Lichtsteuersysteme übernehmen in der Ladenbeleuchtung grundsätzlich zwei Funktionen: Erstens sorgen sie mit unterschiedlichen Lichtszenarien und wechselnden Farben für eine effektvolle Waren-, Schaufenster- und Verkaufsrauminszenierung. Zweitens senken sie über die bedarfsgerechte Regelung des Lichts den Stromverbrauch und tragen damit zum Energiesparen bei. Auch Tageslicht lässt sich mit entsprechendem Lichtmanagement intelligent in das Lichtkonzept integrieren. Beide Aspekte sind für den Handel von hohem Nutzen: Der Energiespareffekt wirkt sich direkt auf die Kosten und eine gute Lichtinszenierung auf die Umsätze aus.
Vor allem mit der steigenden Nachfrage nach digitaler Beleuchtung auf den Verkaufsflächen steigt auch das Interesse des Handels, die Lichtsituation selbst verändern zu können. In den letzten drei Jahren seien primär Metallhalogendampflampen (HIT) im Shopbereich eingesetzt worden, die eine zuverlässige Steuerung und Dimmung nicht zulassen, erklärt Ralf Knorrenschild, Director Global Key Account bei Zumtobel.
Die LED-Technologie biete nun die Chance, einzigartige, abgestimmte Lichtlösungen zu schaffen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich die Warenpräsentationen in immer kürzeren Zyklen verändern und der Handel nach Möglichkeiten sucht, das Licht in Intensität, Farbe und Farbtemperatur schnell und flexibel anzupassen. Weitere Optionen bringt Osram ins Spiel: Die Beleuchtung könne zudem mit akustischer Untermalung verknüpft werden oder das Licht im Schaufenster sich selbstständig verändern, sobald ein Kunde vorbeigeht. Licht erzielt damit eine besondere Aufmerksamkeit beim Kunden – und lässt sich auch interaktiv einsetzen. Aktuelles Beispiel von Erco: In den neuen Adidas Neo-Stores können sich die jungen Kunden per SMS eine bestimmte Farbe für die Schaufensterbeleuchtung wünschen – umgesetzt wird dies über das Plug-and-Play Dali-Light System von Erco mit RGB-Leuchten auf Basis von LED-Technik.
Vordefinierte Lichtstimmung
Lichtsteuerung ist aber nicht nur der bunte Farbwechsel. „Sie soll vor allem den Kunden ermöglichen, sich mithilfe entsprechender Lichtstimmung vorzustellen, wie die gewählte Ware – ob Kosmetik oder Kleidung – zur geplanten späteren Nutzung passt“, so Prof. Iska Schönfeld, Philips Deutschland. Per Knopfdruck anwählbare Lichtszenarien simulieren also beispielsweise in der Umkleidekabine oder am Schminktisch in der Kosmetikabteilung die Lichtverhältnisse im Büro, am Strand oder beim Opernbesuch. Aus dem Kosmetikbereich kann Philips dazu auch schon Erfolgszahlen präsentieren: Zehn Prozent Umsatzplus ermittelte Luxuskosmetikkonzern Estée Lauder in den entsprechend mit Philips „AmbiScene“-Steuersystemen ausgestatteten Geschäften.
Der Komplexitätsgrad einer Beleuchtungsanlage steigt mit Lichtsteuerung.
Die LED verschenkt nach Überzeugung führender Lichtexperten ihr Potenzial, wenn sie nicht in Steuerungssysteme eingebunden wird. Dennoch ist aus Sicht von Erco „noch viel Kommunikations- und Überzeugungsarbeit zu leisten, da der Komplexitätsgrad einer Beleuchtungsanlage mit Lichtsteuerung natürlich steigt“. Der Handel erwartet Systeme, die von der Planung über die Installation bis zur täglichen Bedienung optimalen Komfort und Bedienungsfreundlichkeit bieten – und klare Aussagen zu Amortisationszeiträumen. Moderne Steuerungssysteme müssten sich dem Anwender intuitiv erschließen, unterstreichen die Lichtexperten aus der Industrie mit Nachdruck. Lichtmanagementsysteme sollten alle gängigen Leuchtentypen ansteuern und eine Vielzahl von Bediengeräten integrieren können, heißt es bei Zumtobel. Ebenso sollten vordefinierte Lichtstimmungen vorhanden sein, mit der Option, diese flexibel anzupassen. Sind Lichtszenen einmal hinterlegt, muss man nur noch mit einem Fingertipp das entsprechende Szenario aufrufen. Zudem lassen sich die Steuerungsmöglichkeiten der Filialen über externe Zeitschaltuhren erweitern – bis hin zu nahezu automatisch geregelten Shops.
Bei Philips hält man die Lichtsteuerung als einzelnes Element heute schon nicht mehr unbedingt für den Marktstandard. Mit „Dynalite“ bietet das Unternehmen inzwischen eine Steuerungslösung an, die nicht nur die Beleuchtung, sondern das Gebäudemanagement übernehmen kann – beispielsweise die automatische Steuerung von Beleuchtung, Jalousien, Klimaanlage, Heizung und Schließfunktion. Der Fokus liege beim Handel auf der Integration der Lichtsteuerung in das gesamte Facility Management, „um Arbeitsabläufe zu vereinfachen und Transparenz zu schaffen, um etwa den Energieverbrauch ganzheitlich zu überwachen und zu reduzieren“, so Philips-Lichtexpertin Schönfeld. Dafür müssen die Systemvoraussetzungen allerdings gegeben sein: Neben Leuchten, die mit dimmbaren elektronischen Betriebsgeräten bestückt sind, sind gerade bei der Integration von Lichtmanagement in das gesamte Gebäudemanagement entsprechende Systemschnittstellen und offene Protokolle erforderlich. Sie ermöglichen, dass Geräte verschiedener technischer Gebäudeausstattungen miteinander verknüpft werden können und miteinander kommunizieren.
Nualight – Kältegeeignet
Das irische Unternehmen Nualight hat sich auf LED-Kühlmöbelbeleuchtung für den Lebensmitteleinzelhandel spezialisiert.
Für die Beleuchtung von Plus- und Minus-Kühlmöbeln hat die LED-Technik einen besonders geeigneten Einsatzbereich gefunden und ist dabei, sich weit zu verbreiten. Im Kältebereich punktet die LED besonders mit ihrer gleichmäßigen Farbbrillanz, ihrer kompakten Bauweise und ihrer geringen Wärmelast. LED-Beleuchtung von Nualight ist heute bereits auf der ganzen Welt im Einsatz, u.a. bei Ahold in den USA, bei Sainsbury’s in England, bei Coles in Australien, bei Migros in der Schweiz und nicht zuletzt bei Edeka, Rewe, Metro, Tegut und Tengelmann in Deutschland.