Lohnt es sich noch, die Leuchtmittel in der konventionellen Anlage gegen neue Entladungslampen auszutauschen? Bringt es Vorteile, das vorhandene System mit modernen LED-Leuchtmitteln zu betreiben? Oder ist jetzt der Zeitpunkt für den Einstieg in ein komplettes LED-System gekommen? Diese und ähnliche Fragen treiben viele Händler um, die derzeit ihr Shopkonzept auffrischen wollen.
Heino Lustfeld, Betreiber von Edeka-Märkten und einem E-Center in Nienburg, wagte den Umstieg auf eine komplette LED-Anlage. Sein Ziel: die Technik auf den neuesten Stand bringen, Handling-Vorteile der digitalen Lichttechnologie nutzen und die Ware attraktiv in den Fokus rücken.
Christian Braun, Betreiber des Fachmarktes Vitus Zoo und Teich in Kaiserslautern, tauschte 2013 nach einem verheerenden Brandschaden seine T8-Beleuchtung gegen ein LED-Beleuchtungssystem aus, mit dem Resultat einer Energieersparnis von 30 Prozent bei einem angenehmeren und modernen Licht. Zusätzlichen Anreiz für Braun schuf die BAFA-Förderung in Höhe von rund 30 Prozent der Investitionssumme. Zwar sind diese Einzelförderungsmaßnahmen zum 30. April dieses Jahres eingestellt worden, doch Bernd Rafael, Verkaufsleiter Fashion beim Hersteller Oktalite, sagt, dass eine Förderung ab einer Netto-Investitionssumme von 30.000 Euro noch bis Jahresende möglich sei.
Immer noch Unsicherheit
Die Entscheidung, was im Rahmen der Revitalisierung von Bestandsobjekten mit der Beleuchtung geschehen soll, ist allerdings nicht immer so einfach, obwohl Lichtexperten der Industrie inzwischen auch bei Modernisierungsmaßnahmen eine hohe Bereitschaft der Händler zum Umrüsten auf LED feststellen. Laut Cornel Hess, Director Strategic Sales Management Global Key Accounts beim Hersteller Zumtobel, „hat das Bewusstsein für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in den letzten zwölf Monaten merklich zugenommen, die Überlegungen in Unternehmen orientieren sich jedoch klar am Invest, die bei LED höher sind als bei einer konventionellen Lösung“. Hinzu kommt, dass hinsichtlich der neuen und sich dynamisch entwickelnden LED-Technologie nach wie vor Unsicherheit besteht. Die Vorteile der LED-Technik gegenüber konventionellen Beleuchtungsanlagen geraten dabei oft etwas aus dem Blickfeld.
Für Zumtobel ist eine Investition in „alte Technologien“ allerdings aus unternehmerischer Sicht untragbar. Um dem Handel die Umrüstung auf eine moderne LED-Lichtlösung zu erleichtern, hat das Unternehmen ein Komplettpaket geschnürt, das Licht als Dienstleistung anbietet. Das Angebot soll einerseits dem Händler die Gewähr bieten, technologisch immer auf dem neuestem Stand zu sein und vom ersten Tag von niedrigeren Stromkosten zu profitieren, andererseits entstehen laut Hersteller für Unternehmen keine zusätzlichen Ausgaben. Welche Umbaumaßnahmen auch dazu notwendig sind – die Installations- und Investitionsaufwendungen sollen aus den eingesparten Energiekosten in den Folgejahren vollständig abgedeckt werden, so das Versprechen.
Montagezeit
Ein wichtiger Aspekt ist die Frage, ob und wie lange gegebenenfalls ein Geschäft für die anstehenden Renovierungsmaßnahmen geschlossen werden muss. Das betrifft zum Beispiel im Discount oder in Baumärkten den Austausch alter Leuchtstoffröhren mit EVG oder T8-Lichtbänder gegen LED. Friedrich Habben, Geschäftsführer des Herstellers Wasco aus Norden, berichtet: „Der kundenorientierte Händler wird eine mehrtägige Schließung seines Hauses oder eine Montage über den Köpfen der Kundschaft zu Recht skeptisch sehen.“
Wasco will den Umstieg auf moderne LED-Hallenlichtbänder durch eine Montagezeit „über Nacht“ erleichtern. Mit einer Effizienz von 125 Lumen pro Watt bieten die LED-Lichtbänder alle Dimmvarianten in Kombination mit den Lichtverteilungen von symmetrisch bis doppelt asymmetrisch. Sie sind schattenfrei und können auch von regional ansässigen Elektromonteuren installiert werden. Laut Habben amortisieren sich die Investitionen in einem Zeitraum zwischen 1-4 Jahren.
