Außer den „klassisch“ verklebten Designbelägen bringen die Hersteller seit wenigen Jahren vermehrt leimlos zu verlegende Varianten auf den Markt, zum einen die Variante mit Nut und Feder in Klicktechnik, zum anderen lose zu verlegende Planken. Wie schätzen die Hersteller die Marktentwicklung bei den Verlegarten ein? Was die Dekore angeht, so sind mit digitalen Drucktechniken heutzutage alle denkbaren Dessins zu verwirklichen. Moderne Prägetechniken schaffen gerade bei Holzdekoren dreidimensionale Authentizität. Welche Perspektiven eröffnet digitaler Direktdruck? Ist hier noch weiteres Potenzial für die optische Wirkung?

Der Nivea Care Store in Hamburg-Bergedorf: Designbelag in Holzoptik „Lime Washed Wood“ (Foto: Amtico)

Der Nivea Care Store in Hamburg-Bergedorf: Designbelag in Holzoptik „Lime Washed Wood“ (Foto: Amtico)

Natürlich wollten wir auch wissen, welche stilistischen Trends die Anbieter identifizieren – und was sie auf der EuroShop präsentieren werden. Bei Amtico stellt man fest, dass der Markt für Klickbeläge stetig wächst, gibt aber auch zu bedenken, dass Klickbeläge „ihre Grenzen haben, die man berücksichtigen muss“. Zu verklebende Beläge sind nach wie vor die Präferenz. „Der digitale Direktdruck wird kommen“, lautet die Prognose. „Ob er gegenüber hochwertigen, bereits vorhandenen Prints einen wirklichen Mehrwert erzielen wird, wage ich derzeit noch zu bezweifeln“, sagt Marketingfrau Kirsten Krämer. Ein Schwerpunkt der Amtico-Präsentation auf der EuroShop werden Sonderzuschnitte, Verlegemuster und Intarsien für individuelle Bodengestaltungen sein. Der Trend zu XXL-Formaten in Fliesen- und Plankenform hält weiter an, Krämer berichtet auch von einer Nachfrage nach Stein- und Metallic-Dekoren.

Wer sagt, dass ein Linoleumboden nicht hochwertig sein kann? Hier in elegantem Grau bei Uhren Schmuck Dalus im österreichischen Bürs (Foto: Armstrong)

Wer sagt, dass ein Linoleumboden nicht hochwertig sein kann? Hier in elegantem Grau bei Uhren Schmuck Dalus im österreichischen Bürs (Foto: Armstrong)

Ute Winz, Leiterin Marketing Kommunikation bei Armstrong, sieht lose Designbeläge tendenziell für eine kurze Nutzungsdauer für Aktionsflächen oder Shop-in-Shops. Besonders für stark frequentierte Bereiche „sind verklebte Designbeläge eine sichere Wahl“. Der digitale Direktdruck „könnte eine Technik in der Zukunft sein“, äußert sich Winz eher vorsichtig. Was die Designs angeht, sei die Begeisterung für Holzdekore ungebrochen. „Aber zwei Richtungen gehen immer stärker auseinander: Wir haben einerseits die Liebe zu den klassischen Hölzern wie Eiche, Kirschbaum oder Walnuss. Parallel dazu werden rustikale Hölzer mit oft kontrastreichen, fast groben Strukturen nachgefragt. Der Trend geht inzwischen in Richtung verfremdete Holzoptiken mit Abnutzungsspuren wie lackierte Oberflächen oder gefärbte und lasierte Hölzer mit bunten bis weichen Schattierungen. Anders als in den vergangenen Jahren, in denen entweder helle oder ausschließlich dunkle Hölzer verwendet wurden, wird heute die gesamte Bandbreite nachgefragt.“

Formatmix

Die Designer von Armstrong nennen als entscheidenden neuen Trend die Kombination großer und kleiner Formate bei einer Verlegung. Dementsprechend wird der Schwerpunkt der EuroShop-Präsentation in den Format-Variationen über alle „Scala“-Kollektionen hinweg sein. Auch ist wieder die Spezialität des Unternehmens zu sehen: der „Design Cut“ mit runden und geschwungenen Formen. Zudem wird die neue DLW-Linoleum-Kollektion präsentiert.

