Schneematsch, Streusalz, Steinchen oder Stöckelschuhe, nasse Hundepfoten und Kinderwagenreifen, Rollstangen und Regale – Bodenbeläge auf Einzelhandelsflächen müssen hart im Nehmen sein – und dabei noch gut aussehen. „Entscheidend für die Auswahl unserer Böden sind stets die Fragen: Passt die Optik zur Ware, und stimmt das Gesamtbild?“, sagt Peter Eberle, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses Konen in München, „und dazu kommen natürlich pragmatische Aspekte: Wie verträgt das Produkt die nassen Schuhe der Kunden im Winter, und ist es leicht zu reinigen?“
Wenn es ein neuer Boden sein soll, will daher vieles bedacht werden. Neben Strapazierfähigkeit, Pflegeleichtigkeit und Ästhetik ist es für viele Händler wichtig, dass der Belag, nicht zuletzt der Gesundheit der Mitarbeiter zuliebe, nicht zu hart ist, sich unkompliziert verlegen und nach rund zehn Jahren, so lange sollte ein Boden halten, problemlos wieder entfernen lässt. Soll der neue Bodenbelag all diese Kriterien erfüllen, ist es hilfreich, wenn man bei der Entscheidung für eine neue Lösung auf praktische Erfahrung zurückgreifen kann.
Reichlich Erfahrung mit unterschiedlichen Bodenbelägen gibt’s im inhabergeführten Modehandel. Viele Häuser wurden über die Jahre umgebaut, ausgebaut, erweitert, oft Stück für Stück, Stockwerk für Stockwerk. Das mag in der Vergangenheit auch funktioniert haben, heutzutage ist „Flickwerk“ jedoch keine Option mehr. Claus Vocke vom Modehaus Ranck in Sulingen hat denn auch vor vier Jahren entschieden, die unterschiedlichen Designbeläge in seinem über Generationen auf 5.000 qm Verkaufsfläche angewachsenen Haus einheitlich durch „Sika Emotion Floor“ zu ersetzen, „der unserer gewünschten Beton-Optik am nächsten kommt“, so Vocke, „und die bisherigen Erfahrungen damit sind gut.“
Wichtig: der Öko-Aspekt
Ähnlich verfährt bei Umbauten auch André Gunselmann, Geschäftsführer der Mensing Holding mit sieben Häusern in NRW und Niedersachen. „Früher hat man etappenweise etwas erneuert, heute jedoch legen wir bei einem Umbau eine umfassende Design-Idee zugrunde – und die Atmosphäre beginnt beim Boden.“ Diese Design-Idee ist bei Mensing der lokale Bezug. In der Vergangenheit wurden meist Steinzeugfliesen und PVC-Beläge in Holzoptik verlegt, durchweg mit guten Erfahrungen. Die Fliesen etwa, an drei Standorten großflächig im Einsatz, haben den Mitarbeitern, obwohl eher hart im Tritt, keine Beschwerden bereitet. Auch die PVC-Böden haben sich bewährt, denn sie sind „schnell verklebt, preiswert und strapazierfähig“, so Gunselmann, „selbst Ständer-Rücken hinterlassen keine Schlieren.“
Heute sieht Gunselmann dennoch am liebsten authentische Materialien wie Echtholz, zum Beispiel gekälkte Eiche, geölt oder vor dem Verlegen versiegelt, in Kombination mit Beton oder Zementfliesen sowie Stein, zum Beispiel schwarzen chinesischen Hartstein mit blauen Reflexen, denn „der Gesamteindruck gewinnt durch Echtes“. Doch: „Manchmal muss man Kompromisse machen“ – aus Kostengründen, oder weil der Höhenaufbau des Parkettbodens von dem des Anschlussmaterials abweicht.
Lokaler Bezug ist auch der Leitgedanke des preisgekrönten Storedesigns des vor einem Jahr neugestalteten Modehauses Hellner auf Sylt – bis ins kleinste Detail. Logisch, dass dieser Anspruch auch vor dem Bodenbelag nicht haltmacht. Dafür hat Inhaber Karl Max Hellner kurzerhand zwei Säcke voll Sylter Sand ins Fotostudio geschleppt und fotografieren lassen. Die Aufnahmen wurden auf „Purline Bioboden“ auf Polyurethan-Basis (Hersteller: Wineo) übertragen, der Hellner aufgrund seiner Umweltverträglichkeit – die Polyole im Polyurethan werden aus Raps- und Rizinusöl gewonnen – und seiner Strapazierfähigkeit überzeugt hat. „Durch den Sand, den die Kunden täglich hereintragen, ist die Beanspruchung unserer Laufflächen extrem hoch“, sagt Hellner, „deshalb haben wir auch die höchste Belastungsstufe gewählt.“ Kombiniert wurde das Sand-Design mit Planken, wie man sie auf den Wegen zum Strand sieht. „Gerade die Abwechslung zwischen Steg- und Sand-Optik ist sehr gut gelungen“, freut sich Hellner. Gebrauchsspuren sehe man auf den Flächen, die täglich gesaugt und gewischt werden, nicht.
Blessuren? Kein Problem!
