Eine „Stimmung des Wollens“ sei bei den Messebesuchern aus dem Handel zu spüren gewesen, brachte es ein Aussteller am Schlusstag der EuroShop auf den Punkt. Das anziehende Konsumklima hat im Einzelhandel offenbar die Bereitschaft geweckt, in die Erneuerung der Ladeneinrichtung und Ausstattung zu investieren. „Der Zeitpunkt für eine EuroShop war selten zuvor so günstig, immerhin ist der Handel in vielen Ländern mit Rückenwind unterwegs, und der hat jetzt auch den Ladenbau erreicht“, sagt Helmut Neher, Vorstandsmitglied der Umdasch AG. Für Werner Reinhard, stellvertretender Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, ist die Terminierung der EuroShop „ein echter Glücksfall für die ausstellende Industrie und für uns als Veranstalter“ gewesen.
Die Besucher- und Ausstellerzahlen stützen diese Einschätzung: Über 106.000 Besucher (Vorveranstaltung 2008: 104.766) kamen an den Rhein, um sich auf 107.000 qm Ausstellungsfläche über neue Produkte, Trends und Konzepte zu informieren. Mit 2.038 Ausstellern aus 53 Nationen erlebte die EuroShop 2011 darüber hinaus eine Rekordbeteiligung (2008: 1.895 Aussteller). Beachtlich ist nicht zuletzt die hohe Internationalität der Messe. Über 60 Prozent des EuroShop-Publikums reiste in diesem Jahr aus dem Ausland an. Thematisch stand die EuroShop 2011 ganz im Zeichen des Nachhaltigkeitsgedankens. Der sparsame Umgang mit Ressourcen, der Klimaschutz, die Verwendung von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, Maßnahmen für den Umweltschutz – im Auftritt der EuroShop-Aussteller spiegelten sich praktisch alle Facetten des Nachhaltigkeitsgedankens wider. Messestände mit Wänden oder Böden aus sägerauhem Massivholz, umrahmt von teilweise üppigen Bepflanzungen bestimmten das Bild in den Aus- stellungshallen der Ladenbauunternehmen. Kaum ein Firmenflyer, in dem nicht von „nachhaltig“, „eco“ oder „green“ die Rede war.
Ladenbau und Shop-Einrichtung
Zeigten die Ladenbauer auf früheren EuroShop-Messen häufig fertige Shops, sind viele dazu übergegangen, einzelne Komponenten, Module oder Konzeptstudien in den Vordergrund zu stellen, um die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zu lenken und die Diskussion mit dem Fachpublikum anzuregen. Große Beachtung fand in dieser Hinsicht der Stand von ITAB Shop Concept. Die Skandinavier zeigten auf 1.500 qm Ausstellungsfläche einen Querschnitt aus aktuellen Einrichtungslösungen verschiedener Branchen und inszenierten darüber hinaus auch ungewöhnliche Ideen wie beispielsweise einen offenen Klavierflügel als Präsenter für Frischobst. Andere Aussteller wiederum verzichteten ganz auf die Präsentation von Endprodukten, darunter zum Beispiel die Firma Kunze Ladenbau aus Elmshorn. Dieter Kunze: „Unsere Kunden verlangen auf der EuroShop in erster Linie Orientierung, um sich in vielfältigen Strömungen und Trends zurechtzufinden“. Es geht im Prinzip darum, Präsenz zu zeigen bei der Nabelschau der globalen Ladenbaubranche, mit einem Messestand als Kommunikationsplattform für entspannte Kundengespräche.
Die führenden Ladenbauunternehmen betonten auf der EuroShop ihre Kompetenz für professionelles Projektmanagement. Besonders deutlich wurde dies am gemeinsamen Stand von Umdasch Shop-Concept und Assmann Ladenbau. Die beiden Kernmarken der österreichischen Umdasch Shopfitting Group demonstrierten Projektmanagement und Komplettausbau als Schlüsseldisziplinen für den Ladenbau – Leistungen, die gerade von den großen Playern im Handel verstärkt nachgefragt werden. Die Präsentation neuer Einrichtungslösungen stand dagegen im Hintergrund. Zu sehen war bei Umdasch u.a. „Hanging Frame“, ein leichtes, frei im Raum zu positionierendes Regalsystem mit Rahmen, das in Deckenschienen eingehängt wird.
Wie im Jahr 2008 präsentierte sich die Vitrashop-Gruppe mit ihrem „Marken-Dreiklang“ Visplay, Ansorg und Vizona auf der EuroShop. Das Vizona-Standquadrat war von Naturholzbrettern umrahmt, die sechs Meter hoch aufeinander gestapelt waren. Filigrane Wandstrukturen aus Metall, Acryl und Holz bildeten im Innenraum den Kontrapunkt zur Außenfassade. Das Standkonzept sollte den Messebesuchern einerseits das Thema Nachhaltigkeit vermitteln, andererseits wollte man den Architekten und Endkunden aus dem Handel demonstrieren, dass man bei Vizona in der Lage ist, kreative Shopideen umzusetzen, ohne an bestimmte Materialien gebunden zu sein.