Designbelag in Schieferoptik bei J.H. Becker Haus für Tischkultur in Köln (Foto: Forbo)

Designbelag in Schieferoptik bei J.H. Becker Haus für Tischkultur in Köln (Foto: Forbo)

Marketingfrau Corinna Meyer von Forbo nennt die entscheidenden Fragen bezüglich der festen oder losen Verlegung eines Designbodens: „Steht das Objekt im Eigentum oder wird es gemietet? Wie ist die Frequentierung? Welcher bestehende Untergrund muss beachtet werden? Wie viel Zeit steht zur Verfügung?“ Auch sie spricht dem digitalen Direktdruck Potenzial zu, weist aber darauf hin: „Allerdings ist der digitale Direktdruck für Designbeläge für große Flächen bisher noch nicht umsetzbar.“

In der Modebranche beobachtet Forbo einen Trend zu hellen Böden in Fliesenoptik. „Ansonsten sind rustikale Holzoptiken und Allover-Dessinierungen ein Thema.“ Und die Bestätigung: „Farbige Hölzer, exotisch und kreativ, erscheinen als neuer Trend bei der Gestaltung von Läden“. Darauf hat sich Forbo mit einer neuen „Special Collection“ mit 16 Dessins eingestellt, die ein EuroShop-Highlight sein wird: „Avantgardistische Muster definieren den Begriff Holz neu mit Farbverläufen, besonders intensiver Prägung und innovativen Mustern.“ Im Mittelpunkt der EuroShop-Präsentation von Forbo steht die neue Designbelagskollektion von „Allura“. Zudem zeigt das Unternehmen seine Kollektionen von Linoleum und textilen Böden.

„Ein ganz klares Ja zu Klick-Belägen im Ladenbau“, sagt Gerflor und wirft die Vorteile Schnelligkeit und Unkompliziertheit in die Waagschale. Im Zusammenhang mit dem Thema Digitaldruck informiert das Verkaufsteam Ladenbau, dass 15-20 Prozent der großen Projekte Anfragen nach Sonderdessins sind. „Der Trend geht klar hin zu einfachen, cleanen Verlegungen und zu großformatigen Planken. Holzoptiken sind nach wie vor der Renner, jedoch holen Steindessins in großen Fliesenformaten wieder auf.“ Auf der EuroShop zeigt Gerflor seine komplette Designbelags-Range inklusive Klickbeläge mit neuen Dekoren.

Designbelag schafft eine wertige Optik im Modehandel (Foto: Objectflor)

Designbelag schafft eine wertige Optik im Modehandel (Foto: Objectflor)

Neben einer temporären Nutzung empfiehlt Objectflor seine leimlos zu verlegenden Designbeläge explizit auch für eine dauerhafte Nutzung im Ladenbau. „Nur wenn eine besonders hohe Scher- und Schälfestigkeit gefragt ist, sollten unbedingt verklebte Produkte zum Einsatz kommen“, sagt Marketingmann Frank Selbeck. „Wir denken, dass im Ladenbau die lose liegenden Produkte zukünftig den vollflächig zu verklebenden Designbelägen zwar Marktanteile wegnehmen werden, rechnen aber auch bei den verklebten weiterhin mit Wachstum.“ „Aktuell sind glatte, cleane Verlegungen mit raumgreifenden Formaten der wichtigste Trend“, bestätigt Selbeck, aber auch er sieht bereits einen Trend zu „lebendigen Farb- und Formatspielen“ sich abzeichnen mit Formatmix und Farbverläufen mit starken Kontrasten. Jeder Trend schaffe seinen Gegentrend. Eiche bleibt der große Gewinner bei den Holzdekoren, ebenso bleiben Schiefer-, Beton- und Spachteloptiken aktuell. Neben seinen „Expona“-Kollektionen zeigt Objectflor auf der EuroShop neu seine lose liegende Designbelagskollektion „SimpLay“.

Auch Project Floors ist in den Markt mit selbstliegenden Designplanken eingestiegen und bezeichnet das Produkt als „Problemlöser“ (siehe Interview-Kasten). Marketingleiter Marco Knop weist darauf hin, dass es sich bei den selbstliegenden Planken grundsätzlich nicht um ein billigeres Produkt handelt, sondern dass es aufgrund seiner aufwändigeren Konstruktion teurer ist als zu verklebender Designboden. Das neue Produkt „Loose-Lay“ bildet natürlich einen Schwerpunkt der EuroShop-Präsentation mit einer Kollektion von 12 Holzoptiken aus dem bestehenden Programm. Auch Geschäftsführer Markus Dünkelmann bestätigt den Trend im Ladenbau zu „cleanen, flächigen Verlegungen mit großen Formaten“, weist aber ebenfalls auf eine „Renaissance-Strömung zu kleineren Formaten“ hin. Zur Dekorgestaltung meint Dünkelmann: „Da sind wir noch nicht am Ende der Fahnenstange. Ein Zukunftsthema lautet digitaler Direktdruck. Durch den Direktdruck ergeben sich voraussichtlich noch neue Möglichkeiten, vielleicht noch mehr Variationen im Dekor.“

Modehaus Ganzbeck in Neuötting: Designboden in dunkelbraunem „Vintage-Teak“ in der Lingerieabteilung (Foto: Tarkett)

Modehaus Ganzbeck in Neuötting: Designboden in dunkelbraunem „Vintage-Teak“ in der Lingerieabteilung (Foto: Tarkett)

