EuroShop RetailDesign Awards: Gewinner 2015

Die Gewinner erfüllen die Award-Kriterien in vollem Maße: Jabłka Adama (Adam’s Apples) in Poznań/Polen, Replay The Stage in Mailand/Italien und Hershey’s Chocolate World in Las Vegas/USA. Mit Jabłka Adama erhält zum ersten Mal ein polnisches Handelsunternehmen den EuroShop RetailDesign Award. Um als Gewinner aus dem Wettbewerb hervorzugehen, galt es auch in diesem Jahr, mit einem gelungenen Mix aus Ladenarchitektur, Farben, Materialien, Beleuchtung und Visual Merchandising die Zielgruppe anzusprechen und eine klare Sortimentsbotschaft zu vermitteln.

Hershey’s Chocolate World, Las Vegas, Nevada/USA

Hershey’s Chocolate World in Las Vegas (Foto: Laszlo Regos Photography, Farmington Hills MI USA)

Der US-amerikanische Süßwarenhersteller Hershey eröffnete im September 2014 einen modern gestalteten Flagshipstore in Las Vegas, dessen Fassadengestaltung ein optisches Highlight ist: Illuminierte Darstellungen der Produkte, zum Beispiel ein „Reese’s“ Erdnussbutter-Becher mit einem Durchmesser von 5,50 m, LED-illuminierte Küsse, Schriftzüge der Produktmarken und eine riesige Tafel Hershey‘s-Schokolade passen den Store als Teil des berühmtem Hotel New York-New York der Umgebung an und rücken seine Straßenfront in den Fokus. Mit zwei weiteren Eingängen im Hotelinneren möchte das Unternehmen Passanten von allen Seiten anlocken, auch aus dem hoteleigenen Kasino. Im Store erwartet den Kunden eine Farbwelt aus Weiß, Silber, Braun und Blau mit den Materialien hochglänzender Terrazzo, Tapeten, Grafiken und Lackwänden. Die polierten Oberflächen werden mit Spot-Beleuchtung akzentuiert. Das Geschäft präsentiert 800 Süßwarenartikel auf einer Verkaufsfläche von rund 1.200 qm, die sich über zwei Etagen erstreckt, verbunden durch einen gläsernen Aufzug und eine Wendeltreppe. Farbwechsel im Terrazzoboden nehmen die runden Formen des Fahrstuhls und der Treppe auf und sollen an flüssige Schokolade erinnern. Sie sollen den Kunden durch den Store navigieren. Auch die braune Farbe der Warenträger und Technikdecke nehmen Bezug zur Schokolade.

Besonderes Augenmerk liegt auf zahlreichen Visual-Merchandising-Elementen. Neben Freiheitsstatuen und Empire State Buildings aus Schokolade gibt es viele interaktive Elemente, die die Marken erlebbar machen und Fotomöglichkeiten bieten sollen. „Flavor Walls“ und Süßwarenstände verschiedener Hershey-Marken ermöglichen Kunden eine personalisierte Zusammenstellung ihrer favorisierten Produkte, zudem können sie die Hauptrolle in einer eigens kreierten Reese’s-Fernsehwerbung spielen und diese via Social Media online präsentieren. Ein persönliches Souvenir des Store-Besuchs bietet die „Hershey’s Chocolate Wrapper Bar“, an der Besucher für ein Foto posieren können, welches anschließend ihre Produktverpackung schmückt, die neben der Skyline von Las Vegas auch eine persönliche Nachricht enthält. Das Besondere: Die Fotos werden auf einer digitalen Außenwand auf dem Las Vegas Strip gezeigt. Für das Storedesign zeichnet JGA verantwortlich.

Jabłka Adama (Adam’s Apples), Poznań/Polen

Schon der Name verrät etwas über den im April 2014 eröffneten Store. Jabłka Adama – auf Englisch „Adam’s Apples“ – ist eine Kombination aus dem Namen des Store-Besitzers, Adam, und der dort verkauften Produktmarke, Apple. Die Herausforderung war, eine Marke mit hohem Bekanntheitsgrad in ein Marken-untypisches Umfeld zu integrieren, ohne dabei ihre Charakteristik aufzugeben.