Als Spezialist für modulare Einrichtungssysteme präsentierte Visplay einen aktuellen Querschnitt aus seinem umfangreichen Produktprogramm, darunter sechs neue Systeme, drei Programmerweiterungen und ein neues Warenträgersystem mit verschiedenen Oberflächenveredelungen. Das bekannte rasterartige Flächentragsystem „Grid“ erfährt in einer neuen Version eine Erweiterung auf drei Funktionsebenen für Präsentation, Gestaltung und Dekoration. Mit seinem technisch geprägten Erscheinungsbild ist das System flexibel für die Inszenierung der Ware.
Das zur Schweizer Dolma-Gruppe gehördende Unternehmen Linde Ladenbau stellte auf seinem ausschließlich mit LED beleuchteten Messestand verschiedene Einrichtungssysteme für den Lebensmittelhandel vor. Auch Linde betonte sein Engagement für ressourcenschonende Produkte, u.a. mit einem modular kombinierbaren Backshop aus unbehandeltem Massivholz. Anhand eines Modellbaus wurde dargestellt, wie die Handelswelt der Zukunft aussehen könnte. Die Inszenierung von Lebensmittelmärkten im Sinne einer emotional aktivierenden Kundenansprache wird weiter an Bedeutung gewinnen, so die Kernbotschaft.
Wanzl präsentierte sich auf der EuroShop 2011 erstmals mit zwei Ausstellungsständen. Neben dem klassischen Segment der SB-Systeme bekam der Geschäftsbereich Ladenbau ein eigenes Forum. Zehn Boxen mit realen Ladenbereichen sowie eine virtuelle Mall sollten die Kompetenz von Wanzl Ladenbau in den Bereichen Planung, Projekt-Management und der Erstellung schlüsselfertiger Shops unterstreichen. Besondere Highlights waren die Vorschläge zur Eingliederung von Nonfood-Segmenten im Lebensmitteleinzelhandel und eine Weinabteilung komplett aus edlem Schwarzstahl und mit einer blattgoldbeschlagenen Weinpräsentationsfläche. Im Geschäftsbereich SB-Systeme präsentierte Wanzl fünf branchenspezifische Einkaufswelten mit den passenden Produkten – vom Einkaufswagen mit Zubehör wie Münzpfandsysteme und Lupen bis hin zu Display-Lösungen, Eingangsanlagen und Kassensperren. Wanzl Ladenbau rückte ebenso wie Aichinger, Linde Ladenbau, Schweitzer und Umdasch das Gastronomiegeschäft in den Mittelpunkt des EuroShop-Standes. Mit dem Angebot von Feinschmeckerkost wollte man zum einen dem gewachsenen Stellenwert hochwertiger Handelsgastronomiekonzepte Rechnung tragen, zum anderen ein stimmungsvolles Ambiente für entspannte Kundengespräche schaffen. Storebranding war schon auf der EuroShop 2008 ein Thema. Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt. Es gibt sie nicht mehr, die Mainstream-Einrichtungstrends für den Modehandel. Stattdessen kommt es darauf an, eigenes Profil zu entwickeln und dieses über das Storedesign zu kommunizieren. „Jeder sucht nach Alleinstellung“, erkennt Karl Schwitzke, Geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer Designbüros Schwitzke & Partner. Dabei lautet die Herausforderung, den Konsumenten mehr zu bieten als der Computer zu Hause, nämlich Atmosphäre, Erlebnis und Entertainment. Und genau so setzten sich die Ladenbau-Spezialisten auf der EuroShop selbst in Szene.
Das Unternehmen Schweitzer aus Naturns in Südtirol präsentierte sich erstmals mit seinen drei Firmen Schweitzer Project (Ladenbau), Interstore Design (Beratung/Planung) sowie Interforce (General Contracting) auf einem Stand und damit als ganzheitlich arbeitender Partner des Handels. Der Messestand brachte das aktuelle Trend-Verständnis von Schweitzer zum Ausdruck, wonach sich Nonfood und Food sowie Einzelhandel und Kunst stärker miteinander vermischen. Südtiroler Köche verwöhnten die Gäste mit frisch zubereiteten Köstlichkeiten, der Meraner Künstler Harry Thaler steuerte zwei Stand-Installationen bei.
