Aggressives Rot war gestern. Die unübersehbare Signalfarbe war fast 20 Jahre lang das Markenzeichen des Hard-Discounters Kik, sowohl im Außenauftritt als auch in der Verkaufsraumgestaltung. Jetzt gibt sich das Unternehmen dezenter, strebt die Positionierung „vom Hard-Discounter zum familienfreundlichen Textilanbieter“ an. Aus der CI-Farbe Rot ist Silbergrau geworden, und aus dem ursprünglichen Unternehmensmotto „Kik Textil-Diskont – Kleidung clever kaufen“ wurde „Kik – sympathisch clever gut“.
Eine einschneidende Entscheidung, denn gemeinhin gilt gerade das Erkennungsmerkmal eines Unternehmens als „heilige Kuh“, dem allenfalls eine behutsame Aktualisierung verordnet wird. Doch bei Kik wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Veränderte Kundenansprüche, von der reinen Preisorientierung hin zu einem Angebot von Themenwelten, der Wunsch nach einem Image-Wandel und nach Gewinnung von Neukunden machten eine komplette Überarbeitung der Filialen notwendig – ohne indes den wesentlichen Grundsatz zu verändern: „Qualität zum bestmöglichen Preis zu bieten“. Sortiment und Preisgestaltung seien unangetastet geblieben, erklärt Evelyn Brühmann, Assistentin der Geschäftsleitung bei Kik. Jeder Kunde – Familien mit Kindern, junge Mütter ebenso wie Smartshopper – soll sich auch weiterhin von der Socke bis zur Mütze bei Kik für unter 30 Euro komplett einkleiden können, so der Anspruch.
Optisch jedoch sind viele „alte Zöpfe“ dem neuen Konzept zum Opfer gefallen. Der Austausch der roten Möbel gegen silberne Möbel sowie neue Warenträger in Holz-Stahl-Kombination vom Ladenbau- und Einrichtungspartner Kesseböhmer zählen dazu. Das Kernsortiment Textilien wird den Kunden jetzt bereits im Eingangsbereich präsentiert und soll mit seinen aktuellen Farb- und Modethemen ein schönes Entrée machen. Discount-unüblich, werden in der DOB, HaKa und KiKo monatlich wechselnde Trendthemen auf Legetischen in den Fokus gerückt. Saisonal dekorierte Pyramidentische eröffnen im hinteren Bereich der Verkaufsfläche die Nonfood-Abteilung mit Artikel-Präsentation auf klassischen Gittertischen. Der Kassentischbereich wurde als Wandlösung neu konzipiert und an der Seite statt wie bisher im Eingangsbereich platziert.
Silber statt Rot
Weitere Ausstattungsmerkmale unterstützen die neue „Wohlfühlatmosphäre“: Wandfarbe in Eisblau, ein neuer PVC-Bodenbelag in heller Holzoptik (Lieferant: Armstrong) sowie ein neues Beleuchtungskonzept, mit dem die Ware jetzt inszeniert werden kann. Neben dem generellen Austausch der Filialbeleuchtung auf wirtschaftlichere T5-Lampen setzt Kik bei der Akzentbeleuchtung auch auf energieeffiziente LED. Bei der Auswahl der Strahler von Zumtobel wurde auf Bedienerfreundlichkeit geachtet. Sie können vom Personal nach Bedarf versetzt werden. Mood-Bilder an den Wänden der DOB, HaKa, KiKo und Baby-Abteilung tragen ebenso wie der Einsatz von Musik dazu bei, den Verkaufsraum zu emotionalisieren und sollen die Verweildauer erhöhen.
Zugleich unterstützen die Bilder auch den Abteilungscharakter und die Kundenorientierung. Weniger Deckenhänger sorgen für mehr Transparenz. Jede „Kik 17“-Filiale erhält einen Nebenraum. Pro Umbaumaßnahme im bestehenden Filialnetz werden 3 Wochen benötigt. Bei den Investitionen bewegt man sich „im unteren sechsstelligen Bereich“. Die Unterschiedlichkeit der Filialen erlaubt allerdings keine durchgängig einheitliche Architektur. Daher hat die Kik-Bau- und Einrichtungsabteilung auf unterschiedliche Verkaufsflächen angepasste Flächenmodule entwickelt. Das universelle Einrichtungskonzept lässt genug Spielraum für standortspezifische Gestaltung. Mitarbeiterschulungen und Guidelines zur Deko und Präsentation der Ware in allen Abteilungen sollen den einheitlichen Warenauftritt garantieren und haben laut Evelyn Brühmann bereits zu einer besseren Qualität der Umsetzung auf den Flächen geführt.
Modul-Konzept
Auch Nachhaltigkeit ist ein Programmpunkt des neuen Kik-Konzepts. Dazu gehört das stromsparende Beleuchtungssystem. Bei der Möblierung habe eine Herausforderung darin bestanden, vorhandene Möbel in das neue Konzept zu integrieren, so B&E-Leiter Heinz Karmazin. Recycling statt neu kaufen hieß die Lösung. Ein Kooperationspartner am Standort der Kik-Unternehmenszentrale in Bönen entfernt den roten Lack der Möbel und lackiert sie neu in der neuen CI-Farbe Silber.
Im Juni 2012 startete Kik das neue Konzept in der Pilotfiliale am Westenhellweg in Dortmund, 3 Monate später folgten Großflächen in den Innenstadtlagen von Bielefeld und Karlsruhe sowie drei Filialen in Österreich. „Der Erfolg übertraf alle Erwartungen“, kommentieren die Verantwortlichen den Erfolg der „Kik 17“-Filialen, die eine Erhöhung des Durchschnittsbons und eine Frequenzsteigerung aufwiesen. Auch die „Soft Facts“ stimmten. Nach Unternehmensangaben haben sich Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit verbessert.
Damit fiel Anfang 2013 die Entscheidung zum kompletten Rollout von „Kik 17“. Bis 2017 will das Unternehmen alle deutschen Filialen auf das neue Konzept umgestellt haben. 600 waren es Ende Februar 2014, bis November 2014 liegt die Zielmarke bei 1.000. Danach geht es an die europaweite Umstrukturierung aller restlichen Filialen.
Weitere Informationen: www.kik-textilien.de
Kik Textilien und Non-Food
Gegründet: 1994
Unternehmenssitz: Bönen/NRW
Mitarbeiter: 20.000
Vertrieb: europaweit in 8 Ländern (Deutschland, Niederlande, Osteuropa)
Filialen: 3.251, davon 2.547 in Deutschland
Anteil Textil: durchschnittlich 70 %
Anteil Nonfood: max. 35 %
Umsatz 2013: 1,75 Mrd. Euro