Mit Tapeten lasen sich Stil und Stimmungen schnell und zu überschaubaren Kosten verändern. Sie geben Wänden und auch Schaufenstern eine schnelle neue Optik. Dabei erhalten Verkaufsräume ein komplett neues Ambiente, ohne dass aufwändige Umbaumaßnahmen oder neues Mobiliar notwendig wären. Aktuelle Wandbeläge können auf spezielle Themen wie etwa Dschungel-Feeling reagieren oder einen aktuellen Trend aufgreifen, wie zum Beispiel Metallic-Look. Besonders Fototapeten vermitteln oft eine täuschend echte Illusion.
Die Architektin Jutta Nette vom Planungsbüro Architekten Nette+Hartmann aus Hamburg nennt als Vorteile von Tapeten: „Tapeten unterstützen den ‚Kulissenbau‘ und sind leicht und kostengünstig zu verändern. In Kombination mit davor liegenden echten Materialien schaffen sie einen enormen Erlebniseffekt, zum Beispiel eine Tapete mit Hüttenmotiv und davor stehenden echten Stühlen, Tischen sowie Granulat – oder auch Waldmotive mit echtem Moos und Deko-Figuren.“ Nette erläutert, welche Trends sie im Ladenbau beobachtet: „Besonders gefragt sind authentische Oberflächen in Bezug auf Materialität wie Fell, Stein, Beton, Baumrinde, Vintage-Tapeten, emotionale Tapeten – besondere Naturbilder, die Lust auf Urlaub und Abenteuer machen oder Kulissen wie Spinde oder Fußballumkleidekabinen.“
Technische Evolution
Tapetenhersteller bieten eine Vielzahl von Kollektionen. Tapeten können „laut“, „leise“, farbenfroh, dezent, modern, klassisch, romantisch, designorientiert oder dreidimensional sein. Darüber hinaus hat die Weiterentwicklung der Drucktechnik viele Möglichkeiten geschaffen. Gedruckte Bücherregale, Steinwände, Tierfelle, Pflanzen oder Meeres-Szenerien überraschen mit authentischer Optik. Auf Tapete kann inzwischen alles gedruckt werden, was als Datei geliefert wird und als ausreichend auflösend erkannt wird. Die technische Evolution – insbesondere von Übertragungsgeschwindigkeit, Kameraauflösung und Drucktechnologie – unterstützt den Individualisierungstrend an Wand und Decke.
Die Corporate Communication von Logo, Claim, Typografie oder Keyvisual kann wie auf jeder Plakatwerbung etwa mit einer regionalen oder store-individuellen Bildsprache oder Grafik kombiniert werden. Gleichzeitig lässt sich mittels der individuell gestaltbaren Wand- und Deckenflächen das Corporate Interior Design unterstützen oder selbst erschaffen.
Überall dort, wo großflächige grafische Wandbespielungen oder regelmäßige Wechsel stattfinden bzw. sinnvoll erscheinen, bietet sich der Einsatz von Tapeten an, zum Beispiel für Pop-up-Stores, für eine Neu- bzw. Umgestaltung von Ladenketten, für eine Präsentation neuer Kollektionen, Produkte und Trends sowie für ein aktuelles Ausspielen von Kampagnen. Ist der Untergrund tapeziergeeignet, erreicht man ohne Schmutz- und Staubentwicklung in kurzer Zeit überzeugende Ergebnisse, die durch den Einsatz hochwertiger Druckträger und Drucktechniken objekttaugliche Qualität aufweisen. Wischfestigkeit, Brandschutz, Diffusionsoffenheit, aber auch die leichte Entfernbarkeit sind weitere Vorteile.
Auch Jutta Nette ist von der neuen Drucktechnik überzeugt: „Digitaldrucke als Tapete überwiegen. Wir arbeiten heute mit verschiedenen Tools und können so aus unzähligen Motiven ganz individuell für unsere Kunden das Passende auswählen. Häufig wählen wir nur einen Detailausschnitt, der in der Wirkung dann eine gewisse Einzigartigkeit erhält. Hinzu kommen selbstgemachte Fotos der Kunden, sofern sie in der Auflösung und Qualität verwendbar sind.“
Tapeten unterstützen den Kulissenbau und sind leicht und kostengünstig zu verändern.