Der Bad Uracher Ladenbau-Spezialist Kraiss zeigte gleich mit zwei Messe-Auftritten Präsenz. Der eine widmete sich dem Thema Markenbildung, mit dem sich Kraiss seit Jahren beschäftigt. Nun wurde ein separates Geschäftsfeld daraus. Stand zwei stellte ein multifunktionales Ladenbausystem vor. „Shift“ kann schnell und einfach umgestaltet werden. Das elektrifizierte Präsentationsmodul bietet zudem an jeder beliebigen Stelle Hoch- und Niedervolt- Abnahmemöglichkeiten sowie eine Leitung zur weltweiten Datenübertragung.
Eine begehbare Erdkugel, in der ein Imagefilm als 360 Grad-Projektion gezeigt wurde, bildete den Eyecatcher auf dem Messestand von Ganter Interior. Das Unternehmen aus Waldkirch machte damit auf seine hohe Internationalität aufmerksam. Im letzten Jahr wurden Tochtergesellschaften in Shanghai, New York, Meran und Paris sowie eine Niederlassung in Vancouver gegründet. Seit 2006 bestehen Standorte in Tauberbischofsheim und in London.
Decor Metall aus Bad Salzuflen präsentierte sich auf der EuroShop erstmalig mit dem neuen Slogan „the shop innovators“ und rückte damit seine Kreativkompetenz in der Entwicklung von Display- und Ladenbaulösungen in den Fokus. Der Messestand zeigte, wie individuell ein und dasselbe System eingesetzt und genutzt werden kann.
Schmitt Ladenbau, Spezialist für individuellen Ladenbau, möchte verstärkt kleine und mittlere Filialunternehmen erreichen und seine Niederlassung in Bad Peterstal-Griesbach, die unter der Marke Maier Ladenbau geführt wird, zügig weiter ausbauen. Neben strategischen News wurden auf der EuroShop neue Produkte lanciert, darunter ein elektronisches Schließsystem für Theken (z.B. für Schmuck), bei dem es kein Problem mehr ist, wenn ein Schlüssel verloren geht. Der Transponderchip wird einfach neu programmiert.
Markeninszenierung seit 1974: Dafür steht der Name Konhäuser, Estenfeld. Dem Fullservice-Anbieter, der zuletzt u.a. dem s.Oliver-Store in Stuttgart seine unverwechselbare Handschrift gab, ist es wichtig, die Philosophie seiner Kunden authentisch an den POS zu bringen. Auf der EuroShop kooperierte Konhäuser, wie auch in zahlreichen Projekten, mit dem Unternehmen Licht-Concept. Auf dem Gemeinschaftsstand wurde eine Erlebniswelt mit LEDLightshow realisiert.
Der Messeauftritt von Korda Ladenbau aus Bad Salzuflen stand unter dem Motto „Store Design goes green“. Highlight war ein horizontales Warenträgersystem aus nachwachsenden Rohstoffen. Das System „Korail“ lässt sich mit bestehenden Warenträgern kombinieren.
Auch dieses Jahr war ich wieder beinahe eingeschüchtert allein von Umfang und Größe der EuroShop. Egal in welchem Ausstellungsbereich – es gab wie stets überall Aufregendes zu sehen. Dieses Jahr möglicherweise weniger echte Innovationen als in den vergangenen Jahren – zweifellos eine Folge der Banken- und Wirtschaftskrise. Die Stimmung auf der Messe war allerdings so optimistisch, dass ich mit dieser Einschränkung für 2014 nicht mehr rechne.
Prof. Rodney FitchKassentische
Auf der EuroShop zeigten die Anbieter von Kassentischen vielfältige Innovationen, die je nach Kernkompetenz des Unternehmens sowie dessen Zielgruppe im Handel eher design- oder funktionsorientiert ausgerichtet sind. Unterm Strich steht daher eine weitere Ausdifferenzierung des Angebots, die das individuelle Profil der Hersteller noch stärker betont als bisher. Ein zentraler Treiber des Marktes sind junge Technologien rund um den Bezahlvorgang. Die Kassentisch-Hersteller stehen vor der Herausforderung, diese in die Möbel der Kassenzone auf begrenztem Platz zu integrieren. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass diese Technologien nicht nur neue Optionen eröffnen, sondern den Bezahlvorgang tatsächlich schneller machen. Deshalb wurde auf der EuroShop auch über neue Details gesprochen, die den Kassiervorgang für das Personal erleichtern und ihn im Idealfall gleichzeitig beschleunigen. Diskutiert wurden diesem Zusammenhang die Formgebung sowie die Geschwindigkeit und Platzierung von Förderlaufbänder, mit dem Ziel, einen möglichst großen Teil der Warenzelle auszunutzen.
