Die Zahl der Apotheken sank in Deutschland im letzten Jahr erstmals seit 1994 auf unter 21.000. Verlangsamt wird dieser Abwärtstrend oft nur durch die Gründung von Filialapotheken, die seit 2004 in beschränktem Umfang erlaubt ist, sowie durch einige Neugründungen.

Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Spitzenorganisation von ca. 60.000 deutschen Apothekerinnen und Apothekern, schlossen 2012 insgesamt 501 Apotheken. Dem gegenüber stehen nur 184 Neueröffnungen. Die meisten dieser Neueröffnungen sind Filialbetriebe. Von der Schließung bedrohte Apotheken überleben häufig nur, weil sie von einem Mitbewerber übernommen und als Zweigbetrieb fortgeführt werden. Die Zahl der Filialapotheken wuchs von 632 im Jahr 2004 auf 3.853 Ende 2012. Jeder siebte Apotheker macht von dem Recht Gebrauch, neben einer Hauptapotheke bis maximal drei weitere Apotheken zu betreiben. Immer mehr Apotheker schließen sich einem der verschiedenen Kooperationsmodelle an, die sich seit rund 10 Jahren entwickelt haben. So ist es ihnen möglich, als Unternehmer selbstständig zu bleiben und gleichzeitig die Vorteile eines Franchise-Systems zu nutzen.

„Neue Generation Apotheke“: Stephan Just (links) und Lars Horstmann (rechts), beide Vorstand von easyApotheke

„Neue Generation Apotheke“: Stephan Just (links) und Lars Horstmann (rechts), beide Vorstand von easyApotheke

Zurzeit rd. 75 Apotheken bieten ihre Dienste unter dem blauen Schriftzug und dem grün-weißen Kapsel-Logo der „easyApotheke“ an. Die easyApotheke Holding AG als Lizenzgeber und Systemzentrale wurde 2006 in Hildesheim gegründet. Seit Januar 2012 wird sie von den Vorständen Lars Horstmann und Stephan Just (siehe rechts im Bild) geführt. Kooperations-Partner sind Apothekerinnen und Apotheker, die ihre Apotheken als selbstständige Unternehmer im Einklang mit dem Apothekenrecht und den Richtlinien des Konzeptes führen. Die System-Apotheken haben großzügige Ladenflächen und verfolgen einen konsequenten Retail-Ansatz. Die Verkaufsfläche liegt im Durchschnitt bei rund 170 qm und bietet Raum für durchschnittlich 2.500 Artikel im freien Verkauf. Bei einer Verkaufsfläche bis 240 qm können auch bis zu 4.000 verschiedene Produkte präsentiert werden. Die sogenannten OTC-(Over the Counter) und Freiwahlsortimente bilden den Angebots- und Umsatzschwerpunkt der easyApotheken. Hinzu kommen die apothekenpflichtigen Rezepte.

Category Management

Die Artikel in den großen Verkaufsräumen sind nach aktuellen Category-Management-Erkenntnissen ausgewählt und nach Marken oder Kategorien platziert. Der Kunde soll in dem großen Freiwahlangebot „stöbern“ und sich informieren können. Bezahlt wird an einer Checkout-Kasse. Ladenbau und Kundenführung sind auf eine starke Kundenfrequenz hin entwickelt worden, die durch Dauerniedrigpreise auf das rezeptfreie Sortiment stimuliert werden soll. Dafür sorgen sollen auch die Standorte, die branchenüblich sind. Entscheidend sind Aspekte wie genügend Laufkundschaft und ausreichend Parkmöglichkeiten, etwa in der Nachbarschaft von Supermärkten, Lebensmittel-Discountern oder Drogeriemärkten, in Fachmarktzentren, in Fußgängerzonen, in Shoppingmalls und anderen hochfrequentierten Bereichen.