Jutta NetteIn der Regel ist bei Tapetenwechseln nicht mit Ausfallzeiten zu rechnen. „Unsere Kunden sind immer wieder begeistert, wie schnell sie mit unseren Fototapeten umwerfende Ergebnisse am POS erzielen. Größer, schneller und einfacher kann man Marken nicht präsentieren,“ sagt Frank Seemann, verantwortlich für den Bereich Digitaldruck bei Erfurt & Sohn.
Revival der Fototapete
Auch Leo‘s Jeans nutzt für sein neues Shop-Konzept Tapeten. In der Filiale im Einkaufszentrum Ruhrpark Bochum erlebt Filialleiterin Jennifer Grobelny, dass die Tapeten die Kunden ansprechen und die Wirkung des Sortiments unterstützen. Gaby Gutschek, Leitung Shopfitting Leo’s Jeans, will deshalb diesen Effekt auch in den anderen Filialen nutzen.
Der Artdirector Frank Zoephel vom Anbieter Komar fasst die Besonderheiten von Fototapeten zusammen: „Fototapeten sind Eyecatcher und mitverantwortlich für die Atmosphäre eines Raumes. Wir wollen mit unseren Motiven inspirieren und den Mut wecken, sich neu zu entdecken“. Er beschreibt die aktuellen Vorlieben: „Die facettenreichen Formen und Farben der Natur liegen im Trend. Ausgewählte Materialien in reduzierter Farbgebung treffen genau den Geschmack von Puristen. Fröhliche Farben und verspielte Muster sprühen vor Energie. Raum für romantische Träumereien bieten Motive in zarten Pastelltönen. Blumige Inspirationen verbreiten eine verträumte Stimmung. Extravaganter sind die zeitlosen Kompositionen aus glänzenden Ornamenten und edlen Farben.“
Jutta Nette prophezeit der Tapete im Ladenbau eine gute Zukunft. „Der Einzelhandel setzt immer stärker auf Kulissenbau, um sich kostengünstig alle fünf bis sieben Jahre zu erneuern. Aufgrund des Internets und der Vertikalisierung sind die Umsätze bzw. Gewinne im Allgemeinen geringer geworden. Daher werden auch die Investitionssummen niedriger und Tapeten immer gefragter“, und sie empfiehlt: „Tapeten fehlt das Haptische und Authentische beim Anfassen. In hochwertigen Häusern sollte man vorwiegend echte und natürliche Materialien verwenden – übrigens auch in kleinen Trendshops, welche sich auf einen bestimmten Standort beziehen. Abgesehen davon sind Tapeten nicht empfehlenswert in Zonen, wo sie beschädigt werden können wie Treppenhaus, Pfeiler oder Kabinen.“ Allerdings gibt es durchaus luxuriöse Tapeten, die auch zu außergewöhnlichen Geschäften und Boutiquen passen, wie das Beispiel Elli Popp (siehe Kasten) zeigt. Wie überall kommt es auf das Zusammenspiel aller Komponenten an.
Fotos (5): Architekten Nette+Hartmann, Hamburg (1), Komar (2), Architects Paper (1), Erfurt (1)
Elli Popp: Die Tapete als Designobjekt
Katja Behre aus Hannover hat an der Fakultät Gestaltung in Hildesheim Farbdesign studiert und sich unter anderem mit Grafikdesign, Innenarchitektur, Produktdesign, Oberflächendesign und Fotografie beschäftigt.
Inzwischen lebt sie in London, 2007 hat sie ihr eigenes Tapeten-Label Elli Popp gegründet und ist unter Kennern schon zur bekannten Luxus-Marke avanciert, zahlreiche Shops tragen ihre Tapeten. Ihre Arbeit präsentiert eine Reihe von neo-romantischen Designs, die durch ihre Ausgewogenheit von Farbe, Form und Thema bestechen. Mittlerweile überträgt sie ihre Tapeten-Dessins auch auf Stoffe und Geschirr. Alle Produkte werden mit verschiedenen Manufakturen in England entworfen und produziert. Elli Popp arbeitet in enger Zusammenarbeit mit Kunden wie zum Beispiel Architekten, Innenarchitekten, Geschäfts- und Restaurantbesitzern bis hin zu Produktdesignern und Privatkunden und integriert Ideen oder Fotos der Kunden in die Entwürfe.
Weitere Informationen: ellipopp.co.uk