ITAB Shop Concept zeigte auf der EuroShop einen vollautomatischen Kassentisch, der die Identifikation der Ware unabhängig von Barcodes möglich macht. Die patentierte Technologie von „Easy Flow“ kombiniert Bildprozessoren, Gewichterkennung, Objektsensoren, zwei Arten von Spektroskopen und bei Bedarf Barcodelesegeräte. Die Artikelerkennung dauert weniger als eine Sekunde. „Easy Flow“ ist nach Angaben des schwedischen Unternehmens kompatibel mit allen marktgängigen POS-Systemen.
Kesseböhmer, Bad Essen, stellte eine neue Generation multifunktionaler Warenausgaben für die Kassenzone in den Mittelpunkt des Messeauftritts. Das Produkt mit dem Namen „ProtectorR“ lässt sich im Unterschied zu herkömmlichen Zigarettenträgern mit unterschiedlichen Artikeln und Verpackungsgrößen bestücken. Die Warenschächte können jederzeit manuell verändert und im Drei-Millimeter-Raster neuen Verpackungsgrößen angepasst werden. Der Hersteller garantiert Wartungsfreiheit.
Potrafke, Hattingen, setzt bei dem Kassentisch „City“ für kleinere und mittlere Einkäufe auf neue Details: Eine runde Warenmulde schafft kurze Arbeitswege und eine optimale „Kontaktstrecke“ zwischen Kassenpersonal und Kunde. Ein beleuchtetes Tütenfach auf Kundenseite soll für eine stets aufgeräumte Präsentation sorgen. Neu ist auch ein Kassentisch für den mobilen, temporären Einsatz, ausgestattet mit einer NCR-Geldlade, die den Geldbestand per Feinstwaage ermittelt.
Tackenberg, Bochum, präsentierte als Messeneuheit „Triple“, einen Kassentisch mit zwei Ablaufförderbänder, die zwei Warenzellen beschicken. Ein beweglicher Warenzellenteiler wird nicht benötigt. Die Förderbänder sind so platziert, dass ein möglichst großer Bereich der Warenzelle mit Ware beschickt werden kann. Folge: In der Gesamtlänge sind nun kleinere Maße möglich, die trotzdem mehr Platz in der Warenzelle bieten. Die Warenzellenkonstruktion ist angeschrägt. Der Kunde hat dadurch einen bequemeren Zugriff auf die Ware und die Bezahlkomponenten.
Pillen, Lichtenvoorde (Niederlande), zeigte eine Fülle neuer Details rund um Kassentisch und -zone. Beispiel: eine neue Möglichkeit, den Fußbodenbereich der Kassengondel zu beheizen. Die Heizplatte arbeitet mit Infrarot-Technologie und erreicht maximal 40 Grad. Außerdem zeigte Pillen eine Gondel-Front mit Wechselrahmen für textile (bedruckte) Werbebanner. Des Weiteren zeigte das Unternehmen Kassen-Laufbänder, deren Geschwindigkeit vom Kassenpersonal individuell eingestellt werden kann.
Cefla, Imola (Italien), bringt mit „Avantgarde“ einen designorientierten, modular aufgebauten Kassentisch auf den Markt, der sowohl aus Metall als auch aus Holz gefertigt werden kann. Kunststoffteile sind mit einem Code versehen, um die Entsorgung und Wiederverwertung zu erleichtern. Die Optik wirkt leicht und erinnert an Büro-Tische. Details: Fußraumblende optional, drei EDVKonfigurationen, Höhenverstellung des Tisches je nach Einsatz- und Verwendungsart sowie HPL-Laminat für die Arbeitsfläche (dadurch minimaler Abrieb und Verschleiß).
Yudigar, Carinena (Spanien; gehört zur französischen HMY-Gruppe), stellt sich auf Self-Scanning als eines der Zukunftsthemen ein. Das Konzept: Kunden mit Kundenkarte erhalten dabei die Möglichkeit, beim Einkauf die Ware per Handscanner zu registrieren. An der Kasse können die Kunden sofort bezahlen. Das Kassenpersonal macht bei diesen Kunden lediglich Stichproben. Erste Erfahrungen in Frankreich zeigten, dass sich die Diebstahlquote bei dieser Vorgehensweise nicht erhöhte.
LED im Supermarkt
Philips hat die Auswirkungen von Licht auf das Kaufverhalten von Kunden untersucht. Karsten Vierke, Leiter Retail, Healthcare und Hospitality bei Philips Lighting, zu Methodik und Ergebnissen der Studie.
s+s: Was waren die Ziele der Studie?
