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Aktuelles Referenzobjekt von Licht Kunst Licht: das Thyssen Krupp Quartier in Essen

Licht ohne Grenzen

Die LED ist das Leuchtmittel der Zukunft und wird sich auch im Ladenbau weiter durchsetzen. Große Qualitätsunterschiede bei den Produkten erschweren derzeit die Investitions- entscheidung für LED. Professor Andreas Schulz von der Licht Kunst Licht AG empfiehlt dem Handel daher, den Rat von unabhängigen Lichtexperten einzuholen.

Die Wahrnehmung der Shop-Beleuchtung als Gestaltungsvariable im Storedesign hat sich in den letzten fünf, sechs Jahren deutlich verstärkt. Licht hat sich vom Mittel zum Zweck zu einem bedeutendem Investitionsobjekt im Ladenbau entwickelt. Würden Sie dem zustimmen?

Dem stimme ich zu. Mit Licht können Sie ohne großen Architekturaufwand sehr viel erreichen. Leider ist es im Handel aber noch nicht überall angekommen, dass es kein anderes so preiswertes und effektives Gestaltungsmittel gibt wie das Licht.

Worauf führen Sie die gesteigerte Wahrnehmung der Shop-Beleuchtung zurück?

Die Einführung von Szenografie und Dramaturgie in die Shop-Architektur hat Veränderungsprozesse ausgelöst mit unmittelbarer Auswirkung auf die Shop-Beleuchtung. Als wir vor einigen Jahren ein Generalkonzept für Galeria Kaufhof entwickelt haben, haben wir das, was wir erreichen wollten, anhand einer Lichtdramaturgie erklärt – und dafür damals nicht nur Zustimmung geerntet. Die kam erst nach dem ersten Pilotprojekt. Heute lassen sich Lichtinszenierungen im Handel mit teilweise extremer Ausformung beobachten, denken Sie beispielsweise an Abercrombie & Fitch.

Wenn wir heute über aktuelle Trends in der Shop-Beleuchtung sprechen, kommen wir am Thema LED nicht vorbei. Wo sehen Sie die Potenziale für LED im Ladenbau und wo die Grenzen?

Ich sehe keine Grenzen. Die Lichtleistung der LED hat sich in den letzten drei bis vier Jahren verdoppelt und ist inzwischen bei einer konventionellen, hocheffizienten Lampe angelangt. Und es ist kein Ende in Sicht. Die Lichtqualität der LED wird zunehmend besser, sie wird beeinflussbarer und die Leuchte wird noch effizienter.

Viele Handelsunternehmen halten sich noch zurück, was den Einsatz von LED betrifft.

Weil sie nicht wirklich informiert und vielleicht auch nicht auf dem neuesten Stand der Technik sind. Die LED ist ein sehr komplexes Bauteil. Es gibt bisher nur wenige Anbieter, die sich mit dieser Komplexität umfassend auseinandergesetzt haben und High-End-Produkte anbieten. Jeder verspricht das beste Produkt, besonders preiswert und gut. Sie finden LED-Anbieter auf dem Markt, die Ihnen sagen: Diese Leuchte kann alles und kostet nur 50 Euro. Ein anderer Hersteller bietet Ihnen die vermeintlich gleiche Leuchte für 300 Euro an. Möglicherweise ist diese zu teuer, jene für 50 Euro aber mit Sicherheit nicht einmal diesen Preis wert. Billigprodukte, die sich der Handel aufschwatzen lässt, haben schon vor dem eigentlichen Renovierungszyklus eines Shops das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und machen dann die Investition in eine relativ teure neue Beleuchtung erforderlich, weil Sie nicht mehr einzelne Lampen, sondern ganze Elemente auswechseln müssen. Das können Sie zum Beispiel vermeiden, indem Sie nur in solche Produkte investieren, die den Austausch verbrauchter LED-Elemente ermöglichen.

In zehn Jahren werden wir Warenbereiche mit LED beleuchten, die uns jetzt noch als vollkommen ungeeignet erscheinen.

Was empfehlen Sie dem Handel, um schlechte Erfahrungen zu vermeiden?