Oft lassen sich unerwünschte Gebrauchsspuren auch leicht beheben. Diese Erfahrung hat Peter Eberle vom Modehaus Konen in München gemacht. „Seit unserem großen Umbau 2002 haben wir in allen Etagen Steinfußböden auf den Laufwegen und dazu Parkett- oder Estrichflächen“, so Eberle. Sein Urteil darüber ist positiv, nur im Erdgeschoss hat sich rasch gezeigt, dass „es keine gute Idee war, die Parkettflächen unbehandelt zu lassen“. Also wurde nachträglich gewachst oder lackiert, im jungen Designbereich hat man eine etwas rustikalere Optik belassen, „und die gefällt uns recht gut“.
Generell werden die Flächen zweimal wöchentlich gereinigt. Im Winter braucht das Parkett im Erdgeschoss jedoch besondere Zuwendung in Form spezieller Schutzmittel. In der kürzlich eröffneten neuen Schuh- und Accessoires-Abteilung hat Eberle sich für Terrazzo plus Teppich entschieden. Auch hier sind Blessuren keine Katastrophe. Als bei einem Event die Versiegelung des Terrazzo-Bodens beschädigt wurde, konnte der Schaden durch Abschleifen und Neuversiegelung behoben werden.
Gebrauchsspuren müssen nicht zwangsläufig ein Makel sein. Schließlich erzählen sie eine Geschichte – und das ist ja manchmal auch wünschenswert. So sieht es Jens Ristedt vom Modehaus Ristedt in Bremen bei seiner Betonfläche. „Das ist ein hochspannender Boden, denn er bekommt im Laufe der Zeit eine persönliche Note“. Dennoch wird er alle paar Jahre aufgefrischt. Da Beton sehr hart ist, kombiniert Ristedt ihn im Erdgeschoss mit PVC-Designelag (von Project Floors) und im Obergeschoss mit „Stratica“-PVC-Platten (von Amtico). Ristedt ist mit seinen Flächen, die wöchentlich gereinigt werden, so zufrieden, dass er vorläufig nichts verändern will. In den Kabinen liegen bei Ristedt – wie übrigens bei allen Modehäusern – Teppiche (hier von Object Carpet), die in diesem Bereich laut André Gunselmann von Mensing „ein ganz wichtiges Mittel sind, um Wärme zu erzeugen“.
Eine ähnliche Funktion erfüllen die Teppiche in den Quick-Schuh-Filialen. Auf den Vinyl-Flächen (Project Floors, „Medium“-Collection) in Holzoptik, die seit 2007 in Gebrauch sind und sich laut Geschäftsführer Holger Gromer seither als „optisch ansprechend, vielseitig und robust“ erweisen, liegen speziell in den Probierzonen sohlenschonende Teppiche in verschiedenen Farbdekoren (Vorwerk „Lyrica“).
Teppich schmeichelt
Teppiche sind nicht nur funktionell, sie wirken vor allem wohnlich. Daher eigenen sie sich gut für die Lounge-Atmosphäre, die Uwe Maier im ersten Stock seines Herrenmode-Stores "Bungalow" in Stuttgart mit seinem karamellfarbenen Teppichboden erzeugen will. Zwar sei er nicht so pflegeleicht wie der geschliffene Gussasphalt, der den loftartigen Look im Erdgeschoss unterstreicht, aber Maier ist mit seiner Wahl auch nach zehn Jahren noch zufrieden, denn „man kann immer wieder etwas ausbessern, gerade haben wir die Treppe neu gemacht“.
Vlad Popa, Leiter der Bauabteilung bei Dodenhof, Posthausen, hat in der Vergangenheit ebenfalls gute Erfahrungen mit Teppichen gemacht. Derzeit lässt er jedoch in erster Linie Fliesen und Designbeläge verlegen, „denn aufgrund unserer extrem hohen Frequenz müssen die Flächen täglich gereinigt werden.“ Auch beim neuesten Umbau, der die Erweiterung der Schuh- und Lederwarenabteilung sowie der DOB auf insgesamt 5.000 qm betraf, wurden nur diese beiden Produkte verlegt: die Fliesen im Zentrum, u-förmig gerahmt vom PVC-Laminat, das „die Abteilung definiert und den Kunden Orientierung gibt“.
Nach 30 Jahren mit Teppich, der zwar „traumhaft schön, aber extrem empfindlich“ war, gefolgt von zehn Jahren mit Nadelfilz, der aufgrund starken Abriebs jede Menge Staub erzeugte, schwört Simone Schödlbauer vom Modehaus Schödlbauer in Bad Kötzting auf PVC-Dekorplanken in weiß getünchter Pinien-Optik. „Der Boden wirkt sehr edel, von Weitem wie echtes Parkett.“ Zwar müsse nun täglich gewischt werden, „an sehr trockenen Tagen im Winter sogar zweimal“, sagt Schödlbauer, „denn Staubflusen kann ich nicht ausstehen.“ Aber dafür sei der Boden extrem robust. „Wir haben zum Test etwas sehr Spitzes von ganz oben herabfallen lassen- und nichts ist passiert.“ Seit zwei Jahren im Einsatz, sehe man bis heute keinerlei Verschleiß. „Wir werden an diesem Boden mindestens zehn Jahre Freude haben“, prophezeit Schödlbauer. „Ab dem fünften Jahr allerdings“, lacht sie, „fängt man schon wieder an zu überlegen – dann wird’s nämlich langsam langweilig.“
Fotos (6): Mensing (1), Hellner (1), Ristedt (1), Quick Schuh (1), Dodenhof (1), Konen (1)
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