„Im Ladenbau sehen wir die Entwicklung weiterhin in der zu verklebenden Verlegung aufgrund der starken Beanspruchung“, heißt es bei Tarkett. Problematisch bei lose verlegten Böden seien oftmals Übergänge zu anderen Belägen wegen der Aufbauhöhe, zum Beispiel im Hinblick auf Einkaufswagen. Auch Schaufensterbereiche, die im Sommer thermischen Veränderungen ausgesetzt sind, könnten eine Herausforderung darstellen. Zum digitalen Direktdruck heißt es: „Der Hauptvorteil liegt im Entfall des Produktionsschrittes Versiegelung/Laminierung. Zudem ist die wirtschaftliche Produktion von individualisierten Kleinserien möglich. Nach unserer Einschätzung erfüllt der digitale Direktdruck aber nach wie vor nicht die qualitativen Anforderungen in Bezug auf mechanische Beanspruchung.“ Tarkett weist bei den vorherrschenden ästhetischen Trends noch auf die Nachfrage nach Böden in schlichtem Grau in allen Nuancen hin. Der Schwerpunkt des EuroShop-Auftritts ist das neue, überarbeitete Designbelagskonzept „ID Inspiration“ sowie die homogene Designbelagskollektion „Centiva“.

Schick und nachhaltig: Polyurethanboden aus nachwachsenden Rohstoffen aus Raps- oder Rizinusöl (Foto: Windmöller)

Schick und nachhaltig: Polyurethanboden aus nachwachsenden Rohstoffen aus Raps- oder Rizinusöl (Foto: Windmöller)

Annika Windmöller von Windmöller Flooring sagt zu den Verlegearten: „Die Vorteile der klebstofffreien Verlegung mit Klickverbindung sind überwältigend“ – und fügt hinzu: „Unserer Meinung nach werden im Objekteinsatz die feste Verklebung und die Klickverbindung ihre Berechtigung haben.“ Zu den Trends sagt sie, dass neben Eiche jetzt auch Pinie hinzukommt, weiterhin in Vintage-Looks und sägerauher Optik. Aber: „Zukünftig werden ebenfalls feine, kontrastreiche Holzmaserungen spürbar werden.“ Sie bestätigt bei den Steindekoren Schiefer- und Beton-Looks, gepaart mit Metallic-Effekten, vorwiegend in XXL-Formaten. Und Windmöller nennt ebenfalls das Thema „Formatvariationen“ als einen wichtigen neuen Trend. Das Highlight der Windmöller-EuroShop-Präsentation wird der Wineo-Boden „Purline“ sein, der als biologischer Bodenbelag gilt und der erstmals als Plankenware in vier Formaten und 40 Designs präsentiert wird. Hinzu kommen die Kollektionen an Design-, Laminat- und Multi-Layerböden des Unternehmens.

Fotos: Amtico (1), Armstrong (1), Forbo (1), Objectflor (1), Project Floors (1), Tarkett (1), Windmöller (1)

Kontakt: wilhelm@ehi.org

„Der Markt ist in Bewegung“

Markus Dünkelmann, Geschäftsführer des Designbelagherstellers Project Floors, über neue Produkte und die Marktsituation bei Designbelägen.

Sie haben stets für die Verklebung von Designböden plädiert und bieten nun lose zu verlegende Produkte an. Was ist der Grund?

Wir sehen die leimlos zu verlegenden Planken in erster Linie als Problemlöser. Das Hauptargument ist die Schnelligkeit beim Verlegen. Sie können damit in wenigen Stunden einen neuen Boden verlegen. Oder wenn der Vermieter einer Handelsimmobilie auf Wiederherstellung seines Bodens bei Auszug besteht, da legen Sie die Planken einfach drauf, nehmen sie nach zum Beispiel drei Jahren wieder auf – und können sie woanders weiterverwenden, wenn Sie das möchten. Auch wenn für uns die vollflächig verklebte Ware weiterhin das Optimum darstellt, so können diese praktischen Vorteile von Fall zu Fall wichtiger sein für den Anwender. Wir wollen dem Anwender eine solide Alternative bieten, und er soll selbst entscheiden, welche Nutzenaspekte ihm wichtiger sind.

Ist es richtig, dass auch Designbeläge einem Preisverfall ausgesetzt sind?

Die Preise gehen seit einigen Jahren nach unten. Aber: Das Segment hat zweistellige Zuwachszahlen, auch durch die hinzugekommenen Varianten Klick-Verlegung und lose Verlegung. Dadurch werden auch neue Zielgruppen erschlossen. Das führt dann wieder dazu, dass neue Anbieter auf den Markt kommen, die auch ein Stück vom Kuchen haben wollen. Da gibt es den ein oder anderen, der mit Kampfpreisen auf den Markt geht. Als Anbieter ausschließlich von Designbelägen müssen wir uns da behaupten.