Die im großen Stil umgestaltete Filiale des norddeutschen Mode-Filialisten Ramelow in Stendal (Store-Design: Kunze, Elmshorn, Bodenbelag: Objectflor, Köln) ist ein echtes Corona-Projekt: Im März 2020 begann der Umbau, im September war die Eröffnung, und im Dezember war schon wieder Schluss. Dazwischen lagen ein paar Wochen Verkauf unter Corona-Bedingungen: Abstand, Maske, ängstliche Kundinnen und Kunden, verunsicherte Mitarbeitende. Keine guten Voraussetzungen für ein Haus, in dem es vor allem um soziale Interaktion, Erlebnis und Spaß gehen soll. Geräumige Family & Friends-Kabinen laden zum geselligen Shoppen ein, viele Lounge-Ecken zum Verweilen und Community-Tische zu allem, wonach der Kundschaft gerade der Sinn steht – und sei es zum mobilen Arbeiten am Laptop.
Ramelow in Elmshorn
Stendal war als Pilot gedacht für den großen Um- und Erweiterungsbau des Elmshorner Stammhauses, der gerade begonnen hat. „Auch wenn uns in Stendal coronabedingt sechs Monate Verkaufserfahrung fehlen, eines ist uns durch die Lockdowns noch einmal viel klarer geworden: Wir wollen in Elmshorn kein Haus für Produkte, sondern für Menschen bauen. Ein wichtiges Corona-Learning ist: Der Mensch ist ein soziales Wesen und will andere treffen. Wir wollen in Elmshorn einen Ort schaffen, der als Second Place immer wieder gerne aufgesucht wird“, beschreibt Inhaber Marc Ramelow seine Vision. Das 2.400 qm große Stammhaus in der Elmshorner Innenstadt wird um einen 2.000 qm großen Anbau erweitert. Hier ziehen u.a. der Sportbereich sowie das Segment Trend Fashion ein, die bisher in eigenen Stores untergebracht waren. Außerdem wird ein Großteil der Etagen in dem Bestandsgebäude umgebaut. Dabei werden viele Ideen aus Stendal übernommen und weiterentwickelt. Ein Highlight wird die 400 qm große Dachterrasse sein. Sie soll Treffpunkt der Elmshorner werden – eventuell mit einer kleinen Bühne oder einem Open-Air-Kino. „Wir arbeiten agil und passen unser Konzept permanent an, wenn wir neue Inspirationen bekommen. Klar ist: Mittelmaß hat keine Chance mehr. Die Kunden haben zu viele andere Optionen kennengelernt“, ist sich Ramelow sicher.
Intersport Dammers in Kleve
Dieser Meinung ist auch Christoph Dammers, der während des Lockdowns im Frühjahr seine Intersport-Filiale in Kleve umgebaut hat. „Mit Bauchgefühl und gutem Willen ist die Zukunft nicht zu meistern. Wir müssen unser Angebot viel stärker als bisher an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten und weniger vom Produkt her denken.“ Ziel des Umbaus war, die Positionierung als Fachgeschäft deutlicher herauszuarbeiten. Mit der Konzentration auf weniger Kategorien, einem ‚Action Place‘, auf dem 14-tägig neue Themen inszeniert werden und einer Online-Offline-Verknüpfung sieht er sich für die Zukunft gut aufgestellt.
Betten Reiter in Wien
Nicht kleckern, sondern klotzen – das ist die Devise beim österreichischen Filialisten Betten Reiter. Mit der Eröffnung von drei neuen Filialen und dem Umbau eines bestehenden Stores ist 2021 das investitionsfreudigste Jahr in der fast 70-jährigen Firmengeschichte. Trotz oder gerade wegen Corona, wie Geschäftsführer Peter Hildebrand betont: „Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität, Erlebnis-Shopping und Beratungskompetenz, denen jetzt eine noch größere Bedeutung zukommt, waren schon immer unsere Kernkompetenzen, in die wir nun bewusst noch stärker investieren.“ Mit der Eröffnung des neuen Flagship-Stores in Wien-Vösendorf hat Betten Reiter ein eindeutiges Bekenntnis zum Erlebnis-Shopping im stationären Handel abgegeben. Highlights sind eine Infotainment-Fläche mit interaktiven Angeboten sowie die stimmungsvoll gestaltete multisensorische Matratzenabteilung mit intelligent gesteuertem Lichtkonzept, Touchscreens und Schlaflabor.
Ranck in Sulingen
Das Modehaus Ranck in Sulingen hat den langen Lockdown im Frühjahr kurzentschlossen genutzt, vorgedachte Konzepte zu realisieren. Deshalb gab es für die Kundschaft bei Wiedereröffnung des 5.000 qm großen Hauses vieles neu zu entdecken: ein vegetarisches Bistro mit Außenterrasse, ein Beauty-Studio mit drei Behandlungsräumen, ein offenes Schneider-Atelier mitten auf der Verkaufsfläche sowie den vergrößerten Ranck-Blumenshop „Blatt & Blüte“ im Haupteingang. Im August kommt eine große Personal-Shopping-Lounge als „Kundenwohnzimmer“ hinzu. „Wir investieren jedes Jahr in unsere Attraktivität, und es gab keinen Grund, es in diesem Jahr nicht zu tun. Ganz im Gegenteil: Vom ausschließlichen „place to shop“ wandeln wir uns mehr und mehr zum „place to be“. Wer zu uns kommt, möchte eine gute Zeit erleben, sich kulinarisch verwöhnen lassen, Freunde treffen, eine Lesung besuchen und vieles mehr. Shopping in familiärer Atmosphäre mit persönlicher Beratung ist natürlich weiterhin wesentlicher Bestandteil unserer DNA, aber eben nicht mehr ausschließlich. Flexible Flächengestaltung und Pop-ups sind unser nächstes Projekt, da ist jeder Input willkommen“, so Claus Vocke, der das Haus zusammen mit der nächsten Generation und einem erfahrenen Team führt.
Jesske in Greifswald
Das Modehaus Jesske mit zwei Standorten in Greifswald und Stralsund hat während der Corona-Krise ebenfalls neue Pläne geschmiedet. Im Greifswalder Haus wird eine 500 qm große Fläche zur Wäsche- und Bademoden-Welt umgestaltet. „Durch die Schließung der Kaufhof-Filiale in Neubrandenburg ist im Wäsche-Segment eine Bedarfslücke entstanden. Wir versprechen uns sehr viel von dem neuen Sortimentsbaustein, auch als Frequenzbringer.“ Birgit Jesske, die das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann leitet, blickt optimistisch in die Zukunft.