Interview Galeria: Kurswechsel Richtung Zukunft | stores+shops

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Regionale Sortimente spielen bei Galeria künftig verstärkt eine Rolle – wie hier im wiedereröffneten Galeria in Bamberg.
Foto: Galeria

Interview Galeria: Kurswechsel Richtung Zukunft

Nach dem Ende des Insolvenzverfahrens schaut Galeria wieder zuversichtlich in die Zukunft. Über die Neuausrichtung sprach stores+shops mit Galeria-CEO Olivier Van den Bossche und Dr. Marc Cristofolini, Leiter der Strategischen Filialentwicklung.

Herr Van den Bossche, wann deutete sich eine Insolvenz an und wie verlief der Prozess seit Herbst 2023?

Van den Bossche: Wir haben die Entwicklungen unserer ehemaligen Eigentümerin Signa und den dazugehörigen Unternehmen damals aufmerksam beobachtet. Da über den Jahreswechsel klar wurde, dass die uns von der Signa zugesagte Tranche für weitere Investitionen ausbleiben wird, waren wir gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.

Dr. Cristofolini: Wir haben nach vorne geschaut und gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter parallel einen Businessplan erarbeitet, der unter anderem auch schon den Einstieg eines neuen Gesellschafters vorsah. Nach weiteren Abstimmungen mit dem Gläubigerausschuss stiegen wir frühzeitig in den Verkaufsprozess ein. Unser Ziel war es, das Unternehmen zu stabilisieren – mit den Mieten, einer optimierten Logistik, starken Sortimenten und der Ausweitung von Concession und Consignment als ,Kernhebel‘.

Am Ende des Insolvenzprozesses gab es zwei belastbare Kaufangebote. Welche Mehrwerte bietet das Investorenkonzept von Baker und Beetz Ihrer Meinung nach?

Van den Bossche: Die Entscheidung für dieses Konzept ist im Gläubigerausschuss einstimmig ausgefallen, auch unser Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hat sich dafür ausgesprochen. Unser Ziel war es, durch einen Eigentümerwechsel die Lösung aus der Umklammerung der alten Eigentümerstruktur zu erreichen. Wir wollten dabei Galeria als Ganzes in einer wettbewerbsfähigen Größe erhalten. Dies ist uns gelungen, nach positiv verlaufenen Mietverhandlungen sind unsere Mieten nun marktüblich und alle unserer 83 Filialen wirtschaftlich stabil.

Wo sehen Sie Erfolgspotenziale für das Geschäftsmodell „Warenhaus“ und womit kann speziell Galeria heute punkten?

Van den Bossche: Als modernes Warenhaus bieten wir nicht mehr alles überall an – sondern überall genau das, was unsere Kundinnen und Kunden vor Ort benötigen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf unseren Signature Categories Schuhe, Handtaschen, Beauty und Wäsche.

Das Warenhaus hat in Deutschland eine lange Tradition,die wir unter einem Dach als Galeria zusammengeführthaben. Die Entwicklungen der Innenstädte und das in den letzten Jahren veränderte Konsumverhalten unserer Kundinnen und Kunden behalten wir im Blick. Wir haben unser Filialportfolio angepasst und betreiben nun 83 Filialen in ganz Deutschland. Neben unseren ‚normalen‘ Warenhäusern in kleineren und mittelgroßen Städten und Stadtteilen führen wir außerdem noch unsere Großstadt-Warenhäuser, unsere Flagship-Filialen. Wir bewerten die Bedeutung jeder Filiale für ihren Standort individuell und passen unsere Sortimente und Services genau auf die lokalen Bedürfnisse an.

Zur Person

Olivier Van den Bossche ist seit 2023 CEO von Galeria. Durch vorherige Stationen in führenden Positionen u. a. bei Inno, Galeria Kaufhof, Metro und Rituals sowie zuletzt als Vertriebschef von Galeria weist er langjährige Einzelhandels- und Vertriebserfahrung vor. Mit voller Konzentration auf das Kerngeschäft Warenhaus setzt er konsequent den Kunden in den absoluten Mittelpunkt.

Wie werden die Flächen zukünftig gestaltet? Welche neuen Nutzungskonzepte sind denkbar?

Van den Bossche: Die bereits erfolgreiche lokale Ausrichtung wird noch weiter ausgebaut und durch starke Partnerschaften ergänzt, hierbei setzen wir sowohl auf bestehende Partner als auch auf weitere hochattraktive potenzielle Partner unterschiedlicher Branchen. Wir werden strategische Partnerschaften mit Händlern ausbauen, die mehr Expertise in bestimmten Sortimenten haben als wir, um optimal auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden vor Ort einzugehen. Zum Beispiel wird Lidl im Food-Segment Flächen in zwei unserer Warenhäuser in Berlin übernehmen und dort ein City-Konzept betreiben, das zugleich integraler Bestandteil unserer Warenhäuser ist.

