Je nach Handelsbranche entfallen EHI-Studien zufolge derzeit bis zu 25 Prozent aller Betriebskosten auf die Beleuchtung. Angesichts steigender Energiekosten steht die technische Umrüstung der Beleuchtungssysteme oben auf der Liste, um diese Kosten zu reduzieren. So auch bei dem selbstständigen Rewe-Kaufmann Stefan Lenk aus Bochum, Betreiber von 9 Rewe- Filialen im Ruhrgebiet. Die Energiekosten sind bei Lenk der drittgrößte Kostenfaktor. Nicht nur Anschluss- und Betriebskosten schlagen zu Buche, ein Problem sind auch die Abschriften, weil Leuchtstofflampen und konventionelle Strahler auf Frischwaren eine hohe Wärmelast erzeugen. „Da kommt es zu Qualitätsverlusten bei Obst und Gemüse und Fleisch und Wurst, die auch die Kunden sehen“, berichtete Stefan Lenk, der auch stellvertretender MLF-Vorstand ist, kürzlich auf der EHI Retail Design Konferenz.
Zwar wurden Leuchtstoffröhren und Strahler möglichst hoch über der Ware positioniert, um die Wärmelast zu verringern, doch das Ergebnis blieb für den Rewe-Kaufmann unbefriedigend. Er begann bereits vor Jahren als einer der Pioniere im LEH, zusammen mit den Lichtexperten von Bäro sukzessive die Bestandsmärkte auf moderne LED-Beleuchtung umzustellen. Zugleich löste sich damit für den Einzelhändler ein weiteres Problem: die Verluste an Lichtqualität bei älteren Leuchtstofflampen, die in den Verkaufsräumen für eine unschöne Beleuchtung gesorgt hatten und daher in bestimmten Abteilungen schon prophylaktisch im Drei-Jahres-Rhythmus ausgewechselt wurden.
Keine Kosten für Lampenwechsel mehr verursachen LED-beleuchtete Tiefkühlschränke, die seit rund 5 Jahren bei Lenk im Einsatz sind – die Lichtqualität blieb konstant. Bei dem Anfang 2012 eröffneten Lenk-Markt in Sprockhövel-Hasslinghausen (siehe stores+shops 3/12) erhielten im Rahmen eines energieeffizienten Gesamtkonzepts erstmals alle Bedientheken LED-Beleuchtung. Bereits jetzt haben sich die Abschriften im neuen Markt im Vergleich zu anderen Filialen um 10 Prozent reduziert, freut sich der Rewe-Kaufmann. Insgesamt zieht er eine ausgesprochen positive Bilanz seiner bisherigen Erfahrungen mit LED: „Wir haben eine überragende Kundenresonanz. Es ist ein sehr ehrliches Licht mit klaren Lichtfarben, die Ware kann sehr schön betont werden, und es gibt null Wärmelast auf der Ware.“
LED gilt vielen Anwendern inzwischen als „Heilsbringer“ für energieeffiziente Beleuchtung im LEH. Gerade in den letzten Jahren hat die LED-Lichtqualität Quantensprünge gemacht. Seit diese Lichttechnologie 2010 erstmals kommerziell im Lebensmitteleinzelhandel eingesetzt wurde, sammeln immer mehr Händler Praxiserfahrungen, um die sich stetig nach oben entwickelnden Energiekosten einzudämmen und zugleich den auch immer strengeren energiepolitischen Anforderungen des Gesetzgebers gerecht zu werden.
Kaum Wärmelast
In der Tat stellt die LED ihre „Vorgänger“ wie Niedervolthalogenlampe, Natriumdampf- oder Halogenmetalldampflampe in verschiedener Hinsicht in den Schatten: beispielsweise in puncto Lichtausbeute (120 Lumen/Watt) bei zugleich deutlich geringerer Primäranschlussleistung, ferner in puncto mittlere Lebensdauer in Brennstunden (LED 50.000 Stunden gegenüber 10.000-15.000 bei Natrium- und Halogenmetalldampflampen) oder einer praktisch auf Null reduzierten Wärmelast auf der Ware. Die heute noch vielfach verwendeten Entladungslampen verwandeln dagegen 80 Prozent der erzeugten Energie in Wärme – mit den entsprechenden Negativeffekten auf die Warenqualität.
Die tatsächliche Effizienz der LED erweist sich jedoch nur in umfangreichen Praxistests. Bäro hat daher 2012 im Rahmen einer Studie in einem bestehenden Supermarkt das vorhandene Beleuchtungskonzept für die Bedienbereiche, Obst und Gemüse sowie Delikatessen mit den gängigen Hochdruckentladungslampen SDW-T und CDMT durch ein LED-System ersetzt. Bei annähernd gleichem Beleuchtungsniveau und einer höheren Lichtausbeute pro Kilowattstunde konnte so beispielsweise der Gesamtanschlusswert von ursprünglich 23.000 Watt mehr als halbiert werden, der Energieverbrauch um über 9 Watt pro Quadratmeter Verkaufsfläche gesenkt und damit auch der Wärmeeintrag deutlich reduziert werden. Nach der Umsetzung ergab die Energieeffizienzkosten-Berechnung (bei einem Betrag von 15 Cent/ Kilowattstunde) für die neue Lichtanlage einen Kostenaufwand von knapp 8.000 Euro jährlich – gegenüber einem Gesamtwert von 17.253 Euro für den Bestandsmarkt mit älterer Lichttechnologie.