Lichtplaner und auch einige Hersteller verweisen jedoch mit Nachdruck darauf, dass vor der Entscheidung für eine bestimmte Lichtlösung die vorhandene Beleuchtungsanlage im Bestandsobjekt in jedem Fall einer professionellen Bestandsaufnahme unterzogen werden sollte. Alter und Restnutzungszeit der Anlage, Energieverbrauch und Wartungskosten, bauliche Gegebenheiten, die Einsparpotenziale beim Wechsel zu LED – diese und weitere Faktoren entscheiden mit über die optimale Lichtlösung. Christoph Volmer, Marketingchef beim Anbieter Bäro, sagt: „In Einzelfällen kann auch die Wartung und Überarbeitung einer Anlage mit konventionellen Leuchtmitteln sinnvoll sein.“ Zum Beispiel, wenn die Bestandsanlage erst 2-3 Jahre alt ist, mit modernen 35 Watt-Entladungslampen und viel Akzentlicht arbeitet, das sich mit aktuellen LED-Leuchten noch nicht ganz so brillant darstellen lässt.
Bei hohen Decken im Verkaufsraum muss sorgfältig abgewogen werden: Hat die Wartungsfreundlichkeit der LED Vorrang, oder benötigt das Lichtkonzept die Brillanz von engstrahlenden konventionellen Strahlern, die große Höhen überbrücken? Letztlich hängt vieles auch an den individuellen Zielsetzungen der Händler. Wenn sich das Konzept der Ladengestaltung nicht ändern soll und die wirtschaftlichen Aspekte des Umstiegs auf LED im Vordergrund stehen, kann überdies auch eine „LED-Revitalisierung von Bestandsanlagen“ eine attraktive Alternative sein. Dahinter verbirgt sich eine Weiternutzung der alten Anlage mit einem 1:1-Leuchtenaustausch der vorhandenen durch LED-Leuchten. Die Umsetzung dieser Variante beim Edekaner Gerdes in Moers durch Bäro bringt laut Volmer eine Energieeinsparung von über 50 Prozent, bei einem gleichzeitig helleren Verkaufsraum. Eine zudem schnell realisierbare Alternative, denn die vorhandenen Montageorte und -öffnungen können genutzt werden.
Fotos: Oktalite (2), Megaman (1)
LED für empfindliche Audiosysteme
Der Hersteller handgefertigter Audio-Produkte McIntosh hat in Shanghai im Shopping-Center Plaza66 eine neue Filiale eröffnet. Hier kommt eine reine LED-Beleuchtung zum Einsatz, die differenziert und auf die hochwertigen Produkte abgestimmt ist.
Die Inneneinrichtung des 150 qm große Stores wurde von Pplus Designers entwickelt. Ein dominierendes rundes Element wird „Zeitbaum“ genannt, weil hier eine Chronologie der Marke vorgestellt wird. Es wurden mehrere kleine Räume geschaffen, deren verbindendes Element das Storedesign mit den Materialien schwarzer Edelstahl, Marmor und Holz ist.
Das Beleuchtungskonzept musste die Vielzahl an reflektierenden Oberflächen berücksichtigen. Es sollten „Blickfänge, Intimität und Wärme“ vermittelt werden, aber es mussten unbedingt Blendeffekte vermieden werden. Zum Einsatz kommt eine komplette LED-Beleuchtung des Anbieters Megaman, die auf einem Reflektortyp aufbaut. Das Konzept besteht aus fokussierten Lichtstrahlern in 15 Watt mit 8-Grad- und 24-Grad-Lampen, ferner 15-Watt-Lampen mit 45 Grad für farbige Wandeffekte. Die LED-Beleuchtung ersetzt die vorher von McIntosh eingesetzten 75-Watt-Halogenlampen. Darüber hinaus kommen 8-Watt-LED-Lampen für die Umgebungsbeleuchtung zum Einsatz. Durch die geringe Wärmeabgabe der LED können diese in unmittelbarer Nähe zu den Audiosystemen angebracht werden.
Die Nutzungsdauer der LED wird vom Hersteller mit 50.000 Stunden angegeben. Auch die konkreten Energieeinsparungen werden beziffert: Auf einer Basis von 10 Betriebsstunden pro Tag für 172 Lichtpunkte wurde eine Ersparnis von umgerechnet 3.535 Euro pro Jahr an Stromkosten errechnet sowie von 24.000 kg CO2-Emissionen pro Jahr.