Energieeffizienz, Langlebigkeit, geringe Wartungskosten – wer bei der Shopbeleuchtung auf LED-Technologie setzt, der senkt seine laufenden Betriebskosten, war das Hauptargument pro LED. Bei den langen Brenndauern im Einzelhandel amortisieren sich die höheren Anschaffungskosten in einem überschaubaren Zeitraum, so argumentieren die Hersteller.
Doch das Potenzial, das in LED-Leuchten steckt, ist damit nicht ausgereizt und geht über das Versprechen von gutem Licht zum günstigen Preis hinaus. In Verbindung mit Lichtsteuerungsanlagen eröffnen LED Anwendungsmöglichkeiten, die bislang nicht realisierbar waren. LED können zum Beispiel mit unterschiedlicher Lichtintensität betrieben werden. Beleuchtungsanlagen, die sich zu festgelegten Zeiten oder abhängig von der jeweiligen Helligkeit des Tageslichts automatisch herunterregeln, bieten die Chance, den Energieverbrauch weiter zu senken.
Voraussetzung dafür sind LED-Leuchten, die mit einem entsprechenden Vorschaltgerät ausgerüstet sind und Befehle umsetzen, die sie von einem Sensor, Taster oder Timer über eine Steuerungsleitung oder drahtlos erhalten. In der Lichtbranche besteht kein Zweifel am Nutzen solcher Steuerungsanlagen, wie Hartmut Kremer, Business Development Manager bei Philips, stellvertretend betont: „Wer für LED-Beleuchtung keine Lichtsteuerung nutzt, schöpft deren Möglichkeiten nicht annähernd aus und verschenkt letztlich Geld.“
Mit ihren aktuellen Konzepten gehen die großen Leuchten- und Lampenhersteller noch einen Schritt weiter. Sie zielen nicht nur auf die Senkung der Betriebskosten durch effizientere Beleuchtung, sondern werben darüber hinaus mit der Möglichkeit, durch intelligenten Einsatz von Licht den Umsatz zu steigern. Gestützt auf empirische Studien, die den Einfluss unterschiedlicher Beleuchtungsszenarien auf das Wohlbefinden und Kaufverhalten von Kunden untersuchen, wollen sie den Handel in die Lage versetzen, jede Ware im bestmöglichen Licht zu präsentieren. Ob Obststand oder Käsetheke, ob Jeans oder Abendgarderobe – unterschiedliche Produkte verlangen nach unterschiedlicher Helligkeit und Lichtfarbe. Die Erkenntnis ist nicht neu, kann aber jetzt einfacher umgesetzt werden. Mit einer modernen Steuerung und Leuchten, die nicht nur dimmbar, sondern auch in der Lage sind, verschiedene Weißtöne zwischen Tageslichtweiß, Neutralweiß und Warmweiß zu erzeugen, genügt ein Knopfdruck, um von einem Szenario zum anderen zu wechseln.
Anforderungsprofile
Das Interesse an Steuerungsanlagen spiegelt sich im Angebot der Leuchtenhersteller. Erco setzt konsequent auf LED und hält seine Produkte jeweils passend für drei Anforderungsprofile bereit, je nachdem, ob ein Kunde seine Beleuchtung nur schalten möchte oder zusätzlich die Möglichkeit wünscht, die Intensität und Farbe des Lichts verändern zu können. Auch im Food-Bereich ist Steuerbarkeit ein Thema. So bietet Bäro seine LED-Leuchten mittlerweile in der Regel auch in steuerbaren Versionen an, auch wenn komplexe Steuerungen im Lebensmitteleinzelhandel noch eher die Ausnahme sind.
Einfache Installation und Bedienung hat sich der Hersteller Megaman auf die Fahnen geschrieben. Mit seiner „Ingenium Smart“-Lighting-Lösung favorisiert er eine drahtlose Steuerung, die ohne Neuverkabelung eingerichtet werden kann. Fred Bass, Geschäftsführer von Neonlite International, dem Markeninhaber von Megaman, erklärt: „Auf diese Weise können Einzelhändler ihr neues Beleuchtungskontrollsystem innerhalb weniger Stunden und ohne großen Aufwand startklar machen.“
Zu den Lichtmanagementsystemen der jüngsten Generation zählt „Litecom“ von Zumtobel, das durch variabel gestaltete Plug-ins flexibel für individuelle Anforderungen konfigurierbar ist. Dass Flexibilität sich auch auf der Kostenseite auszahlt, wird deutlich, wenn es um die Umgestaltung verschiedener Bereiche innerhalb eines Shops geht. Mit einer modernen Lichtsteuerung ist man bei der Umdekorierung oder Umgruppierung von Stellflächen unabhängig von der Beleuchtungsinstallation, da diese anschließend an die veränderten Anforderungen angepasst werden kann. Nicht nur deshalb sieht René Joppi, Produktmanager bei Zumtobel, die Modebranche als Vorreiter in Sachen Lichtsteuerung, da hier der zyklische Wechsel der Kollektionen zum Alltag gehört und der Sinn für Inszenierung stärker ausgeprägt ist.