VIERKE: Es ging darum zu untersuchen, wie Kunden auf unterschiedliche Lichtszenarien im Supermarkt reagieren. Mit dem Philips „AmbiScene“-Lichtsteuerungssystem auf LED-Basis kann der Handel mit dimmbarem Licht und verschiedenen Farbtemperaturen von Warmweiß bis Tageslichtweiß die Lichtstimmung in seinen Geschäften verändern, um das Wohlgefühl des Kunden zu fördern. Außerdem können einzelne Bereiche, zum Beispiel Aktionsflächen, besonders akzentuiert werden – ohne Veränderung an den Aufbauten.
s+s: Spielt das denn im Supermarkt, wo Produkte wie Eier oder Toilettenpapier gekauft werden, eine Rolle?
VIERKE: Auch der Lebensmitteleinzelhandel hat erkannt, dass eine Wohlfühlatmosphäre im Markt zu einer längeren Aufenthaltszeit der Kunden beiträgt und damit die Chance auf mehr Umsatz erhöht. Wir haben im Rahmen einer 21-wöchigen Feldstudie in den Niederlanden detailliert die bisher bestehende Situation erfasst – Beleuchtungskonzept, Kundenstruktur, Kaufverhalten, Umsätze – und anschließend das Kundenverhalten unter der Einwirkung verschiedener LED-Beleuchtungsszenarien mit weißen und farbigen LED beobachtet.
s+s: Konnte der Plus-Supermarkt in den Niederlanden Mehrumsätze generieren?
VIERKE: Ja, die Studie hat ergeben, dass die gezielte Verkaufsraum-Inszenierung zu Umsatzsteigerungen führte. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde erhöhte sich um rund zwei Prozent. Besonders interessant war für uns auch zu beobachten, dass Kunden eher mehr Zeit in Bereichen mit warmen Lichtfarben verbrachten als in den Zonen mit kühlerer Beleuchtung.
Die Kühlmöbel-Branche, nach Angaben der Messe Düsseldorf mit 150 Unternehmen nahezu vollständig vertreten, zeigte sich mit dem Verlauf der EuroShop sehr zufrieden. Aufgrund der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion standen die Themen Energieeinsparung und Umweltverträglichkeit im Mittelpunkt. CO2 als Kältemittel und die Nutzung der Abwärme werden inzwischen von nahezu allen Möbelherstellern umgesetzt. Auch die LEDTechnologie bei der Möbelbeleuchtung konnte sich aus dem Innovationsstadium heraus hin zu einer flächendeckenden Verbreitung entwickeln.
Carrier präsentierte auf seinem 1.800 qm großen Stand eine kombinierte Kältelösung, die R134a für die Normalkühlung und CO2 für die Tiefkühlung verwendet. Diese Hybrid-Technologie wurde als nachhaltige Kältelösung für Märkte mit mittleren und hohen Umgebungstemperaturen entwickelt. Weiterhin stellte Carrier die neue Kühlregalbaureihe „Maress“ vor, die speziell für Lebensmitteldiscounter konzipiert wurde.
Epta stellte auf der EuroShop seine Markenwelt und Unternehmensphilosophie unter dem Konzept „Eptology“ vor. Dahinter steht die Vision, beim Thema Nachhaltigkeit neben wirtschaftlichen Zielen auch sozial- und umweltpolitische Ambitionen zu verfolgen. Aus der Fülle an neuen Möbelentwicklungen seien die energieeffizienten und ergonomischen Abdeckungen für das Tiefkühlmöbel „Tortuga2“ herausgestellt. Diese bewirken nicht nur Energieeinsparung, sondern erhöhen auch den Komfort für die Kunden, indem die Eingriffsfläche fast verdoppelt wird. Auch die Beladung mit neuer Ware sowie Wartung und Pflege werden erleichtert. Die neuen Regale von Epta für die Normalkühlung geben weniger Kälte an die Umgebung ab und sind serienmäßig mit Hochleistungslüftern und -verdampfern ausgestattet. Gegenüber herkömmlichen Kühlmöbeln mit Nachtabdeckung können laut Epta je nach Verwendung von Einfach- oder Doppelverglasung Energieersparnisse zwischen 25 und 50 Prozent realisiert werden. Des Weiteren zeigte Epta auf der EuroShop erstmals Bedientheken und steckerfertige Kühlmöbel der 2008 zur Gruppe gestoßenen Marke Eurocryor. Diese Geräte werden insbesondere nach individuellen Anforderungen von Fachgeschäften, Metzgereien oder dem Bio-Handel angefertigt.
Auch der italienische Hersteller Arneg stellte unter dem Titel „naturally innovative“ ein Nachhaltigkeits-Programm vor. Bei allen Neuentwicklungen des Herstellers wurde der Energieverbrauch reduziert. Auch optisch hat sich das Unternehmen auf den grünen Trend eingestellt, zum Beispiel durch Kühlmöbel in Farben wie Lindgrün oder Mattgrau.
