Schnitzel, Pommes: 3 Euro 50. Der niedrige Preis war lange Zeit das schlagende Argument, ein Restaurant im Möbelhaus aufzusuchen, und nicht selten auch das einzige. Mit den sich wandelnden Ernährungsgewohnheiten werden viele Food-Konzepte neu justiert – Gastro-Einheiten sind ja seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Großflächenkonzepte für Möbel. Mit den Upgrades steuern die Gastro- Units der Möbelhäuser das Ziel an, sich über Frische und Qualität ein eigenes Food- Profil zu schaffen.
Free-Flow: Der selbstständige Gast
In den Küchen der Ostermann-Häuser kommen inzwischen zu 70 Prozent Frische-Produkte zum Einsatz, die restlichen 30 Prozent entfallen auf Convenience-Produkte. Früher als Bedien-Restaurants gestartet, wurden inzwischen alle Häuser bis auf einen Standort sukzessive auf Free-Flow umgerüstet.
„Front-Cooking erfordert einen höheren Platzbedarf, und die Küchengeräte, Abläufe, Gerichte und Speisepläne müssen neu zusammengestellt werden“, erläutert Dr. Sina Küper, Geschäftsführerin von Ostermann mit Sitz in Witten. Pasta à la minute, frisch gemachte Bolognese, Hamburger- und Spargel-Wochen – der Speiseplan ist flexibel, regional, reagiert auf Saisonprodukte und greift Trends auf. „Entscheidend ist heute, dass die Kunden die Zubereitung und vor allem auch die Menschen dahinter sehen. Sie wollen sich vergewissern, dass das, was sie essen, einen Wert hat“, so Küper.
Die extreme Niedrigpreis-Orientierung früherer Zeiten ist vom Tisch. Sina Küper beobachtet diesbezüglich eine fast schon rigorose Wandlung: „Heute dürfen die Gerichte nicht mehr zu billig sein, sondern müssen gewissen Preispunkte treffen, um vom Kunden akzeptiert zu werden. Das signalisiert ihnen, dass ihr Anspruch an gute Lebensmittel erfüllt wird.“ Bei Ostermann legen rund 40 Prozent der Besucher einen Restaurant-Stop ein.
Free-Flow oder Bedienung – beide Gastro-Formen haben ihre Vorteile.
Ralf Hauschild
Bedienung: Der Wohlfühlfaktor
Möbel Hardeck richtet seinen Fokus auf Qualität und auf Service. Verschiedene Restaurants, Bistros und Cafés verteilen sich über die Häuser. An drei Standorten wird in den Restaurants am Tisch bedient. Die Kunden sollen zur Ruhe kommen können. Sprecher Thomas Mathé sagt: „Restaurant-Atmosphäre unterstreicht unser Service-Profil und hilft uns, Leute ins Haus zu holen. Viele kommen sogar nur zum Mittagessen zu uns. Die Kunden brauchen nicht mit dem Tablett umherzugehen. Wir wollen keinen Kantinen-Charakter.“
In einem Anfang des Jahres vom WDR durchgeführten Vergleich von Restaurants in Möbelhäusern schnitt Hardeck sehr gut ab. Insgesamt fährt das Unternehmen keine einheitliche Linie, sondern schneidet die jeweiligen Food-Konzepte der Häuser auf den Standort zu.
Semi-Service: Die Zwischenlösung
„Die meisten Einrichtungshäuser entscheiden sich für Selbstbedienung“, sagt Ralf Hauschild, Geschäftsführer von Porta Gaststätten. „Die Tageszeit mag den Ausschlag geben: Der Peak der Besucherfrequenz liegt in der Mittagszeit, und da haben eben viele Gäste ein knapperes Zeitbudget als abends.“ Die Free-Flow-Variante hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Kunden stellen sich an verschiedenen Stationen Speisen nach Wahl zusammen oder lassen sie sich zubereiten.

SB oder Bedienung?
Foto: Porta
Der Tempo-Faktor zählt, als nachteilig erweisen können sich allerdings Wartezeiten an den Stationen und der Kasse und die dann eventuell abgekühlten Temperaturen der Speisen. Auf der Seite der Gastronomen schlagen die höheren Investitionen für Küchentechnik zu Buche. Demgegenüber gilt die Selbstbedienung als weniger personalintensiv. „Doch da bin ich mir heute gar nicht mehr so sicher“, meint Hauschild, „denn das Front-Cooking bindet viel Personal an den Stationen.“
Mit einem neuen Pager-System von Tobo Cash and Paging Systems und damit einer Semi-Variante zwischen SB und klassischer Bedienung wurden drei der insgesamt 24 Porta-Einrichtungshäuser ausgestattet. Der Gast bekommt bei der Bestellung den Pager mit QR-Code ausgehändigt, der der Kassiererin zu erkennen gibt, was bestellt wurde. Am Platz wird er auf eine Station gelegt. Der RFID-Chip darin teilt dem „Food-Runner“ mit, an welchen Tisch er ein Gericht liefern muss – der Gast wird nicht mehr, wie oft üblich, angeblinkt oder -gepiept, sondern genießt den Service am Platz. Bei den Kunden komme das System gut an, betont Hauschild, auch von Älteren wird es auf Anhieb verstanden.