Profilschärfung durch Licht
Zu den Handelsunternehmen, die bereits mit Licht ihr „Profil“ schärfen, zählt Karl Lagerfeld. Dessen neuen Flagshipstore in London hat Ansorg mit einem LED-Lichtkonzept ausgestattet, das zwar durchgehend auf kaltweißes Licht setzt, aber über eine App-basierte Lichtsteuerung dimmbar ist.
Der Hersteller von Beleuchtungssystemen Dilitronics hat sich eines Bereichs innerhalb der Modebranche angenommen, der „traditionell“ etwas vernachlässigt wird: die Beleuchtung in Umkleidekabinen. Das Jenaer Unternehmen bietet ein System an, mit dem Kunden bei der Anprobe die Wirkung von Kleidungsstücken in 4 verschiedenen Lichtstimmungen testen können. LED-Streifen, die in den Wandspiegel integriert sind, machen dies in Kombination mit einem Downlight möglich. Sie sind mit einer Steuerungsbox samt Funkempfänger ausgestattet und werden über einen kabellosen Schalter bedient.
Auch Philips ist von dem Umsatzsteigerungs-Potenzial solcher interaktiver Lösungen überzeugt und bietet mit dem „Fashion Mirror“ eine steuerbare Spiegelleuchte für Umkleidebereiche an. Für Filialen, die mit dem zur selben Produktfamilie gehörenden Schminkspiegel „Vanity Mirror“ ausgestattet wurden, hat das Kosmetikunternehmen Estée Lauder nach eigenen Angaben ein Umsatzplus von 10 Prozent ermittelt. Die Spiegel sind Teil von Philips‘ übergeordnetem Konzept „AmbiScene“, das zahlreiche Maßnahmen umfasst und bündelt, um mit Licht Kaufimpulse zu setzen sowie die Markenidentität und Individualität zu stärken.
Shopbeleuchtung: Steuerungssysteme
Die beiden wichtigsten Protokolle für Lichtsteuerungsanlagen, mit denen einzelne Leuchten oder Leuchtengruppen angesteuert werden können, sind DMX und DALI. Der wichtigste Einsatzbereich von DMX (Digital Multiplex) ist die Bühnen- und Effektbeleuchtung. Dort kann das Protokoll seine Vorzüge ausspielen, die vor allem in der Realisation schneller Lichtwechsel und komplexer farbiger Szenarien liegt. DALI (Digital Adressable Lighting Interface) ist in der Einrichtung und Bedienung weniger anspruchsvoll und kann leichter in Gebäude-Management-Systeme eingebunden werden. Es ermöglicht das Abrufen voreingestellter Beleuchtungsszenarien sowie automatisierte oder manuell ausgelöste Wechsel zwischen verschiedenen Weißtönen und Intensitäten des Lichts.
Weitere Informationen: www.dali-ag.org und www.de.wikipedia.org/wiki/DMX
Fotos (4): Batár Zsolt (1), Erco / Edgar Zippel (1), Karl Lagerfeld Retail B.V. (1), Philips (1)
Beleuchtung auf die Ware abstimmen
René Joppi, der als Produktmanager bei Zumtobel die Entwicklung des Lichtmanagementsystems „Litecom“ geleitet hat, über die Chancen und Hindernisse bei der Verbreitung von LED-Lichtsteuerungsanlagen im Einzelhandel.
Welches sind die Vorteile von LED-Lichtsteuerungsanlagen?
Auf der einen Seite stehen wirtschaftliche Gründe wie die Energieeffizienz und die niedrigen Wartungskosten von LED-Beleuchtung, auf der anderen Seite die umfangreichen Möglichkeiten, Ware durch gezielten Einsatz von Farbtemperatur und Lichtintensität in Szene zu setzen. Vor allem große Ketten nutzen bereits die Vorteile, die eine moderne Lichtsteuerung bietet, und stimmen die Beleuchtung flexibel auf die jeweilige Ware ab.
Auf welche Vorbehalte stoßen Sie bei kleineren Unternehmen? Ist es vor allem eine Frage des Preises?
Die Hürde ist weniger die Höhe der Investition. Gemessen an den Gesamtkosten einer Lichtlösung macht die Steuerung nur einen geringen Teil aus. Es mangelt eher am Bewusstsein für die Vorteile, die Steuerungsanlagen mit sich bringen, und an der grundsätzlichen Bereitschaft, Neues auszuprobieren. Dazu kommen Vorurteile gegenüber der Lichtqualität von LED-Leuchten, die aber nicht mehr gerechtfertigt sind. Inzwischen gibt es ein Portfolio, das speziell auf die Anforderungen der Shop-Beleuchtung ausgerichtet ist.
Wie viel Fachwissen muss ein Laie sich aneignen, um eine Lichtsteuerungsanlage bedienen zu können?
Gar keins. Bei der Entwicklung von „Litecom“ etwa war die einfache und intuitive Bedienbarkeit unsere oberste Prämisse. Über die vorab konfigurierten Grundeinstellungen lassen sich alle Funktionen steuern und anpassen. Darüber hinaus kann sich jeder Nutzer ein App-Paket zusammenstellen, das auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Grundsätzlich gilt: Nicht jeder kann so eine Steuerung konfigurieren, aber jeder kann mit ihr umgehen.