Wenn’s schnell gehen soll | stores+shops

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Wenn’s schnell gehen soll

Wie lassen sich Ladenumbauten in kurzer Zeit ohne Abstriche in puncto Qualität und Zuverlässigkeit realisieren? stores+shops hat sich bei einigen Branchen-Profis umgehört und Tipps, Konzepte sowie Praxis-Beispiele zusammengetragen.

Investitionsentscheidungen im Handel werden immer kurzfristiger getroffen. Und selbst wenn ihnen ein längerer Prozess vorausgeht, soll zumindest der eigentliche Umbau bzw. die Neueinrichtung zügig realisiert werden. Diese Entwicklung konstatieren Ladenbau-Unternehmen unisono. „Je früher der Händler eröffnen kann, desto eher gibt es Umsatz“, bringt Carsten Schemberg, Geschäftsführer von Schemberg aus Mettingen, den wohl ausschlaggebenden Grund auf den Punkt. „Weitere Vorteile kürzerer Umbau- und gegebenenfalls Schließungszeiten sind der geringere Verlust an Kundenbindung sowie die Reduktion der Belästigung durch Staub, Schmutz und Lärm“, ergänzt Rolf Lükemann, verantwortlich für den Bereich Ladeneinrichtungen bei Tenbrink Objekteinrichtungen, Stadtlohn.

Tenbrink hat ein spezielles Konzept zur Effektivitätssteigerung von Umbauten entwickelt (siehe Interview). Insbesondere international agierende Retailer und Brands haben oftmals anspruchsvolle Expansionspläne, schließen Mietverträge manchmal „von jetzt auf gleich“ oder möchten neue Shop- und Storekonzepte zeitnah über all ihre Standorte hinweg umstellen. „Mitunter steht der parallele Rollout von Dutzenden oder sogar Hunderten Stores in verschiedenen Ländern an“, so Sonja Scheidl, bei Umdasch Shop-Concept in Amstetten/Österreich für Marketing und Werbung zuständig. Schemberg beispielsweise hat nach eigenen Angaben für die Mobilfunk-Kette The Phone House deutschlandweit innerhalb von zwei Monaten ca. 50 Shops als Generalunternehmer realisiert, für West Lotto ca. 3.860 Shops innerhalb von drei Jahren. Hier war der Ladenbauer für Projektmanagement, Produktion, Logistik und Montage verantwortlich und fertigte mehr als 10.000 Einzelmöbel.

Planung

Was sind die Voraussetzungen, unter denen diese Leistungen gelingen können? Planung ist das halbe Leben, heißt eine Binsenweisheit, und im übertragenen Sinn längst mehr als der halbe Umbau. „Die Entwurfs-, Konzeptions- und Designphase nimmt heutzutage bis zu zwei Drittel des Zeitrahmens in Anspruch, auf Fertigung und Montage entfällt etwa ein Drittel“, so Jürgen Frechen, Geschäftsführer von Hoffmann Ladenbau in Rosendahl-Holtwick. Und das ist nach Ansicht der Experten richtig so: „Bei den Marken mit multiplikativen und teilweise sehr komplexen Konzepten ist es wichtig,  alle Kinderkrankheiten im Vorfeld vor dem Rollout auszumerzen, um bei der Markteinführung zu überzeugen und dann schlagkräftig die Expansion voranzutreiben“, erklärt Bernhard Schweitzer, Inhaber der Schweitzer AG aus Naturns/Italien, und ergänzt: „In der Regel nehmen sich diese Firmen für die Entwicklung neuer Konzepte, den Bau von Prototypen und Piloten acht bis zwölf Monate Zeit. Über drei bis fünf Jahre folgt dann die Multiplizierung.“