Ein reges Interesse an ihren Neuentwicklungen verzeichneten die in Deutschland bekanntesten Hersteller von Kühlmöbel-Abdeckungen Remis und Pan-Dur. Die Vorbehalte des Einzelhandels scheinen sich angesichts der Nachhaltigkeitsdiskussion und der Energiesparpotenziale solcher Abdeckungen mittlerweile gelegt zu haben. Eine wichtige Funktion der Abdeckungen ist auch der Schutz der Lebensmittel vor zu starkem Licht. Die Richtung für den Öffnungs- und Schließmechanismus der Deckel verändert sich zunehmend von links-rechts hin zu vor-zurück. Nach Aussage der Hersteller behindern sich nebeneinander stehende Kunden beim Öffnen des Möbels dadurch weniger. Eine interessante Neuentwicklung gab es bei Pan-Dur zu sehen: ein automatischer Schließmechanismus für Glastüren bei Kühlschränken nach dem Prinzip einer Falttür. Ein nicht richtiges Wiederverschließen der Tür durch Kunden, wie es bei herkömmlichen Systemen vorkommen kann, soll dadurch vermieden werden.
Das Unternehmen KMW Kühlmöbelwerk Limburg stellte auf der EuroShop drei innovative Produkte vor: eine Kaskaden-Kälteanlage, die mit natürlichen Kältemitteln wie CO2 und Propan betrieben wird, ein herstellerunabhängiges Visualisierungssystem zur Überwachung von Kühlstellen sowie eine neuartige Kühltruhe mit einer variablen Kältesteckdose. Dadurch soll es möglich sein, das Gerät energieeffizient an eine Verbundanlage anzuschließen und trotzdem weitgehend so flexibel zu platzieren, wie es bisher nur mit steckerfertigen Kühlmöbeln möglich ist. Damit können Impulsinseln oder kleine SB-Truhen ohne eigenes Kälteaggregat betrieben werden. Ein Kältemittelverlust bei der An- und Abkopplung an eine Verbundanlage sei nicht zu befürchten, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Ladenbeleuchtung
LED war auf der EuroShop das vorherrschende Beleuchtungs-Thema. Handelsunternehmen und Ladenbauer stellten den Lichtexperten auf den Messeständen immer die gleichen Fragen zum derzeitigen Qualitätsstand der LED, zu Farbwiedergabe, Effizienz und ROI. Die Fortschritte bei den Leuchtdioden ermöglichen dem Handel heute kreative Spielräume, Verkaufsflächen und Produkte zu inszenieren. Der Geschäftsführer von Ruco Licht, Markus Weindl, kommt entgegen früherer Überzeugung zu dem Schluss, „dass durch die rasante Entwicklung die LED bei der Lichtinszenierung im Einzelhandel heute nicht mehr wegzudenken ist“. Dies spiegelten die Standkonzepte wider – bis hin zu einem 100 Prozent-LED-Stand u.a. bei Erco. Selbst LED-Skeptiker präsentierten ein stark erweitertes LED-Portfolio in dem Bewusstsein, dass der Handel „LED einfach will, weil sie modern und innovativ ist und ein nachhaltiges Image fördert“, wie es bei Ansorg heißt.
In den allgemeinen Hype um die LED mischten sich jedoch auch Expertenstimmen, die im Wettlauf um Lux- und Lumenwerte eines deutlich machten: Erfolgreiches Licht im Handel lebt nicht von den Parametern aus dem Lichtlabor, sondern von der Wirkung, die es bei den Menschen am Point of Sale erzielt. Dabei ist die ebenfalls weiterentwickelte konventionelle Lichttechnik noch keineswegs aus dem Rennen und behauptet sich mit neuen Features oft auch noch als die wirtschaftlichere Lösung. „LED- und konventionelle Beleuchtung mischen sich aber immer mehr“, so Philips-Sprecher Bernd Glaser.
Messeneuheiten wie die Aufbauleuchten-Serie „Ontero-Chors“ von Bäro können sowohl mit konventionellen Leuchtmitteln wie auch mit LED bestückt werden und bieten damit Investitionssicherheit. Die neue Bäro-Leuchtenfamilie ist durch dreh- und schwenkbare Reflektoren variabel und lässt sich für die Inszenierung von Frischeprodukte mit der LED-Food-Light-Technik ausrüsten – mit auf die jeweilige Ware abgestimmten Lichtfarben. Die Dimmbarkeit, ein besonderer Vorteil der LED, ist für Philips und Ansorg ein Ansporn gewesen, dies ebenso für keramische Halogenmetalldampflampen verfügbar zu machen. Jetzt lassen sich auch die CDM-Lampen bedarfsgerecht bis auf 50 Prozent ihrer Lichtstärke herunterregeln.
