Welche Abteilungen umfasst der Begriff Frischwaren, und welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Convenience-Produkte?
Dazu gehört zunächst einmal der Bereich Käse, Fleisch, Wurst, Brot, allenfalls auch Fisch. Dann natürlich die Obst- und Gemüseabteilung. Eine wesentliche Rolle spielen die angrenzenden Convenience-Abteilungen, in denen frisch zubereitete Waren wie Obstsalate und Snacks zum Verkauf oder zum unmittelbaren Verzehr angeboten werden. Hier sehen wir außerdem einen ersten großen Trend, nämlich die Integration von kompletten Gastro-Einheiten in den Bereich des Ladens, also Gastro-Einheiten als Bestandteil der Frischeabteilungen zur Erweiterung des Angebotes im Markt und nicht nur als separate Shops vor der Ladenfläche.
Die Platzierung der Frischwarenabteilungen innerhalb der Verkaufsfläche ist immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Was ist hier State-of-the-Art?
Derzeit gibt es einen deutlichen Trend, diese Abteilungen unmittelbar im Eingangsbereich anzusiedeln. Damit wird sofort eine animierende Marktplatzatmosphäre geschaffen, mit der alle Sinne angesprochen werden. Backwaren in der Feinkostabteilung, ob bedient oder in „bedienter Selbstbedienung“, sind häufig Bestandteil dieser Inszenierung. Bei dieser „bedienten Selbstbedienung“ kann der Konsument die Ware von der Theke selbst entnehmen, und sie wird von hinten permanent nachbeschickt. Ähnlich funktioniert die Präsentation von Brot und Gebäck aus den eigenen Back-Shops, die ja ebenfalls ein großer Trend sind.
Wie differenzieren sich Frischwarenabteilungen in der Gestaltung von den übrigen Bereichen?
Das Frischwarensortiment wird nicht in den klassischen Regalen und Gondeln präsentiert, die wir vom Trockensortiment her kennen, sondern in sehr speziellen Präsentationsmöbeln. Besondere Anforderungen sind durch die notwendige Hygiene, das Zubereiten, gegebenenfalls auch das Warmhalten von Speisen sowie durch die erforderliche Kälte- und Kühltechnik gegeben. Was die reine Präsentationstechnik betrifft, so sind im Bereich der Feinkost vor allem transparent gestaltete Thekenlandschaften im Einsatz, die nicht selten zu einem Karree geformt sind. Bei Obst und Gemüse wirkt eine marktähnliche Stufenpräsentation, im Wandbereich oft unterstützt durch Instore-Grafiken und authentischen Wandverkleidungen, besonders attraktiv. Tische und Verkaufsstände schaffen zusammen mit naturnahen Materialien einen authentischen Marktplatzcharakter.
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Peter Prisching: Food-Experte
Peter Prisching (56) ist bei Umdasch Shopfitting/Österreich für den Leistungsbereich Shop-Consult verantwortlich. Der gebürtige Grazer startete seine berufliche Laufbahn beim Unternehmen Assmann Ladenbau, für das er fast 30 Jahre tätig war. Prisching unterstützt namhafte Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel bei der Entwicklung innovativer Konzepte. Als profunder Kenner der internationalen Retail-Szene gibt Prisching sein Wissen auch in Form von Vorträgen weiter.
Mehr Informationen: www.umdasch-shopfitting.com
Gibt es klassische Spielregeln des Visual Merchandising, wie wir sie insbesondere von der Mode-Präsentation her kennen, auch für Lebensmittel?
Absolut, aber die Prinzipien unterscheiden sich. Angesagt sind Space Management und Category Management. Ertragskriterien haben bei der Warenpräsentation entscheidende Bedeutung. Artikel mit hohem Deckungsbeitrag werden im Regal in der Sichtzone präsentiert, andere in der Greif- oder Bückzone. Aber auch logistische Aspekte, etwa die Lagerpositionierung, spielen eine Rolle. Fürs Auge wird zunehmend mit Verpackungsgrößen, Verpackungs-Design und Farbblockung gearbeitet. Damit wird ein harmonisches, ruhiges Warenbild erreicht.
Wo liegen die Kosten für die Einrichtung von Frischwarenabteilungen im Vergleich zur Einrichtung beim Trockensortiment?
Pro Quadratmeter ist hier in etwa mit den doppelten Kosten zu rechnen. Also statt etwa 100 Euro Einrichtungskosten im klassischen Supermarkt so um die 200 bis 300 Euro bei Frischwarenabteilungen. Erheblich mehr muss man natürlich für die Ausstattung mit Kühltheken, Kühltechnik oder Backshops ansetzen.
Welche Gestaltungs- und Material-Trends gibt es bei der Einrichtung von Frischwarenabteilungen?
Wir haben sieben wesentliche Trends ausgemacht: „Vintage Chic & Authentizität“ kennzeichnet die Verwendung von alten und nachhaltigen Materialien. „Purismus versus Opulenz“ ist ein Spiel mit Gegensätzen: zurückhaltende Einrichtung mit hohem Warendruck. Der Trend „Schwarz/weiß versus Farbe“ findet seinen Ausdruck in der starken Farbbetonung in den Warenbildern vor neutralem Bühnenbild – oder umgekehrt. „Shop & Gastro“ betrifft die Verknüpfung von Laden und Gastronomie, inszeniert mit Eyecatchern wie Front-Cooking. „Grafik & Typografie“ bedeutet: Die neue Instore-Inszenierung setzt nicht ausschließlich auf Bilder, sondern auf einen Mix aus Grafik, Typografie und Bildern. Der Trend „Raumerlebnis & Raumhöhen“ spiegelt sich in der Auswahl oder Kreation ungewöhnlicher Locations wider, sowie in der Nutzung großer Raumhöhen für die Inszenierung. „Individualität & Storytelling“ schließlich lässt sich über die Verwendung individueller, außergewöhnlicher Möbel und Requisiten in Verbindung mit lokal authentischen „Geschichten“ darstellen.
Und an welchen Ideen und Konzepten für den Lebensmittelhandel wird bei Umdasch Shopfitting derzeit gearbeitet?
Ein Schwerpunkt ist das Thema Electronic Shelf Labeling, wo aufgrund der technologischen Reife und der Preisentwicklung eine große Nachfrage besteht. Unser ESL-System beruht auf einer über die Einrichtung bereits verstromten Preisschiene, bei der die Tags daher ohne Batterie auskommen, was Vorteile beim Handling bietet. Über die Preisauszeichnung hinaus erfüllt dieses System auch alle Anforderungen hinsichtlich einer transparenten Produktinformation für die Kunden. Ebenfalls im Sinne des Komforts und des Informationsbedürfnisses der Kunden ist die Implementierung von Digital Signage über integrierte Screens, die mit entsprechendem Content versorgt werden. Auch mit innovativen, Komfort schaffenden Lösungen in der Kassenzone, die über Self-Scanning-Konzepte hinausgehen, beschäftigen wir uns derzeit intensiv.
Foto: Umdasch Shopfitting
Das Interview führte Reinhard Peneder für stores+shops.