EU-Verpackungsverordnung: Tücken im Detail | stores+shops
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Die Rewe Group will den Kunststoffeinsatz bis 2025 deutlich reduzieren
Foto: Rewe Group

EU-Verpackungsverordnung: Tücken im Detail

Im Hinblick auf die europäische Verpackungsverordnung (PPWR) sehen sich führende Handelsunternehmen gut aufgestellt. Gegenüber stores+shops äußern sie aber auch Bedenken, was die Umsetzbarkeit einzelner Anforderungen angeht.

Die Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lidl u. a.) betrachtet die europäische Verpackungsverordnung als einen „großen Schritt Europas auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“. Man unterstütze den Ansatz, alle Verpackungen in wirtschaftlich vertretbarer Weise wiederverwendbar oder recycelbar zu gestalten. Ebenso wird die Einführung von Mindestquoten für den Einsatz von Kunststoffrezyklat in Verpackungen und Produkten begrüßt.

Dabei sieht sich die Gruppe mit ihren bisherigen Maßnahmen auf gutem Wege: „Im Rahmen der gemeinsam erarbeiteten Plastikstrategie ‚REset Plastic‘ übernehmen wir seit Jahren Verantwortung für eine nachhaltigere Produktund Verpackungsgestaltung. Mit ihrem PET-Flaschenkreislauf in Deutschland haben die Unternehmen der Schwarz- Gruppe gezeigt, dass eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und ein hocheffizientes Verpackungsrecycling im Sinne des Umweltschutzes möglich sind.“

Anspruchsvoller Rechtsrahmen

Verpackung aus recyceltem Kunststoff aus dem Gelben Sack

Verpackung aus recyceltem Kunststoff aus dem Gelben Sack
Foto: Aldi Süd

Auch Aldi Süd steht der Entscheidung zur PPWR positiv gegenüber: „Die Verordnung schafft einen anspruchsvollen europäischen Rechtsrahmen für Verpackungen und fördert die Transformation zur Kreislaufwirtschaft.“ Man werde die Anforderungen eingehend prüfen und im Rahmen der gesetzlichen Fristen umsetzen. Bereits vor der Verabschiedung der PPWR wurden im Rahmen der „Aldi Verpackungsmission“ Ziele zur Reduzierung von Verpackungsmüll gesetzt. Das Unternehmen vermeidet, reduziert oder optimiert Verpackungen fortlaufend, indem die Wiederverwendbarkeit verbessert und der Einsatz von recyceltem Kunststoff erhöht wird.

Mit der „Tandil 3-in-1-Box“ nutzt Aldi Süd seit 2023 beispielsweise eine Produktverpackung, die fast vollständig aus recyceltem Kunststoff aus dem Gelben Sack besteht. Um die Sortierung von Kunststoffabfällen zu fördern und damit deren Wiederverwendbarkeit zu verbessern, hat das Unternehmen zudem kürzlich an einer Sortierstudie der Initiative „HolyGrail 2.0“ teilgenommen.

Teil der Aufgaben erledigt

Die Rewe Group hat bei der Verpackungsreduzierung und dem Einsatz von Rezyklaten bei Eigenmarken bereits erhebliche Fortschritte erzielt und hält auch in Hinblick auf die PPWR an ihren Zielen fest: Verdopplung des Sortimentsangebots in „Mehrweg & Unverpackt“ bis 2025 im Vergleich zu 2021, 20 Prozent weniger Kunststoffeinsatz bis 2025 im Vergleich zu 2015 und Recyclingfähigkeit sämtlicher Kunststoffverpackungen, durchschnittlich 50 Prozent Rezyklatanteil in den PET-Einweggetränkeflaschen bis Ende 2023 und durchschnittlich 30 Prozent Rezyklatanteil in allen Kunststoffverpackungen bis Ende 2025. „

Damit haben wir durch unsere Vorreiterrolle bereits einen Teil der Hausaufgaben erledigt, deren Umsetzung in den kommenden Jahren EU-weit ansteht; dennoch wird die ganzheitliche Umsetzung der Vorgaben natürlich eine Herausforderung“, sagt eine Unternehmenssprecherin.

Verteilungskampf bei Rezyklat?