Nicht immer allerdings ist die LED das Nonplusultra. Laut Christoph Ester, Geschäftsleitungs-Mitglied und Vertriebsexperte bei Bäro, haben Blindabmusterungen mit eigenen Mitarbeitern vor allem für die LED-Beleuchtung von Fleisch und Wurst, dem „am schwierigsten auszuleuchtenden Sortiment“, zwar Bestnoten ergeben; bei Obst und Gemüse wurde hingegen herkömmlicher Lichttechnik der Vorzug gegeben. Ester erwartet zwar, dass sich der LED-Einsatz angesichts der sich permanent weiterentwickelnden Qualität im LEH fortsetzten wird, er warnt jedoch vor allzu großer Euphorie: „Die LED hat noch keine Drei-Sterne-Gourmet-Qualität“, so Ester. Die LED-Benefits seien derzeit auch nicht immer in jedem Markt optimal umzusetzen, sondern von vielfältigen Parametern abhängig – und individuelle Lichtplanung in einem Markt damit unverzichtbar. Zudem müsse man in puncto Lichtqualität und Langlebigkeit die Spreu vom Weizen trennen. LED-Billigimporte aus Fernost würden den Erwartungen in keinster Weise gerecht. Die standardisierte Definition der LED-Qualitätskriterien in der EHI-Arbeitsgruppe bleibt somit weiter eine dringliche Aufgabe.
Qualitätsverluste an der Ware durch Wärme sehen auch die Kunden.
Stefan LenkUmsatzplus durch sattere Farben
Dass intelligente LED-Lichtsteuerung den Erfolg der Frischwaren in einem Supermarkt messbar positiv beeinflussen kann, zeigt eine wissenschaftliche Studie des EHI Retail Institute.
Untersucht wurde die Wirkung eines noch nicht auf dem Markt erhältlichen LED-Beleuchtungssystems von Philips, das durch neueste Technologie mit seinem Lichtspektrum auf die jeweilige Produktfarbe reagiert. Die Anpassung findet automatisch statt, gesteuert durch eine Farberkennungs-Software, die vom Philips Research Center entwickelt wurde.
Das System unterstützt den Handel bei der individuell optimierten Warenpräsentation. Wo bisher bei Warenwechsel ein Filteraustausch notwendig war, wird der Aufwand minimiert und der laufende Betrieb entlastet. In der Obst- und Gemüseabteilung mit ihren vielen verschiedenen Produkten, die mitunter ihren Präsentationsort im Tagesverlauf wechseln, bieten intelligente LE D-Systeme mehr Freiheit, eine optimale Beleuchtung unter wechselnden Bedingungen zu finden. Unterschiedliche Produkte zeigen sich immer im besten Licht – was den Absatz stimuliert, wie das EHI am Beispiel der Obst- und Gemüseabteilung in einem Testmarkt einer großen deutschen Supermarktkette unter Einsatz der Philips-Technologie ermittelte.
Zentrale Bedeutung hat dabei die spektral betonende Wirkung der auf die jeweiligen Produkte abgestimmten LED-Beleuchtung. Die dadurch entstehende höhere Farbsättigung bringt die charakteristischen Farben der Ware besonders gut zur Geltung – beispielsweise das Rot der Tomaten, das Grün der Salate und das Gelb der Bananen – und setzt dieses in ein ausgewogenes Verhältnis zum natürlichen Licht. Das ist wichtig für die Kundenzufriedenheit, da es nach dem Kauf keine Überraschungen geben sollte, was das Erscheinungsbild der Produkte angeht.
In der Obst- und Gemüseabteilung des Test-Supermarktes stieg der Absatz bei Tomaten, Salat, Bananen und Gemüse unter der farboptimierten Beleuchtung um 4,7 Prozent (Umsatzplus 3,5 Prozent). Besonders deutlich fiel der auf den Faktor Licht zurückzuführende Effekt in den Produktgruppen Bananen (+ 9,5 Prozent Umsatz) und Salat (+ 3,7 Prozent Umsatz) aus. Als Vergleichsobjekt diente eine Situation unter Standardbeleuchtung mit SDW-T-Lampen. Die Untersuchung fand im ersten Halbjahr 2012 statt. Als weitere Referenzfläche wurde ein Supermarkt der gleichen Kette in der Region mit Standardbeleuchtung untersucht.
Weiterführende Informationen: http://www.lighting.philips.de/