Bevorzugt werden Standorte mit Gesamtflächen zwischen 250 und 450 qm in Lagen mit einem Einzugsgebiet von mehr als 30.000 Einwohnern. „Unterstützt werden Nachfrage und Frequenz durch Markenbekanntheit, Werbedruck sowie ein Marketingbudget von rund 5.000 Euro pro Monat. Mit rund 40.000 Flyern pro Monat werden unsere Kunden aktiv angesprochen“, sagt easyApotheke-Vorstand Lars Horstmann. Sein Vorstandskollege Stephan Just betont das Neue des Ansatzes: „Wir haben Kunden und keine Patienten. easyApotheken sind dort, wo unsere Kunden täglich einkaufen. Damit unterscheiden wir uns von traditionellen Apotheken – wir verstehen uns als eine neue Generation Apotheke.“

Eigener Ladenbau

Der Ladenbau nach dem Baukastenprinzip ist entscheidend für das einheitliche Erscheinungsbild der easyApotheken und die bundesweite Wahrnehmung als Marke. Die hauseigenen Architekten übernehmen die Bau- und Einrichtungsplanung, das Bauprojektmanagement sowie die komplette Ladeneinrichtung. Regionale Besonderheiten sowie unternehmensspezifische Bedürfnisse fließen in das modulare Konzept ein und machen trotz des einheitlichen Designs eine individuelle Ladenplanung möglich.

Standort und Verkaufsraum werden abgebildet in den Bestückungsplänen. Diese enthalten detaillierte Sortimentslisten für die Erstbestückung sowie Platzierungsempfehlungen in Form von Planogrammen, und zwar auf den Regal-Zentimeter genau. Regelmäßige Sortimentsanalysen auf Basis von Markt-, Hersteller- und eigenen Abverkaufsdaten dienen der kontinuierlichen Optimierung von Raumplanung und Sortiment. Schütten, Körbe und Aktionsregale sollen Impulskäufe anregen.

Lizenznehmer von easyApotheke sehen in diesen „optimierten Prozessen“ einen wichtigen Grund für wirtschaftlichen Erfolg. Bei einer täglichen Kundenfrequenz von rd. 400 Kunden läge die Entwicklung der Rezeptzahlen und Warenkörbe über dem Durchschnitt, heißt es. Der hohe Automatisierungsgrad schaffe zudem Freiräume, um sich auf Kundenbetreung und Beratung konzentrieren zu können. Der Kommissionierautomat beispielsweise befördert Medikamente aus dem Lager direkt an den Tisch für den sogenannten Handverkauf.

Die zentrale Checkout-Kasse am Ausgang trägt ebenfalls zur Entlastung bei und hilft, Wartezeiten zu vermeiden. Trotz dieser Besonderheiten ist jede easyApotheke aber noch immer eine „richtige“ Apotheke mit Notdienstschalter, Warenlager, Labor/Rezeptur, Beratungsraum, für Kunden unzugänglicher Sichtwahl für apothekenpflichtige Medikamente, Rezeptannahme durch Apotheker und Fachpersonal, Warenlager sowie ein Büro mit Notdienstzimmer.

Foto: easyApotheke

Weitere Informationen: www.easyapotheke.de

Apotheken-Modul: Die mobile Apotheke

easyApotheke will vom kommenden Jahr an den Betrieb von Apotheken in Modul-Form auf Parkplätzen großer Verbrauchermärkte aufnehmen.

Die erste Apotheke in Modul-Form soll im Frühjahr 2014 im Raum Düsseldorf starten. Hierfür hat das Unternehmen ein 160 qm großes Standard-Apothekenmodul in Fertigbauweise konstruieren lassen, um die räumliche Mindestvorgabe nach der Apothekenbetriebsordnung zu erfüllen. Laut easyApotheke-Vorstand Lars Horstmann bereiten die Bauanträge keine Schwierigkeiten, da wesentliche Teile bereits für das easyApotheken-Modul grundsätzlich genehmigt seien. Als weiteren Vorteil nennt Horstmann die Mobilität der Komponente. Falls ein Standort wider Erwarten nicht laufen sollte, könnten die Apothekenpartner das Modul „einfach abbauen und an einem anderen, besseren Standort wieder errichten lassen. „Vorrangiges Ziel ist es jedoch immer, den Verbleib des Moduls an seinem Ort zu realisieren“, so Horstmann. easyApotheke plant, jedes Jahr 10 bis 20 der Apotheken in Modul-Form zu eröffnen.