Insbesondere Arbeitgebende im Einzelhandel müssen Lösungen finden, um nicht mit zu wenig Manpower dazustehen. Denn während viele Berufszweige unter anderem durch die Auswirkungen der Pandemie durch flexibles Remote Working von einer besseren Work-Life-Balance profitieren, müssen viele der 3,1 Millionen Einzelhandelsmitarbeitenden Anstrengungen unternehmen, um Job und Familie unter einen Hut zu bringen.
Personaleinsatzplanung mit Partizipation
Wie aber lässt sich eine höhere Work-Life-Balance im Einzelhandel umsetzen? Eine Antwort kann lauten: durch mitarbeiterorientierte Personaleinsatzplanung. Das heißt, Mitarbeitende nehmen bereits während der Erstellung der Schichtpläne Einfluss auf deren Gestaltung – sei es durch die Angabe von Wünschen und Verfügbarkeiten oder durch den selbst organisierten Tausch von Schichten mit den Kolleg:innen.
Dies lässt sich durch die Nutzung eines digitalen, automatisierten und durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützten Workforce Management Tools umsetzen. Durch die automatisierte Erstellung der Personaleinsatzplanung können alle notwendigen Schichten zeitnah besetzt und dabei Wünsche der Angestellten sowie gesetzliche Vorgaben einbezogen werden. Mithilfe von KI können zusätzlich interne und externen Daten (z. B. das durchschnittliche Kundenaufkommen oder die Entwicklung der Corona-Inzidenzen) berücksichtigt werden, um Prognosen zu erstellen und den Geschäftsbetrieb zu optimieren.
Digitales Workforce Management bei COOP
Dass die Einführung eines automatisierten Workforce Managements die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeitenden steigern kann, zeigt das Beispiel der schwedischen Supermarktkette COOP Norbotten: Seit der Einführung eines digitalen Tools zur Personaleinsatzplanung wurde die Fluktuation unter den Angestellten erheblich reduziert.
Einer betriebsinternen Studie unter den Mitarbeitenden zufolge hat die dadurch erzeugte Flexibilität und Transparenz bei den Dienstplänen dazu geführt, dass ihre Freizeit, ihr Familienleben und ihre Arbeit besser miteinander in Einklang gebracht werden können. Darüber hinaus konnten Filialleiter:innen im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche an Verwaltungs- sowie Personal- und Planungsaufwand einsparen.
„Einzelhandelsunternehmen, die in mehreren Ländern tätig sind, müssen die lokalen Arbeitsgesetze berücksichtigen und sicherstellen, dass die Dienstpläne keine Vorschriften verletzen. Gleichzeitig möchten wir die persönlichen Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden einbeziehen.”
Morten Kirk SchwartzmannElkjøp setzt auf KI-Prognosen
Auch Elkjøp Nordic, nach eigenen Angaben größter Einzelhändler für Consumer Electronics in den nordischen Ländern und Teil der Dixons Carphone Gruppe, setzt auf KI-Optimierung mit dem Ziel, Mitarbeiterbindung und Effizienz zu erhöhen.
Um dies zu erreichen und dabei gleichermaßen die Bereiche Leistung und Kosten zu optimieren, setzt das Unternehmen auf KI-Prognosen: „Mit dem Einsatz von KI, glauben wir, gibt es einen größeren Spielraum, die Prognosegenauigkeit zu verbessern, vielleicht um bis zu 50 Prozent, sagt Morten Kirk Schwartzmann, Produktivitätsmanager bei Elkjøp. „Die Verwaltung der Mitarbeitenden, die Prognose des zukünftigen Bedarfs und die Erstellung effizienter Zeitpläne für eine globale Handelskette ist ein komplexes Unterfangen.”
Empathie als Schlüsselfaktor
Wenn man die eigenen Mitarbeitenden halten möchte, ist Einfühlungsvermögen ein Faktor: Wer sich wertgeschätzt und in seinen Bedürfnissen verstanden fühlt, bleibt dem Unternehmen vermutlich länger treu. Ein Schlüssel zu mehr Empathie liegt in Transparenz und Flexibilität, damit Arbeit und Privatleben nicht miteinander kollidieren.
Der Einsatz von automatisiertem, KI-gestütztem Workforce Management kann dies leisten, wie die Beispiele von COOP und Elkjøp zeigen – ein möglicher Weg, um sich auch hierzulande gegen den Trend der Great Resignation zu wappnen.
Der Gastautor Maximilian Thost ist Country Manager DACH bei Quinyx Germany GmbH. Das Unternehmen beschäftigt sich mit cloudbasiertem, KI-gestütztem Workforce Management. Das webbasierte gleichnamige Tool soll Firmen bei der Personalplanung und Zeiterfassung, bei der Team- sowie beim Aufgabenmanagement, Gehaltsabrechnung und der Erstellung von Prognosen helfen. Nutzer sind u. a. Decathlon, Rituals Cosmetics und das Uhrengeschäft Daniel Wellington.