An manchen Standorten geben wir aber auch Teilflächen ab, etwa für andere Nutzungsformen oder zurück an die Vermieter. Insgesamt haben wir gute Lösungen gefunden, mit denen es uns gelingt, das gesamte Galeria-Warenhaus zu durchfluten.

Zwei Drittel des Umsatzes entfallen bei Galeria auf Mode, Schuhe, Accessoires. Wie werden Sie Akzente in diesem ohnehin sehr kompetitiv besetzten Wettbewerbsumfeld setzen? Welche Sortimente werden weiter gestärkt und welche weiter reduziert?

Dr. Cristofolini: Fashion entwickelt sich stabil bei Galeria. Vor allem in den umgebauten Filialen wie im Alstertaleinkaufszentrumin Hamburg haben wir neue Modemarkenauf den Flächen positioniert. Unsere Signature Categories Schuhe, Handtaschen, Beauty und Wäsche werden wir im Erdgeschoss stärken, Flächen zukünftig jedoch variabler gestalten. Geplant ist daher, den Multilabel-Anteil zu erhöhen und in Kombination mit Ankermarken in Shop-Konstellationen für eine gesunde Mischung zu sorgen. Aber auch Spielwaren und Kiko führen wir weiter, um mit unseren Sortimenten die Mitte der Gesellschaft anzusprechen.

Um das optimale Markenportfolio für jeden Standort ausspielen zu können, gilt es, Sortimente stärker zu fokussieren und Bereiche mit geringerer Flächenproduktivität gegebenenfalls auszudünnen. Diese Entscheidung treffen wir dann individuell für jeden Standort je nach lokalen Begebenheiten, auch lokale Marken sind hier sehr wichtig.

Der Einkauf und damit die Sortimentsentscheidung liegt weiterhin bei der Zentrale. Unsere Filialgeschäftsführer vor Ort leisten hier einen wichtigen Input und werden entsprechend mit eingebunden. Darüber hinaus planen und treiben sie lokale Aktivitäten und Events, die wir zukünftig immer stärker umsetzen werden, um unseren Kundinnen und Kunden ein einzigartiges Erlebnis in unseren Häusern zu bieten.

Zur Profilierung und als Margenbringer sind uns ebenfalls unsere Eigenmarken wie Galeria, Eminent und Moncara sehr wichtig. Ziel ist es, diese auf größerer Fläche oder mit eigenen Shops gut zu inszenieren und erlebbar zu machen.

Zur Person

Dr. Marc Cristofolini ist als Director Strategy, Real Estate and Transformation verantwortlich für den Transformationsprozess bei Galeria und dazu auch für die Filialumbauten und Modernisierung der Flächen zuständig. Er promovierte im Marketing, ist seit fast 20 Jahren im Handel tätig und seit 12 Jahren bei Galeria.

Wo und in welchem Umfang werden neue Partner auf der Fläche integriert und erfolgen die Umgestaltungen der Warenhäuser abteilungsweise oder aus einem Guss?

Dr. Cristofolini: Zwölf Monate dauert ein Umbauprozessvon der ersten Planung bis zur Fertigstellung normalerweise.In den letzten drei Jahren haben wir insgesamt 11 Galeria-Warenhäuser umgebaut und gerade unser Haus in Bambergfertiggestellt und nach Umbau eröffnet. Zum Teil wurden diese vom Vermieter mitfinanziert. Das Layout und die Positionierung von Marken und Sortimenten legen wir gemeinsam mit der Einkaufs- und Vertriebsabteilung fest. Fassaden werden jetzt vielfach geöffnet, um eine hellere und wärmere Atmosphäre auf der Fläche zu erzeugen. Wir setzen auch neue Möbel für gezielte Akzente ein. Hierfür sprechen wir intensiv und kooperativ mit unseren Lieferanten und finden gemeinsam gute und passende Lösungen.

Zu guter Letzt: Die Gesellschaft wird ihren Hauptsitz zukünftig nach Luxemburg verlagern – ohne Aufsichtsrat. Wird Galeria zum flexiblen Mittelständler?

Van den Bossche: Ja, Galeria ist jetzt ein mittelständisches Unternehmen mit zwei ,Family Offices‘ als Eigentümern. Das ermöglicht uns wesentlich schnellere Entscheidungswege und eröffnet neue Möglichkeiten. Wir profitieren hier vom guten Netzwerk unseres Eigentümers und führen beispielsweise aktuell Gespräche mit Marken, die es bisher im deutschen Markt noch nicht gibt. Mit den aktuellen Entwicklungen treten wir den Beweis an, dass das Warenhaus weiterhin Bestand haben wird. Wir werden auch die Lieferketten stärker an lokale Nachfragen anpassen. Wir stärken außerdem unser Personal, das tagtäglich auf der Fläche für unsere Kundinnen und Kunden da ist. Wir haben hier nicht abgebaut, sondern stellen im Gegenteil für das Weihnachtsgeschäft massiv neue Arbeitsplätze zur Verkaufsunterstützung ein und wollen unsere Leute zum Beispiel mit Schulungen weiter qualifizieren.

Das Interview führten Claudia Horbert und Katharina Sieweke.

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