Im Einklang mit den Elementen | stores+shops
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Feng Shui bei Edeka Kampmann: Schon auf dem Bild erkennt man, wie hier alles fließen kann. (Foto: Novum / Walter Schmidt)

Im Einklang mit den Elementen

Zur Jahrtausendwende gab es einen medialen Hype rund um das Thema Feng Shui im Storedesign. Was ist daraus geworden? Sind Aspekte der fernöstlichen Lehre von der Harmonisierung Normalität bei der Ladenplanung, oder spielt sie keine Rolle mehr? Welche Inhalte sollten auf jeden Fall nicht in Vergessenheit geraten?

Dem Thema Ganzheitlichkeit in der Storegestaltung misst man bei dem Dortmunder Ladenbauunternehmen Dula seit jeher eine hohe Bedeutung zu. Firmenchef Heinz-Herbert Dustmann beschäftigte sich schon in seiner Diplomarbeit damit. So verwundert es nicht, dass Dula mit der Architektin Ulrike Dinand einen Feng Shui-Consultant beschäftigt. Sie sagt: „Es wäre erstrebenswert, das jahrtausendealte Wissen um den Zufluss von Kraft und Harmonie im Raum häufiger in die Architektur zu integrieren. Zumal es sich ganz modern umsetzen lässt. Die Verweildauer sowie die Qualität der Atmosphäre lassen sich positiv beeinflussen.“

Das Restaurant „Cielo“ im neuen Dula-Center des Dortmunder Ladenbauunternehmens vermittelt auf angenehme Weise, worum es bei Feng Shui geht.

Das Restaurant „Cielo“ im neuen Dula-Center des Dortmunder Ladenbauunternehmens vermittelt auf angenehme Weise, worum es bei Feng Shui geht.

Bei seinen unternehmenseigenen Projekten setzt Dula auf dieses Know-how. Die Eingangshalle des frisch sanierten Verwaltungsgebäudes wurde mit einer markanten, freischwebenden Treppe gestaltet, die sich dem Gast entgegenstreckt – eine Geste des Willkommens. Die Farbwahl ist ausgewogen zwischen den Urkräften Yin und Yang: Klare, helle Töne treffen auf warmes Holz. So wird zugleich Spannung und Behaglichkeit erzeugt. Die Büros der Mitarbeiter wurden nach Himmelsrichtung positioniert, um deren Leistungsfähigkeit zu unterstützen. Die Einrichtungen sind monochrom zurückhaltend gestaltet, was eine gute Konzentration gewährleisten soll. In den Kommunikationszonen durchbrechen bunte Farben die ruhige Stimmung. Auch für das selbst betriebene, kürzlich in der obersten Etage des Dula-Centers eröffnete Restaurant „Cielo“ wurde die Ausgewogenheit der Formen, Farben und Konturen mittels Feng Shui analysiert und umgesetzt.

Auf aktuelle Einzelhandels-Referenzen mit Feng Shui-Ansatz kann Dula indes „trotz insgesamt guter Auftragslage“ nicht verweisen. „Projekte nach Feng Shui zu bearbeiten, erfordert eine vorherige Ausarbeitung der energetischen Grundlagen. Dabei werden zunächst Fakten wie das Geburtsdatum des Inhabers, Himmelsrichtungen, Lageplanuntersuchungen im Städtebau, Ausrichtung und Lage der Räume, Zufluss der lebendigen Energie durch Türen, Flure etc. ausgearbeitet. Dies stellt eine zusätzliche Position in den Planungskosten dar“, erklärt Ulrike Dinand.

Richtige Entscheidung

„Bei unserem jetzigen Facelift waren wir nicht bereit, Geld dafür in die Hand zu nehmen“, gibt Wolfgang Billmayer, Geschäftsführer des Modehauses Billmayer im bayerischen Wartenberg zu. 2006 jedoch baute das Unternehmen nach Feng Shui-Plänen der Eggstätter Architektin Maria Weig um. „Das war eine richtige Entscheidung. Die Kunden loben bis heute die Wohlfühlatmosphäre unseres Hauses. Wir haben jetzt auch nur kleine Modifizierungen vorgenommen – allerdings nach Zeitgeist, nicht nach Feng Shui“, so der Modehändler.

Wo der Eingang und die Kassen liegen sollten, lässt sich berechnen.

