Die schweren Bedingungen für die Bekleidungsbranche in diesem Jahr trafen auch Primark enorm. Während die irische Modekette in der ersten Hälfte seines Geschäftsjahres (15. September 2019 bis 12. September 2020) noch ein Umsatzplus von 4 Prozent verzeichnete, brach der Umsatz im dritten Quartal durch die behördlich angeordneten Geschäftsschließungen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie nahezu gänzlich weg. Im März 2020 mussten alle 375 Primark-Stores in allen zwölf Präsenzländern vorübergehend schließen. Sie durften ab April schrittweise wieder öffnen. In England erfolgte die Wiedereröffnung der 153 Filialen erst am 15. Juni.
Umsätze unter Vorkrisen-Niveau
Primark schätzt den durch die Pandemie entgangenen Umsatz auf 2 Milliarden Pfund Sterling. Mit der Wiedereröffnung aller Filialen ab Mitte Juli blieben die Verkaufszahlen des Unternehmens unter dem Vorkrisen-Niveau. Je nach Lage entwickelten sich die Geschäfte unterschiedlich. Primark-Stores in Shopping-Center und Einkaufsstraßen in mittelgroßen Städten konnten das Umsatzniveau vor Beginn der Corona-Pandemie erreichen.
Zulegen konnten Filialen in Fachmarktzentren, die aufgrund der gestiegenen Homeoffice-Tätigkeit der Menschen stärker frequentiert wurden, während Geschäfte in Innenstadtlagen, die vom Wegfall von Touristen und Pendlern besonders betroffen waren, einen deutlichen Rückgang der Kundenfrequenz verzeichneten. Vor der Pandemie steuerten sie 13 Prozent zum Gesamtumsatz bei, nach der Wiedereröffnung lag ihr Umsatzanteil nur noch bei 9 Prozent.
Die Umsatzentwicklung nach der Corona-bedingten Schließungsphase war auch in den einzelnen Präsenzmärkten unterschiedlich. Im Vereinigten Königreich lagen die Umsätze des Fast Fashion-Filialisten nach der Wiederöffnung 12 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. In Kontinentaleuropa gingen die Umsätze um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Das Umsatzminus führt Primark vor allem auf die besonders strengen Einschränkungen in Spanien und Portugal zurück. In den USA sank der Umsatz um 10 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Ohne den Innenstadt-Store in Boston lagen die Umsätze auf Vorjahresniveau.
Filialnetz wird ausgebaut
Schließlich verzeichnete Primark für das gesamte Geschäftsjahr 2019/2020 einen Nettoumsatz von 5,895 Milliarden Pfund Sterling (umgerechnet 6,7 Milliarden Euro), dies entspricht einem Umsatzrückgang um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn brach um 60 Prozent zum Vorjahr auf 362 Millionen Pfund ein, umgerechnet 412 Millionen Euro (2019: 913 Millionen Pfund). Im vergangenen Jahr eröffnete der Textildiscounter zwölf neue Filialen, unter anderem in Großbritannien, Frankreich, Belgien, Italien und Spanien und feierte im August 2020 seinen Markteintritt in Polen mit der ersten Filiale in Warschau. Auch in Deutschland kamen 2020 zwei weitere Filialen hinzu.
Mit den neuen Verkaufsstellen in Kiel und in den Gropius Passagen in Berlin zählt das Unternehmen hierzulande nun 32 Filialen mit einer gesamten Verkaufsfläche von über 171.000 Quadratmetern. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der Primark-Filialen auf 384. Ein Store in Irland wurde geschlossen und sechs Geschäfte (drei in den USA und drei in Deutschland) verkleinert. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 sind 14 neue Filialen geplant, darunter die erste in Tschechien.
Die aktuell in vielen Präsenzländern geltenden Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie lassen keine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zu. Zum heutigen Zeitpunkt sind bereits 78 Filialen in Irland, Frankreich, Belgien, Wales, Slowenien und im katalonischen Teil Spaniens von den behördlich angewiesenen Geschäftsschließungen betroffen, dies entspricht einem Fünftel der gesamten Verkaufsfläche des Textiliten. Voraussichtlich ab dem 5. November müssen zusätzlich alle Filialen in England schließen. Dies bedeutet, dass knapp 60 Prozent der gesamten Verkaufsfläche ab dem 5. November vorübergehend geschlossen sein werden.
Primark: Kennzahlen
Statistiken zur Umsatzentwicklung des irischen Textilhändlers Primark sowie weitere Informationen und Fakten finden Sie im EHI-Statistik-Portal Handelsdaten.