Nach Jahren des „Spiels mit dekorativen Farbeffekten“ liegt der Fokus bei der LED nun auf der Allgemein- und Akzentbeleuchtung mit weißem Licht, das inzwischen eine deutlich höhere Lichtausbeute und Lichtfarben von Warm- bis Kaltweiß mit einer sehr guten Farbwiedergabe verbindet. Erco-Geschäftsführer Mark Oliver Streiter meint: „Warmweißes LED-Licht ist in puncto Farbwiedergabe inzwischen besser als Niedervolt-Halogen.“ Mit „Logotec“ hat das Unternehmen dazu ein eigens für LED-Module konzipiertes, quadratisches Strahlersystem vorgestellt. Brillantes warmweißes Licht bietet auch der neue Anbau-Strahler „Take TKL“ von Ansorg auf der Basis von HIT-Technik. Die geringe Anschlussleistung (ab 20 Watt) steht für Energieeffizienz.
pb Licht + Konzept reiste zur Messe mit einem abgerundeten LED-Leuchtenprogramm an, das modernste Technik mit Formschönheit verbindet. Das Programm bietet Hochleistungsreflektoren für maximale Lichtausbeute bei hoher Blendungsabgrenzung, unterschiedliche Wattagen sowie passive oder aktive Kühlung. Nach Überzeugung von Lichtexperten verschenkt die LED Potenzial, wenn sie nicht in Steuerungssysteme eingebunden wird.
Was diese leisten können, war u.a. am Messestand von Zumtobel zu erleben. Die neuen flexiblen Strahlersysteme „Ion“ und „Vivo LED“ zeichnen sich durch einstellbare Farbtemperaturen (Tunable White) aus und können Produkte warenspezifisch brillant und natürlich in Szene setzen – ohne die bislang üblichen Reflektor-Filter-Kombinationen. Für die Frische-Inszenierung im LEH ist der „Vivo-LED“-Strahler (Tunable Food) mit 10 vorprogrammierbaren Farbpunkten geeignet.
Ähnlich der Ansatz bei Oktalite: An der kompakten Design-Leuchte „Fano“ mit Pi-LED-Technologie lassen sich über eine Lichtsteuerung (fest installierbar oder über Anwahl per mobilem Endgerät) ebenfalls warm- und kaltweiße Lichttemperaturen abrufen.
Interessante LED-Weiterentwicklungen gab es außerdem im Hinblick auf ein effizientes Wärme-Management. Die neue Membrankühlung von Bridgelux will eine kosteneffiziente Alternative zur „klassischen“ aktiven Kühlung über eingebaute Ventilatoren bieten.
Über ein Wärmemanagement verfügt auch der LED-Reflektor „MR16“ von Megaman als Strom sparende und langlebige Alternative zu 35 Watt-Halogenspots. Er ermöglicht nach Herstellerangabe effiziente Wärmeableitung ohne schmutz- und staubempfindliche Kühlventilatoren.
Auch der irische LED-Anbieter Nualight präsentierte sich mit einer ventilatorfreien LED-Lösung: dem neuen linearen LED-Akzentbeleuchtungssystem „Spirito“ für verkaufsfördernde Inszenierung in Kühl- und TK-Geräten.
Fußbodenbeläge
Bei der „Inszenierung“ von Verkaufsflächen ist der Fußboden integraler Bestandteil des Designs. Das reicht von der Schaffung eines neutralen Rahmens, der die Produkte optisch sprechen lässt bis zu auffälligen Designs, die selbst ein Statement machen und Individualität ausdrücken. Auf der EuroShop konnten Fachbesucher mit genauen Vorstellungen technisch hoch entwickelte Lösungen verschiedener Anbieter vergleichen – oder aber sich auf der Suche nach Neuem inspirieren lassen.
Bei den Anbietern elastischer Designbeläge stehen natürlich die Holz- und Steinoptiken, aber auch abstrakte Muster im Vordergrund. Gerade bei den abstrakten Mustern möchten die Hersteller die Anwender aus dem Handel dazu verlocken, auch einmal etwas Neues, Anderes zu wagen. So etwa Objectflor. Der Anbieter präsentierte seine neue, flotte Kollektion „Swirl“, eine Fliese mit wellenförmigem Strudel-Muster, ferner eine Birkenrinden-Optik sowie eine Spachteloptik. Daneben zeigte Objectflor mit „Free Line“ Vinyl-Designplanken zur Verlegung ohne Klebstoff und ohne Verriegelung, besonders geeignet für die temporäre Nutzung. Der Rücken mit Wabenstruktur saugt sich durch Druck am Boden an.