Ina Lambertz

Feng-Shui-Beraterin, Köln

„Eine Herausforderung ist die Übersetzung von Feng Shui in unsere westliche Kultur“, sagt Bozica Marinovic, Geschäftsführerin des Unternehmens Magellan Inspirierende Raumkonzepte aus Worpswede. Marinovic: „Im Verkaufsraum geht es letztlich darum, den Umsatz zu erhöhen. Also müssen wir auch etwas von Marketing und ästhetischer Gestaltung verstehen. Nicht jeder Feng Shui-Berater ist ein ästhetisch geschulter Mensch und umgekehrt. Es ist ein tieferes Verständnis für den Grund und Zweck hinter den Feng Shui-Gesetzen erforderlich. Ich forsche seit Jahren in diesem Bereich und arbeite mit sieben Analyseebenen. Das, was wir bei Feng Shui lernen, wird von der Gehirnforschung bestätigt. Wir können damit die Wirkungskraft des Storedesigns erhöhen.“

Die Designs von Magellan finden sich unter anderem in zahlreichen Edeka-Märkten wieder. Der Neukauf-Markt in Minden-Hannover beispielsweise ging 2008 an den Start, zwei Jahre später berichtete Vertriebsleiter Detlef Matz in einem Zeitungsinterview: „Der Markt wurde von den Kunden sehr positiv angenommen und verzeichnet eine beachtliche Umsatzentwicklung.“ Sanfte Erdfarben, Wohlfühlbeleuchtung und runde organische Formen prägen das Konzept. So wurde die Obst- und Gemüseabteilung im Oval angelegt, die Theken sind geschwungen, die Regalierung ist in Wellenform konzipiert, und selbst bei den Kühlmöbeln wurde auf harte, „schneidende“ Kanten verzichtet. Schließlich soll die Vitalenergie Qi, um die es bei Feng Shui sehr wesentlich geht, sanft und gleichmäßig durch den Raum fließen.

Mehr Emotionen

Als „stagnierend bis rückläufig“ erachtet Ina Lambertz aus Köln das Thema Feng Shui im Einzelhandel. Die studierte Ethnologin und diplomierte Feng Shui-Beraterin, die sich in Singapur bei zwei chinesischen Großmeistern ausbilden ließ, rekrutiert ihre Kunden derzeit vornehmlich aus den Sektoren Privathaushalte, Kosmetikinstitute, Arztpraxen und Friseursalons. Auffallend viele Auftraggeber hätten einen Migrationshintergrund. Lambertz’ Erklärung: „In anderen Ländern gibt es eine andere Aufgeschlossenheit, die Menschen sind emotionaler als die Deutschen.“

Die Natur als Lehrmeister: Was ist Feng Shui?

Feng Shui heißt übersetzt Wind und Wasser. Ziel der jahrtausendealten, empirisch aus der Naturbeobachtung hervorgegangenen chinesischen Lehre ist die Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung, die durch eine besondere Gestaltung der Lebensräume erreicht werden soll. Alle großen Bauwerke Chinas sind nach exakt ermittelten Feng-Shui-Kriterien errichtet.

Dabei ist gerade die Emotionalisierung ein aktuelles Thema im Ladenbau, und Ina Lambertz sieht in der Handelslandschaft eine Menge Potenzial: „Häufig hapert es schon beim Eingangsbereich von Geschäften, dem sogenannten Mund des Qi.“ Spiegelnde und überladene Schaufenster, zu laute Musik, zu direkte Beleuchtung, unnatürliche Treppenwendelungen oder gar Glastreppen, kantige Zwangswegeführungen, zu hohe Regale – es gibt nach Feng Shui berechnete Idealmaße für Regale oder auch Fenster – sowie hart wirkende Materialien sind nur einige der Dinge, die ihr immer wieder negativ auffallen.

Wo der Eingang und wo die Kassen liegen sollten, damit viele Menschen und viel Geld in ein Geschäft hereinströmen – all das lässt sich nach Feng Shui berechnen. Und das kann 2024, wenn der nächste Feng Shui-Zyklus beginnt, eine andere Positionierung erforderlich machen als zurzeit. Im Rahmen von Kurzanalysen ermittelt Ina Lambertz sogar Jahresenergien. „Feng Shui-Analysen“, so die Tochter eines Architekten, „sind aufwändig, wenn man sie richtig macht. Aber sie lohnen sich.“

Foto: Novum / Walter Schmidt  

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