Gut vorbereitet ist halb gewonnen, meint auch Jürgen Frechen. Denn: „Kommt es im fortgeschrittenen Fertigungsprozess zu grundlegenden Änderungen, verursachen diese zusätzliche Kosten. Durch eventuell entstehende Lieferengpässe bei Zulieferteilen ist zudem der vorgegebene Zeitrahmen nur schwer realisierbar.“ Besser also, man denkt gleich an alles. Tenbrink legt den Grundstein für die erfolgreiche Projektabwicklung mit allen Baubeteiligten in seinem „CCT“ (Creativ Centre Tenbrink). Hier können Pläne visualisiert, Materialien ausgewählt und Musterbauten im Original in Augenschein genommen werden. „Auf diese Weise, das zeigt unsere Erfahrung, kann der Entscheidungsprozess stark verkürzt werden“, sagt Rolf Lükemann. Schweitzer hat kürzlich an seinem Hauptsitz eine komplette, 200 qm große Filiale für seinen Kunden Waitrose als Muster-Shop aufgebaut.

Schnelligkeit erfordert doppelte Kontrolle unsererseits.

Bernhard Schweitzer

Inhaber, Schweitzer AG

Prozessoptimierung

Männermode Bruns in Oldenburg: Planung und Bau in drei Monaten

Männermode Bruns in Oldenburg: Planung und Bau in drei Monaten

Alle befragten Ladenbau-Spezialisten sind sich einig, dass bis ins Detail optimierte Prozesse – insbesondere an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Planungs- und Abwicklungsphasen – ein wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Faktor ist, um Zeit zu sparen. Dazu zählen sinnvolle Arbeitsteilung und eindeutige Verantwortlichkeiten. Kompetenz als Generalunternehmer und Know-how über alle Prozesse hinweg machen sich in geringen Reibungsverlusten bezahlt. Meist stellen die Ladenbau-Unternehmen den Kunden einen Projektverantwortlichen als Ansprechpartner zur Seite, der die Aufgaben vorbereitet und koordiniert. Das Unternehmen Schweitzer hat in der Zentrale eines großen Auftraggebers für kurze Kommunikationswege sogar ein eigenes Büro mit drei Mitarbeitern bezogen – Kundennähe par excellence.

Auch moderne Technik spielt beim Thema Prozessoptimierung eine Rolle. Umdasch verfügt beispielsweise über ein ERP-System (Auftragsabwicklungssystem), das allen Projektbeteiligten jederzeit Auskunft über den aktuellen Status quo liefert. Sollten sich Probleme anbahnen, kann der Projektleiter diese frühzeitig erkennen und zeitnah reagieren. Auch nachträgliche Auftragsänderungen des Kunden können auf diesem Wege schnellstmöglich geprüft und gemeldet werden. An das ERP-System ist ein Barcode-System gekoppelt, das alle Teile in Produktion und Versand kennzeichnet und nachverfolgbar macht. Damit wird gleichzeitig die exakte Zusammenstellung der Aufträge überprüft und die Arbeit der Monteure vor Ort vereinfacht.

Die eigene Produktion empfinden die Ladenbauunternehmen ebenfalls als großen Vorteil für Schnelligkeit und Flexibilität. Umdasch betreibt 8 eigene, nach inhaltlichen Schwerpunkten gegliederte Fertigungsstätten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Tschechien und sogar den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ergänzend habe man sich ein „belastbares Global Sourcing Network“ aufgebaut.

Kreativität

Man kann besonders effizient sein, wenn man alles „wie immer“ macht und von seiner Routine profitiert. Doch oftmals lohnt es sich auch, Dinge auf den Prüfstand zu stellen. „Wir sind immer auf der Suche, wie sich Detaillösungen optimieren lassen, damit das Endprodukt zwar dieselbe Wirkung hat, aber unkomplizierter produziert und installiert werden kann“, berichtet Bernhard Schweitzer. Tenbrink liefert Einbauten weitgehend vormontiert, ob Fassadenelemente, Gipskartonfertigteile oder Möbel. „Die Transporte erfolgen als Direktauslieferung, wenn möglich mit eigenen Wechselbrücken. Das hat den Charme, dass sie als Zwischenlager genutzt werden können, sollte dies erforderlich sein“, sagt Rolf Lükemann. Die Qualität, da stimmen alle genannten Ladenbau-Spezialisten überein, darf aber unter dem hohem Tempo nicht leiden. „Schnelligkeit erfordert immer auch eine doppelte Kontrolle unsererseits“, betont Bernhard Schweitzer.

