Die heutige Konsumlandschaft ist geprägt von der cleveren Vermarktung oft austauschbarer Massenware. Fakt ist eine gewisse Übersättigung und Abstumpfung der Verbraucher. Konsumforscher sagen deshalb schon länger voraus, dass zugespitzte, besondere Konzepte mit unverwechselbaren Profilen in speziellen Nischen des Marktes erfolgversprechender sind. In einer Weltstadt wie Paris suchen viele Konsumenten das Besondere, wenn möglich das Unikat.
Hier setzt Empreintes an. Der Concept Store ist eine Initiative der Ateliers d’Art de France, die 6.000 Kunsthandwerks-Ateliers repräsentieren. Serge Nicole, der Vorsitzende der Ateliers de France, sagt: „Unser Ziel ist es, jedem der Kunsthandwerker im Laufe der Zeit die Chance zu geben, seine Schöpfungen an diesem besonderen Ort im Herzen des Haut Marais auszustellen.“
Auf vier Etagen und 600 qm eines alten Manufakturgebäudes betritt der Besucher eine Welt der Kreativität, die ihm spannende und faszinierende Handwerkskunst präsentiert und ihn in die Besonderheiten ihrer Herstellung einführt.
In einem Raum im Untergeschoss des Gebäudes erklären Videoprojektionen spezielle Herstellungsprozesse und präsentieren Ateliers. Diese Didaktik öffnet dem Betrachter die Türen der Ateliers und lässt ihn am Schaffensprozess quasi teilnehmen. Auf diese Weise erklärt, bleibt ein Produkt nicht seelenloses Artefakt, sondern erschließt sich dem Zuschauer, es wird erlebbar.
Seele geben
Die Objekte wollen natürlich erst einmal den Alltag verschönern, ihn aber zusätzlich emotional aufladen, ihm kreativ mehr Seele geben. Die Kreationen strahlen ein hohes Maß an Sensibilität, handwerklicher Exzellenz und eine charakteristische Eigenständigkeit aus.
Auf den Präsentationsebenen werden Keramik, Leuchten, Textilien, Mobiliar und Schmuck zelebriert. Auf Tischen, in intimen Nischen oder Shop-in-Shops wandelt der Besucher wie durch eine Ausstellung. Es ist eine Herausforderung, ein solch heterogenes Angebot in einen stimmigen Gesamtzusammenhang einzubinden. Dies klassischen Merchandisern zu überlassen, kann kaum funktionieren. Deshalb hat Empreintes mit Elisabeth Leriche eine namhafte Stylistin und Szenografin als Kuratorin verpflichtet. Ihre Inszenierungen auf der wichtigsten Einrichtungs-Messe Maison & Objet in Paris sind legendär. Zur Einrichtung der Räume sagt sie: „Um dieser neuen Shopping-Destination Leben einzuhauchen, habe ich auf eine sehr reduzierte, pure Atmosphäre gesetzt. Erst das gibt den Objekten die Chance, sich in diesem Lebensraum richtig zu entfalten.“
Empreintes, Paris
Eröffnung 10. September 2016
Adresse 5, rue de Picardie, 75003 Paris
Vkf 600 qm auf 4 Etagen
Anzahl Mitarbeiter 11
Ladenplanung/Architekturbüro Elizabeth
Leriche (Raumszenographie), Nabil Hamdouni
Architecture (Gebäuderenovierung)
Ladenbau Elizabeth Leriche
Web www.empreintes-paris.com
Zur „Design Week“, die im Januar dieses Jahres bei Empreintes stattfand, hat Leriche eine Ausstellung mit dem Titel „Crazy“ kuratiert. Hier stellt sie die Arbeiten junger Kreativer vor, die auf Basis alter Handwerkstechniken neue Motive und Ausdrucksformen finden. So präsentierte zum Beispiel Xavier Noël expressive ungewöhnliche Masken, die er in traditioneller Dorure-Technik realisiert.
Im Erdgeschoss zeigt eine Präsentation Objekte aus nachhaltiger Fertigung, die unseren urbanen Alltag begleiten. Handgefertigte Wolldecken aus den Pyrenäen von Midipy oder strohgefüllte Sitze von Duwel gehören dazu. Alle zwei Monate wird es in Zukunft Ausstellungen zu Materialien, speziellen Handwerkstechniken oder bestimmten Design-Themen geben.
Im 1. Stock des Concept Stores können die Besucher eine Pause einlegen. In der Bio-Bar „Le Café by Season“ sind frisch gepresste Säfte und originell komponierte Bio-Gerichte ein Grund mehr zu verweilen. Wie das ganze Haus lädt das Bistro zum „Slow down“ ein. Einen Gang runterschalten, die Großstadt-Hektik außen vor zu lassen und sich aufmerksam den Sinnen hinzugeben, tut gut.
Dies liegt ganz auf der Linie des neuen Zeitgeistphänomens „Hygge. Das Wort kommt aus dem Dänischen und bedeutet in etwa: Gemütlichkeit, Geborgenheit, Geselligkeit. Das Zukunftsinstitut Hamburg hat in seinem „Zukunftsreport 2017“ auf die hohe Relevanz dieser neuen „Wir“-Kultur hingewiesen. Es geht um die Sehnsucht nach einer kooperativeren Gesellschaft, die neben Konnektivität und Kommunikation auch Privatheit und Sicherheit gewährleistet. Die Schlüsselbegriffe der „Hyggeness“ sind Harmonie, Komfort, Präsenz, Schutz und Zusammensein.
Es entspricht dem Selbstverständnis der Konzeptentwickler von Empreintes, einen Gegenentwurf zum klassischen Handel anzubieten. Statt einem „Immer mehr und immer schneller“ erschließen sie eine Oase der Kreativität, der Begegnung und des Verweilens. Einkaufen als sinnliches Erlebnis.
Fotos (5): Claude Weber
Weiterer Informationen: www.seasonsparis.fr