„Wir können uns der Digitalisierung nicht verwehren“, ist sich Oliver Fehl, Senior Director Retail Concepts bei Adidas sicher. Als eine wichtige Fähigkeit, die in Zukunft gebraucht werde, erachtet er Kreativität. Um sich als kreative Sportmarke darzustellen, setzt das Unternehmen mit Sitz in Herzogenaurach auf die Zusammenarbeit mit populären Musikern wie Kanye West und Pharrell Williams, die auch Ideen einbringen. Zielgruppe ist die sogenannte Generation Y. Wichtig für alle großen Handelsunternehmen sei in Zukunft aber vor allem die nachfolgende „Generation Z“, meint Fehl. Deren Vertrautheit mit digitalen Medien gelte es einzubeziehen.So verfolgt Adidas das Ziel, die Kunden verstärkt über das Smartphone zu erreichen.
Digital und sozial
Die neu erworbene Fitness-App „Runtastic“ beispielsweise ermöglicht es der Brand, Daten über ihre Kunden zu sammeln. Geplant ist, die Applikation im nächsten Jahr zur einer „All-Day-App“ zu erweitern, um Kunden darüber zur Aktivitäten zu motivieren und sie gemäß ihren Daten zu Ernährung oder ihrem Schlaf- und Erholungsbedarf zu informieren. Idee ist es, die gesammelten Daten anschließend in ein Sportprodukt einfließen zu lassen. So könnten auf Basis der Kundendaten in einem neuen „Futurecraft“-Werk in Ansbach automatisiert individuelle Sportschuhe angefertigt werden. Mithilfe der 3D-Druck- und „Forgefibre“-Technologie können zum Beispiel auch Härtegrade der Schuhe individuell bestimmt werden.
In den Stores von Adidas sollen „Creation Hubs“ den Kunden ermöglichen, die Markenprodukte zu individualisieren. Neben der digitalen will der Händler auch die soziale Komponente, den Community-Gedanken berücksichtigen und veranstaltet Events rund um Sport. In seinem 2016 eröffneten und mit 3.000 qm größten Flagshipstore an der 5th Avenue in New York können Kunden zum Beispiel an Sportkursen, Laufrunden mit Profi-Sportlern oder Seminaren zum Thema Ernährung teilnehmen. In Tokio und anderen großen Städten weltweit hat Adidas Torwände integriert, die global digital miteinander verknüpft sind, um Nutzer weltweit gegeneinander antreten zu lassen. Das Ziel: Verkaufsflächen zu Treffpunkten umwandeln.
Auch der Haushaltsgeräte-Fachhändler Vorwerk, dessen Hauptumsatzbringer zwar nach wie vor der Direktvertrieb ist, setzt mittlerweile auf das stationäre Geschäft als weiteren Kanal. Zum einen, um seine Produkte vorzuführen und Kunden zu beraten, zum anderen, um die Fläche als Treffpunkt zu gestalten. Geplant ist, in Zukunft Koch-Units zu integrieren, an denen Kunden ein Mittag- oder Abendessen zubereiten können. Die Zutaten erhalten die Besucher dabei gegen eine Gebühr und können das Essen mit den Vorwerk-Produkten vor Ort zubereiten und verspeisen. Das Unternehmen schließt nicht aus, in Zukunft auch Restaurants zu eröffnen. Auf das digitale Geschäft verzichtet der Fachhändler hingegen komplett.
Foto: Adidas
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