Die Schwarz- Gruppe begrüßt Quoten für Kunststoffrezyklat

Die Schwarz- Gruppe begrüßt Quoten für Kunststoffrezyklat
Foto: Schwarz-Gruppe

Grundsätzlich sieht auch das Forum Rezyklat die Weichen für den künftig neu geregelten Einsatz von Rezyklaten gestellt. In dem 2018 gegründeten Bündnis sind 70 Mitglieder aus Handel, Markenund Verpackungsindustrie, dualen Systemen, Entsorgungsund Recyclingunternehmen vertreten. Von Beginn an lag der Fokus darauf, den Einsatz von Rezyklaten in Verpackungen zu steigern. Aktuell sieht das Forum Rezyklat „ermutigende Fortschritte“ in der Herstellung von Drogerieprodukten wie Shampoo, Duschartikeln und Reinigungsmitteln auf dem deutschen Markt, unabhängig davon, ob es sich um Flaschen oder Tuben aus HDPE oder PET handelt. Das „Design for Recycling“ einer Produktverpackung, die Recyclinginfrastruktur und der geforderte Rezyklateinsatz in der Verpackung selbst hängen stark voneinander ab – und setzen der Skalierung systembedingt Grenzen.

„In gewissen Bereichen ist der Einsatz von Rezyklaten momentan nicht praktikabel“, stellt das Forum Rezyklat fest. „Um diesen Umstand zu ändern, bedarf es vor allem Investitionen in die Infrastruktur.“ Eine Herausforderung ist aktuell der niedrige Preis von neuem Kunststoff, nachdem die globalen Lieferketten wieder funktionieren und das Ausgangsprodukt Rohöl im Preis gesunken ist. „Der niedrige Preis von neuem Kunststoff stellt für den vermehrten Einsatz von Rezyklaten ein Hindernis dar, da er die Nachfrage nach Rezyklaten hemmt und so den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur ausbremst“, beschreibt das Forum Rezyklat die Lage.

Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) beschwört sogar die Gefahr eines „Verteilungskampfes“. Bei der Rewe Group sieht man die Sache entspannter und ist überzeugt, dass dieser Engpass künftig vom Markt beseitigt wird: „Die PPWR wird in jedem Fall die Nachfrage nach Rezyklaten ankurbeln, und der Markt wird sich auch angebotsseitig entsprechend entwickeln.“ Auch die Politik habe Hebel, z. B. mehr Kunststoffarten für den Einsatz in Lebensmittelverpackungen zuzulassen, statt wie bisher nur PET. „Hier erwarten wir entsprechende Bewegung“, so die Rewe Group.

Fehler schnellstmöglich korrigieren

Darüber hinaus gibt es andere Vorgaben der Verordnung, die speziell dem LEH Kopfzerbrechen bereiten. So droht das Verbot, Obst und Gemüse unter 1,5 kg bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr in Plastik verpackt zu verkaufen. Hier wird es nach Ansicht der Rewe darauf ankommen, praxistaugliche Ausnahmen zu definieren, damit leicht verderbliche oder druckempfindliche Produkte auch weiterhin verkauft werden können.

Forum Rezyklat: Ermutigende Fortschritte beim Einsatz von Recyklaten

Forum Rezyklat: Ermutigende Fortschritte beim Einsatz von Recyklaten
Foto: Forum Rezyklat

Gleiches gelte für das Verbot der Gruppierung von Artikeln mit Folien, insbesondere im Bereich der Einweggetränke: „Wir brauchen die Möglichkeit, im Interesse der Handhabbarkeit für unsere Kund:innen weiterhin Sechserträger anbieten zu können.“ Die Rewe erwartet zudem, dass der „Fehler“ einer 100-prozentigen Mehrwegquote für Palettenfolien „schnellstmöglich von der EU-Kommission korrigiert wird“. Auch die Herausforderungen für den gesamten Bereich der Transportverpackungen, der erstmals Mehrweg- und Rezyklatzielen unterworfen wird, lassen sich laut Rewe „noch gar nicht absehen“.

Zeitdruck ist vorprogrammiert

In der PPWR werden – wie mittlerweile in vielen anderen Gesetzen auf EU- und Bundesebene auch – entscheidende Details nicht im Gesetzeswortlaut selbst, sondern nachträglich in delegierten Rechtsakten geregelt. Dies aber oft erst mit großer zeitlicher Verzögerung – um dann umso schneller in der Praxis umgesetzt werden zu müssen.

Genau darin sehen die Händler eine große Herausforderung. Kommentar der Rewe: „Entsprechend wenig Zeit bleibt uns als Unternehmen für die praktische Umsetzung, die aber oft ein hohes Maß an Umstellungen und Vorarbeit erfordert.“ Auch die Schwarz-Gruppe mahnt eine „praxisgerechte Ausgestaltung der zahlreichen im Anschluss zu erarbeitenden technischen Vorschriften“ an.

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