Kreative Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet auch das Schnitt-Design der Böden. Armstrong schneidet mit seinen „Design Cuts“ Böden in runde und halbrunde ornamentale Formen, die dann mehrfarbig zu verschiedenen Mustern am Boden gelegt werden können. Durch die große Zahl verschiedener Kombinationsmöglichkeiten ist der Grad der Individualisierung hoch. Zudem zeigte Armstrong besonders lange Planken von 1,80 m Länge.
Auch Amtico präsentierte kreative Schnitte, mit denen Design geschaffen wird. Hier wird ein einzelner, linear gemusterter Designbelag kreativ geschnitten und zu ungewöhnlichen Verlegemustern neu zusammengesetzt. Im Mittelpunkt der Messepräsentation stand ein hellgrauer Marmorstein in Sediment-Optik. Klick-Systeme zur schwimmenden Verlegung von elastischen Designbelägen zeigten u.a. Gerflor, mFlor und vor allem auch Windmöller Flooring. Annika Windmöller ist davon überzeugt, dass die Klicktechnik den Markt der elastischen Designbeläge revolutionieren wird. In einer kleinen „Preview“ zeigte sie auf der Messe noch in der Entwicklung befindliche Designbeläge mit feiner textiler Struktur, echt gewebt aus Kunststofffäden.
Der Anbieter Forbo stellte neben seinen elastischen Belägen u.a. auch „Flotex“ vor, eine Linie von waschbaren Textilböden für den Einsatz in stark frequentierten Bereichen, die sich durch eine elegante Optik mit digital gedruckten Mustern und Farben auszeichnet.
Was uns zu den textilen Belägen bringt. Sowohl Toucan T mit seiner Kollektion „Ecologics“ als auch Anker Teppichboden mit der Kollektion „Join“ zeigten objekttaugliche Böden aus Recycling-Polyamid und einem Trägermaterial aus recyceltem PET, gewonnen aus Plastikflaschen. „Join“ ist ein Veloursboden mit zusätzlichen Schlingen-Effekten und aquarellartig verlaufenden Farbstreifen. Entworfen wurde er von dem niederländischen Designer Marcel Wanders, bekannt u. a. durch das Kameha Grand Hotel Bonn. Hochwertiger, moderner Nadelvlies, wie ihn die Firma Findeisen zeigte, besticht durch sein elegantes Understatement, seine schönen Farben und seine große Strapazierfähigkeit.
Die Anbieter von keramischem Feinsteinzeug haben den Trend zu höherwertiger Ladeninszenierung gut erkannt und machten dem Handel entsprechende Angebote. Sowohl Porcelaingres als auch Agrob Buchtal lassen ihre Kollektionen in aufwendigen Verfahren von Architekten kreieren. Die neuen Kollektionen von Porcelaingres heißen „Just Grey“ und „Just Beige“ und sagen bereits alles über die Farbtrends. Bei den Oberflächen ist matt der Trend. Agrob Buchtal zeigte auf der Messe eine Shop-Inszenierung mit seiner dunklen Edelfliese „Reflex“. In die fein strukturierte Oberfläche ist Echtgold bzw. Echtsilber eingebrannt, was für verhalten-edle Effekte sorgt.
Hoba Steel präsentierte neben einem Edelstahlboden mit Kroko-Struktur stilvolle Glaskeramikfliesen in feinen keramischen Natur- und Nude-Tönen. Geeignet ist die Glaskeramik zum Beispiel für die Fassadengestaltung.
Wer sein Geschäft mit einem Echtholzboden ausstatten möchte, der wurde bei Kährs Parkett fündig. Der große Trend ist sogenanntes altes Holz in antikem, urtümlichem Look. Eine Besonderheit sind hier eingearbeitete Rechteck-Holzdübel bzw. Schwalbenschwanzdübel wie bei Fachwerk, das Ganze in dunklen, warmen Brauntönen. Der zweite Messetrend war bei dem Holzbodenhersteller die warm-dunkle, rötliche Optik tropischer Hölzer – hergestellt aber aus dem Holz schwedischer Eiche.
„Die diesjährige EuroShop ist phänomenal gelaufen“, resümierte Hans Werner Reinhard von der Messe Düsseldorf am Schlusstag der EuroShop 2011. Mit Top-Ergebnissen bei Besucherzahl und Ausstellerbeteiligung hat sich das Messeteam die Messlatte für die nächste EuroShop sehr hoch gelegt. Der Termin steht bereits fest: 15. bis 19. Februar 2014.
Mitautoren des EuroShop-Nachberichts: Sabine Wilhelm, Thomas Kempcke, Stefanie Hütz, Brigitte Oltmanns, Bruno Reiferscheid
Fotos: Messe Düsseldorf (2), Umdasch (1), Linde Ladenbau (1), Wanzl Ladenbau (1), Schmitt Ladenbau (1), Objectflor (1), Forbo (1), Agrob Buchtal (1)