Die beste Chance für den Handel sehe ich darin, sich einen unabhängigen, fachkundigen Berater zu suchen, der herstellerunabhängig seine Expertise abgibt.

Als Lichtplaner werden Sie von der Industrie eingeladen, sich Produkte und Lösungen anzuschauen und zu beurteilen. Wie bewahren Sie sich da Ihre Unabhängigkeit?

Die Unabhängigkeit hat mit der Informationspolitik der Industrie nichts zu tun. Herstellerunabhängigkeit bedeutet, dass Sie eine sehr gute Marktkenntnis haben müssen, um das richtige Produkt für eine bestimmte Anwendung auszusuchen. Nicht jeder Hersteller hat das gleiche Portfolio. Es gibt Spezialisten, die zum Beispiel für eine akzentuierte Strahlerbeleuchtung besonders geeignet sind, andere eher für die Allgemeinbeleuchtung. Um überhaupt eine Expertise abgeben zu können, muss man sich aktiv informieren. Die Entwicklung gerade bei der LED ist so schnelllebig, dass oft schon die Erfahrung aus aktuellen, gerade fertiggestellten Projekten nicht mehr anwendbar ist, weil zwischenzeitlich neue, leistungsfähigere Produkte auf dem Markt sind.

Wie sehen Sie die Perspektiven für LED-Anwendungen im Handel auf mittlerer Sicht?

Ich bin mir sicher, dass wir in maximal zehn Jahren auch solche Warenbereiche mit LED beleuchten werden, die uns momentan dafür noch als völlig ungeeignet erscheinen. Auch die großen Filialketten werden sich mit diesem Thema befassen und auf LED umrüsten.

Für welche Einsatzbereiche im Handel ist der Einsatz von LED derzeit noch problematisch?

Für bestimmte Anwendungen im Food-Bereich sehe ich den Einsatz von LED-Licht zurzeit noch kritisch. Gerade bei Lebensmitteln spielt die Erwartungshaltung der Verbraucher an das Aussehen der Ware eine große Rolle. Es gibt einige Anbieter, die sich gerade dieser Frage angenommen und farbverstellbare Leuchten entwickelt haben, die auf Frischeprodukte eingestellt werden können. Diese Leuchten leisten zwar qualitativ das, was man von ihnen erwartet, aber leider quantitativ noch nicht.

Aber gerade im Lebensmittelhandel und hier insbesondere im Frischebereich wird die LED doch schon verstärkt eingesetzt.

Ja, aber nicht immer erfolgreich. Es gibt auch einige Unternehmen, die sich von der LED wieder verabschiedet haben, weil es einfach nicht funktioniert hat. Ein großer Vorteil bei der LED besteht darin, dass sich die Farbtemperatur nachregulieren lässt. Die Frage ist nur, wie praktikabel das in der Praxis ist. Eine Störgröße ist hier vor allen Dingen der Bediener. In aller Regel bekommen Sie das Personal im Handel nicht dahingehend geschult, dass die Mitarbeiter genau wissen, wie man die Beleuchtung von Käse im Unterschied zu Wurst farblich einreguliert. Im Tagesgeschäft ist es dann schnell passiert, dass das falsche Licht eingesetzt wird. Richtig ist, dass LED-Licht geringere Temperaturen erzeugt als andere Leuchtmittel und daher weniger auf die Ware einwirkt. So empfindliche Ware wie Schokolade oder Pralinen in Thekenauslagen lassen sich mit LED beispielsweise perfekt beleuchten.

Konventionelle Leuchtmittel werden ganz vom Markt verschwinden.

Unter energetischen Aspekten haftet der LED der Nachteil an, dass sie eine vergleichsweise höhere Wattage erfordert, um eine bestimmte Lichtleistung zu erreichen.

Nein, das stimmt nicht. Wir reden bei der LED heute über Lichtleistungen zwischen 80 und 100 Lumen pro Watt. Im Vergleich zu Leuchtstofflampen und Halogenmetalldampflampen mit der gleichen Lichtausbeute sind LED heute hocheffizient. Das aber erst seit kurzer Zeit.

