Was aber könnten diese Alternativen sein? E-Mails? Die Klickraten einer E-Mail sind niedrig, und es ist nicht wirklich eine benutzerfreundliche Art der Kommunikation. Websites lösen das Problem der möglichst großen Verbreitung nicht.
Werbung via Messager
Der französische Einzel- und Großhändler Carrefour geht daher gemeinsam mit dem Messaging-Spezialisten Alcméon bereits seit zwei Jahren neue Wege. Carrefour war der erste Retailer, der in Frankreich großflächig Werbeprospekte über Messaging-Kanäle verschickte. Facebook Messenger wurde als Kanal ausgewählt, da er in Frankreich mit über 22 Mio. Nutzer:innen zu den beliebtesten Messaging-Kanälen zählt.
Das Messenger-Logo wurde in die Carrefour-Website integriert und mit dem Facebook-Messenger-Kanal verlinkt. Darüber hinaus ist als weiterer Vorteil die Verbindung zu Facebook Click-to-Messenger-Werbekampagnen möglich. Diese Werbekampagnen werden auf Facebook geschaltet und leiten die interessierte Kundschaft auf die Werbung statt auf die Website des Händlers, also direkt in die Messenger-Kommunikation mit dem Händler.
Prospekte auf dem Smartphone
Einmal in der Messenger-Konversation angekommen, kann der Kunde mithilfe eines Chatbots seine bevorzugte Filiale wählen, das Werbeangebot des favorisierten Carrefour-Geschäfts über Messenger anfordern und von nun an wöchentlich direkt auf sein Smartphone erhalten. Das ist praktisch, denn wenn der Handzettel einmal heruntergeladen ist, lässt er sich bei Bedarf einfach wieder hervorholen – das Smartphone ist bekanntlich allzeit parat. Für Carrefour ist der Aufwand gering, denn das Verfahren ist automatisiert, und die lokalen Werbeprospekte können zentral gesteuert verschickt werden.
Erste Zahlen, so heißt es, bestätigten, dass dieses Format quer durch alle Konsumentengruppen schnell angenommen wurde. Schon innerhalb weniger Monate waren 1 Mio. Prospekte im gesamten Land über Messenger verteilt. Überraschend war auch die Lesezeit der Handzettel über Messenger, die durchschnittlich über 3 Minuten umfasste.
EHI-Initiative: Handel 2035 – Zukunft der Angebotskommunikation
Technologische, ökologische und gesellschaftliche Umbrüche stellen die Angebotskommunikation der Zukunft vor große Herausforderungen. Die neue Initiative des EHI will Händlern und Wertschöpfungspartnern deshalb eine neutrale Informationsplattform bereitstellen, auf der sie sich austauschen sowie Chancen und Nutzen existierender und künftiger Lösungen für ihre Werbemaßnahmen vergleichen und bewerten können.
Themen der Initiative sind u. a.: Welche Akteure, Technologien und Daten werden im Marketing künftig wesentlich sein? Welche Faktoren sind Treiber von Veränderungen? Wie erfolgt zukünftig die Darstellung von Sortiment, Preisen und Aktionen gegenüber den Konsument:innen? Mit welchen Medien wird die junge Zielgruppe erreicht? Den Auftakt der Initiative bildet eine Studie, für die ein 25-köpfiges Expertenteam aus Handel und Dienstleistern Zukunftsbilder entwirft. Diese Szenarien beschreiben die denkbaren Entwicklungen der Angebotskommunikation bis 2035.
Auf Handelsseite beteiligen sich Bonprix, Fressnapf, Globus, Hornbach, Kik, Kodi, Land‘s End, Media-Saturn, Obi, Poco, Rewe, Rossmann und Thalia. Die Szenarien werden am 22. Juni 2022 in Berlin vorgestellt.
Alle Informationen zur EHI-Initiative unter initiative-angebotskommunikation.de.
Über Facebook und Whatsapp
Im zweiten Jahr weitete Carrefour die Verteilung von Messaging-Katalogen auf einen weiteren beliebten Kanal in Frankreich und Europa aus: Whatsapp. Der Einstiegspunkt ist in diesem Fall ein anderer. Die Verbraucher: innen abonnieren den Prospekt ihrer bevorzugten Filiale auf der Carrefour-Website und geben dabei an, die Werbeprospekte über Whatsapp erhalten zu wollen.
Wie schon bei Messenger liegt auch bei Whatsapp – den durchgeführten Erhebungen zufolge – die durchschnittliche Lesezeit bei etwa 3 Minuten pro Katalog. Hinzu kommt bei Whatsapp eine sehr hohe Konversionsrate: 45 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent bei E-Mails!
Auchan, der drittgrößte Lebensmittelhändler Frankreichs, verfolgt einen etwas anderen Ansatz, nutzt aber mit Messenger und Whatsapp die gleichen Kanäle. Ein unerwarteter Effekt der Coronakrise in Europa war die Rückkehr des QR-Codes, der plötzlich überall Anwendung fand. Mit Tools wie der Alcméon-Plattform können QR-Codes erstellt und direkt mit Social- Messaging-Plattformen wie Messenger oder Whatsapp verbunden werden.
Bündelung im SaaS-Tool
Bei der Plattform des französischen Unternehmens handelt es sich um ein SaaS-Messaging-Tool, das sämtliche einkommende Nachrichten von Messaging-Kanälen wie Whatsapp, Messenger, Instagram, iMessage oder Google Business Message bündelt und es Händlern möglich macht, mit ihren Kund:innen einen hybriden Austausch zu pflegen – sowohl automatisiert, mit Hilfe eines Chatbots, als auch persönlich durch Kundenberater.
Über die Plattform können zugleich automatisch Werbeprospekte über die Messaging-Kanäle versendet werden. Der Händler kann also das gleiche Facebook-Messenger- oder Whatsapp-Konto verwenden, um einerseits Kundenfragen zu beantworten und andererseits Handzettel zu verschicken oder verschiedene Abonnements und Angebote anzubieten.
QR-Code-Kampagne
Aufgrund dieser Möglichkeiten startete Auchan eine große Kampagne und kommunizierte QR-Codes großflächig: auf Displays in den Geschäften, auf der Rückseite von Handzetteln (50 Mio. Exemplare pro Monat) und sogar auf Kühlschrankmagneten, die als Give-aways verteilt wurden. Die jeweiligen QR-Codes führen zu einer mobilen Landing Page, auf der die Kund:innen ihren Lieblingskanal auswählen können. Im Fall von Auchan die eigene App, Whatsapp oder Facebook Messenger.
Später startete Auchan auch Click-to-Messenger-Anzeigen auf Facebook als weiteren Einstiegspunkt. Auch hier erzielte Auchan positive Ergebnisse: eine Completion Rate von 85 Prozent sowie eine durchschnittliche Lesezeit von knapp unter 3 Minuten.