messetagen werden 600 Referenten auf den „Stages“ auftreten und dort über neue Entwicklungen, Trends und Best Practice-Beispiele berichten (Simultanübersetzung D-GB oder nur Englisch).
Alle Stages auf einen Blick: Retail Technology Stage, Omnichannel Stage, Start-up Stage, Store Design Stage, Retail Designers Stage, Energy Management Stage, Retail Marketing Stage und Expo + Event Stage
Flexible Flächen
Stationäre Händler sollten die Voraussetzungen dafür schaffen, in kürzeren Zeitabständen neue Sortimente und Produkte aufzunehmen. Die Märkte sollten von vorneherein so gebaut sein, dass sich die Einrichtung ohne großen Aufwand umstellen lässt. Im Lebensmitteleinzelhandel garantieren zum Beispiel steckerfertige Kühleinrichtungen eine hohe Flexibilität bei Ergänzungen und Veränderungen im Sortiment. Wenn die Stromzuführung der Geräte über die Decke erfolgt, lassen sich die mobilen Kühlmöbel praktisch überall in den Märkten aufstellen.
Kühlung
Im Zuge der weiteren Ausdehnung von Convenience-Angeboten in Supermärkten sind die Investitionen in Kühltheken und Tiefkühlmöbel weiter gestiegen. 86 Prozent der 2019 vom EHI befragten Lebensmittelhändler nannten die Kühlung als Investitionsschwerpunkt, im Vergleich zu 73 Prozent im Jahr 2016. Ein weiterer Investitionstreiber ist der Wechsel auf energieeffiziente und umweltgerechte Kühleinrichtungen. Das breite Angebot an Kühlmöbeln für den Lebensmittelhandel präsentiert die EuroShop zusammen mit Technologien für das Gebäudemanagement in den Messehallen 15-17.
LED-Beleuchtung
Im Ausstellungsbereich „Lighting“ (Hallen 9 und 10) richtet sich das Interesse der Fachwelt auf neue Anwendungsoptionen der LED-Beleuchtung. „Wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung“, heißt es beim österreichischen Beleuchtungsspezialisten Zumtobel. Beispiele sind die Vernetzung von Leuchten zu intelligenten Lichtsystemen, die Integration der Beleuchtung in die gesamte Gebäudesteuerung, Indoor-Navigation oder mobiles Push-Marketing. Schon vor dem Messestart ist eines sicher: Auch die 20. Ausgabe der EuroShop wird ihrer Funktion als Informationsplattform, Trend-Show und Netzwerk für den Handel einmal mehr gerecht. Gleichzeitig wird die EuroShop 2020 wieder ein Stimmungsbarometer sein für das aktuelle Investitionsklima der Branche.
Weitere Informationen: Winfried Lambertz/lambertz@ehi.org
C-Star: Shanghai lädt ein
Shanghais internationale Fachmesse für Lösungen und Trends rund um den Einzelhandel findet 2020 vom 02.-04. September 2020 statt. Veranstaltungsort ist das Shanghai New International Expo Centre (SNIEC). Die im jährlichen Turnus stattfindende Messe C-star hat sich seit ihrem Start 2015 erfolgreich als „Ableger“ der EuroShop in China etabliert. Die Veranstalter rechnen mit 200 internationalen Ausstellern und rd. 15.000 Fachbesucher aus 40 Ländern.