Jabłka Adama verkauft Apple-Produkte in einem untypischen, sehr originellen Ambiente mit viel Bezug zum Apfel. (Foto: Marcin Ratajczak)

Das von dem polnischen Architekturbüro Modelina Architekci gestaltete Interieur des 60 qm kleinen Geschäfts greift das Markenzeichen auf: Bestandteile von Obstständen erhalten eine neue Verwendung, die Apfelfrucht wird zum zentralen Thema. Statt Präsentationstische setzt das Unternehmen in Jabłka Adama auf einen rollenden Verkaufsstand aus Holz, der im Stil eines Rohbaus die Store-Mitte dominiert. Eine Ergänzung dazu bilden die Seitenwände: Braune Papiertüten, die zuvor als Obstverpackung auf dem Markt zum Einsatz kamen, fungieren als Wandverkleidung und erinnern in ihrer Anordnung an Dachziegel. Auf diese Weise korrespondieren sie mit dem Warenträger in der Storemitte und lenken zugleich den Blick des Kunden. Mit Produkten auf der einen und der Kassenzone auf der anderen Seite rücken so auch die seitlichen Bereiche des länglichen Ladens in den Fokus. In die hintere Store-Wand integrierte Holzkisten – ursprünglich ebenfalls Warenträger auf dem Markt – bieten weitere Auslagemöglichkeiten. Gemeinsam mit an den Wänden hängenden Schwarz-Weiß-Grafiken nehmen sie Bezug auf die Apfelfrucht und emotionalisieren die Marke. Zwei weiße Hängeleuchten bilden einen optischen Kontrast zu den dominierenden Holzmaterialien im Store. Abgerundet wird das Konzept durch eine lange Sitzbank.

Replay The Stage, Mailand/Italien

Im September 2014 eröffnete das italienische Jeans-Label Replay einen Flagshipstore in Mailands Szeneviertel Porta Nuova. Der „Multi-Experience Store“ mit einer Verkaufsfläche von 1.500 qm ist eine „Symbiose aus Laden- und Bühnenbau, ein Mix aus Theaterbühne und Filmset“. Das Ziel: den Entstehungsprozess eines Kinofilms darzustellen. Bühnenequipment, anpolierter Betonboden, Filmleuchten an schwarz gefärbten Decken, Leitungskabel sowie aus Holzbrettern nachgestellte Hauswände und Geländer als Kulissen schaffen ein raues, industrielles Interieur. Im Inneren der „Häuser“ erhalten Kunden Einblick in verschiedene Filmsets.

Replay The Stage in Mailand: Filmreife Kulissen erwecken den Eindruck, als sei man in Cinecittà. (Foto: Replay)

Jede Kulisse bietet ein Überraschungselement. Ein bescheidenes Haus aus dem Mittleren Westen der USA, mit Vintage-Tapeten verkleidet, wird von einem Tornado umhüllt, der sich bei näherer Betrachtung als ein wirbelndes Kaleidoskop aus Messing-Schmetterlingen entpuppt. Fensterrahmen als Bestandteil einer alten, verlassenen amerikanischen Scheune ermöglichen Ausblick auf eine Wüstenregion vor einem Sonnenuntergang in Form eines gemalten Hintergrundes. Zudem gibt es eine Schneiderei aus dem Manhattan des Jahres 1928 – dies ein tatsächlich zum Leben erwecktes Filmset. Hier können Kunden maßgeschneiderte Jeans anfertigen lassen.

Jeansware wird über alle Räume hinweg auf unterschiedliche Arten in Szene gesetzt. Tische, Stahlregale und Mannequins sowie variable Ständer präsentieren die Ware in verschiedenen Höhen, zudem hängen Kleidungsstücke vor, hinter und an den „Hauswänden“ und werden so in die einzelnen Sets integriert. Ein an der Decke hängendes bewegliches Karussell mit Jeans wird zum Blickfang. Dunkle und beleuchtete Bereiche erzeugen ein abwechslungsreiches Ambiente im Store, Filmleuchten heben die Highlights der Kollektionen hervor. In der Store-Mitte wird eine riesige Stahltreppe zum Blickfang, die in das glamourös und modern gestaltete Restaurant der ersten Etage führt. Warme Farben, glänzende Oberflächen und eine Decke aus Mahagoniholz erzeugen ein atmosphärisches Interior. Das variable Raumkonzept der New Yorker Designagentur Roman and Williams Buildings and Interior ermöglicht einen schnellen Wechsel jedes „Bühnenbildes“.

Fotos: Laszlo Regos Photography, Farmington Hills MI USA (2), Marcin Ratajczak (1) und Replay (1) 

Weitere Informationen: www.euroshop-award.com