Zahlreiche Ladenbau-Anbieter haben ihr Leistungsportfolio in den letzten Jahren um die Shop- und Storelogistik ergänzt. Hoffmann Ladenbau zum Beispiel bevorratet auf 1.620 qm Lagerfläche sowohl selbst produzierte Waren als auch Zulieferteile, die punktgenau zugeliefert werden. „Shop-in-Shops, unter anderem von Loewe, Mey oder S.Oliver Shoes, werden kurzfristig bei uns geordert und innerhalb von ein bis zwei Wochen am Bestimmungsort realisiert“, berichtet Jürgen Frechen. Am POS sind dann versierte Bauleiter und Monteure sowie möglichst eingespielte Teams von Fachhandwerkern gefragt. Zum Unternehmensverbund von Schweitzer zählt mit Interforce eine Firma, die sich auf General Contracting spezialisiert hat. Sie ist für alles verantwortlich, was auf der und um die Baustelle passiert. Neben der Bauabwicklung gehören Genehmigungs- und Zertifizierungsverfahren dazu. Last, but not least muss es „Puffer“ im Ablauf und möglichst zu jedem Problem auch schon einen „Plan B“ geben, um just in time auf alle Herausforderungen reagieren zu können, die eine Baustelle mit sich bringt.

Fotos: Umdasch (1), Hoffmann Ladenbau (1)

Wie Zahnräder ineinandergreifen

Rolf Lükemann, verantwortlich für den Bereich Ladeneinrichtungen bei Tenbrink Objekteinrichtungen, über die „STR Economic-Shopfitting-Solution“.

s+s: Wofür steht das Kürzel STR?

LÜKEMANN: STR ist ein eingetragenes Markenzeichen und steht für Shortest Time Renovation, ein von Tenbrink entwickeltes Konzept zur Effektivitätssteigerung von Umbaumaßnahmen.

s+s: Wie funktioniert das Konzept konkret?

LÜKEMANN: Durch die Optimierung sämtlicher Arbeitsprozesse durch alle Phasen hindurch. STR ist ein Planungstool, mit dem alle Bauleistungen im Hinblick auf den Zeitfaktor definiert, optimiert und festgeschrieben werden, damit sie wie Zahnräder ineinandergreifen.

s+s: Welche Zeitersparnis ist damit möglich?

LÜKEMANN: Bei einem Shop von 500 qm Verkaufsfläche können durch die Generalunternehmer-Leistung 20 Prozent der benötigten Umbautage und 6 Prozent des Investitionsvolumens eingespart werden. Bei einem Shop von 5.000 qm sind es 24 Prozent der Umbautage und 10 Prozent der Investitionssumme. Das Einsparpotenzial steigt mit der Objektgröße, der Komplexität der Baumaßnahme und den Fixkosten des Objekts, es liegt also bei Verkaufsflächen in 1A-Lagen der Metropolen besonders hoch. Mit unserem „STR Calculator“ können wir das Potenzial im Vergleich zu konventionellen Umbauten individuell berechnen. Dabei legen wir die Durchschnittswerte des Nonfood-Handels, die im Rahmen des EHI-Ladenmonitors ermittelt wurden, als Vergleichsbasis zugrunde. Zuerst haben wir STR im Hotelbereich eingesetzt. Die Renovierung von 192 Zimmern und Suiten des Le Méridien in Nürnberg gelang uns in 79 statt 160 Tagen, die des Marriott Champs Elysées in Paris mit 194 Räumen in 98 statt 200 Tagen, was in ersterem Fall 800.000 Euro und im zweiten 1,5 Millionen weniger Umsatzverlust bedeutete. Ähnlich soll sich STR nun auch bei Store- und Shop-Ausbauten bewähren.

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