Wie wird sich das Leuchtendesign unter dem Einfluss von LED verändern?

Sie können ein vorhandenes Chassis zu einer LED-Leuchte umbauen und nur der Profi wird danach erkennen, dass diese Leuchte jetzt mit LED bestückt ist. Ich bin aber der Meinung, dass die LED ein eigenständiges Leuchtendesign haben darf. Man kann das Innovative dieser Lichtquelle durchaus nach außen zeigen.

Was sind für Sie die wichtigsten Strategien und Maßnahmen für ein effizientes Energiemanagement bei der Ladenbeleuchtung mit LED?

Auch hier ergeben sich durch LED ganz neue Perspektiven. LED lassen sich direkt ansteuern und an unterschiedliche Umgebungssituationen und Kundenfrequenzen in einem Store anpassen. Bei niedrigen Kundenfrequenzen, zum Beispiel an einem Montagmorgen, fahre ich die Beleuchtungsstärke etwas zurück und betone nur bestimmte Warengruppen, auf die ich den Kunden aufmerksam machen will. Zu diesem Zeitpunkt kauft ja nicht der typische Shopper ein, sondern eher der Kunde mit einem bestimmten Kaufmotiv. Anders die Situation an einem Freitagnachmittag, wenn der Andrang groß ist und ich den Kunden nicht mehr so selektiv ausfiltern kann. Es gibt noch nicht viele Handelsunternehmen, die sich mit solchen Themen auseinandersetzen. Einen weiteren Vorteil im Zusammenhang mit der Energieeffizienz sehe ich in der Möglichkeit von LED, die Farbtemperatur zu ändern. Die Kernfrage lautet: Erwartet derjenige, der an einem strahlenden Augusttag einen Store betritt ein anderes Licht als derjenige, der an einem Wintertag im November seine Weihnachtseinkäufe tätigt? Wir sagen: ja! Wir wollen diese saisonale Differenzierung auch in unsere Projekte einbringen. Das heißt, wir wollen die Beleuchtung so steuerbar machen, dass wir sagen können: Weihnachten gibt es eine andere Lichtstimmung als zu Ostern.

Wie sehen Sie die Einsatzmöglichkeiten von OLED in der Shop-Beleuchtung?

Die OLED ist für den Shop-Bereich nur für bestimmte Bereiche anwendbar. Sie ist eine Flächenleuchte mit einer relativ geringen Lichtauskopplung. Sie ist foliendünn, flexibel und verformbar, aber sie ist nicht geeignet für die Szenografie und Dramaturgie.

Abschließende Frage: Welche Entwicklungen sehen Sie kurz- bis mittelfristig bei der Verkaufsraumbeleuchtung?

Die LED wird sich in den nächsten drei Jahren technisch weiterentwickeln und als Leuchtmittel im Ladenbau durchsetzen. Die Möglichkeiten der LED in puncto Energieeffizienz und Dramaturgie werden in diesem Zeitraum noch nicht ausgeschöpft werden. Das wird erst später kommen. Wir werden eine Fülle von Innovationen erleben, die auch völlig neue Möglichkeiten des Lichts zur Unterstützung des Verkaufs zeigen. Da werden Dinge auf uns zukommen, die wir heute noch gar nicht absehen können.

Das Interview führten Winfried Lambertz und Claudia Horbert.

Licht an!

Aktuelles Referenzobjekt von Licht Kunst Licht: das Thyssen Krupp Quartier in Essen

Prof. Andreas Schulz, Jahrgang 1959, war nach Studium der Elektrotechnik, Volontariat beim Westdeutschen Rundfunk mit Schwerpunkt Film- und Fernsehbeleuchtung sowie Studium Licht und Lichtdesign zunächst Projektleiter im Kölner Planungsbüro Licht Design, ehe er 1991 in Bonn und Berlin die Licht Kunst Licht AG gründete. Neben Planungspraxis sowie Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen ist er unter anderem Mitglied renommierter Fachorganisationen und Berater politischer Gremien von Bund und Ländern in Licht- und Energiefragen.

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