In den letzten Jahren haben CAD-Schneidetechnologien enorme Fortschritte gemacht – und den Herstellern von elastischen Bodenbelägen ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Heute können Intarsien, also Einlegearbeiten hergestellt werden, die an Feinheit und Präzision kaum noch zu überbieten sind. Der Hersteller von Kautschukböden Nora zum Beispiel berichtet, dass er in seinem „Intarsien-Center“ für den chinesischen Veranstalter der Expo 2010 in Shanghai 1.200 feingliedrige Schriftzeichen für den Hauptpavillon gefertigt hat.
Auch die hochkomplexen Bilder optischer Täuschungen des Künstlers M.C. Escher wurden mit präzisionsgeschnittenen Nora-Kautschukboden-Elementen an Fußböden und Wänden des Escher-Museums in Den Haag umgesetzt. Zur Verfügung steht dafür heute Wasserstrahl-, Ultraschall- und Laserschneidetechnik. Im Zuge stärkerer Designorientierung und Indivi-
dualisierung kann auch der Einzelhandel diese Möglichkeiten für die Gestaltung von elastischen Bodenbelägen nutzen. Dies betrifft im Handel zu einem großen Teil Vinyl-Designböden.
Heute bieten praktisch alle namhaften Hersteller diese Individualisierung mit Präzisionsschnitten an. Das können dekorative Muster wie zum Beispiel ein Dino in der Kinderabteilung sein, aber auch das eigene Logo oder informative Piktogramme und Hinweise zur Kundenorientierung.
Die Bandbreite reicht also von dekorativer „Kunst am Boden“ bis zu rein funktionalen Intarsien. Der Vinylbelaghersteller Project Floors weist zu Recht darauf hin, dass das Thema Individualisierung und Customization von elastischem Bodenbelag mehr umfasst als Intarsien. Denn dies fängt schon bei der Verlegeart an: „Designboden-Planken und -Fliesen bieten schon bei der Auswahl der Verlegerichtung eine erste Möglichkeit zur Individualisierung und Raumgestaltung. Ob gerade, quer oder diagonal verlegt – bereits mit der Standardware lässt sich die Linienführung von Wänden, Decken und Ladenbauelementen aufgreifen oder brechen. Ein schönes Beispiel ist die Fischgrät-Verlegung.“
In einem nächsten Schritt können Fugenprofile den Look individualisieren. Bei der Schiffsdeck-Verlegung beispielsweise werden Holzdekor-Planken nur an den Längsseiten mit Fugenprofilen versehen. Eine weitere Möglichkeit sind Bordüren und Friesstreifen. Mit ihnen lassen sich optisch ansprechende Übergänge oder Abgrenzungen zwischen verschiedenen Belags- oder Funktionsbereichen realisieren, zum Beispiel bei Shop-in-Shops.
Möglichkeiten der Fußboden-Individualisierung
Und um den Bogen des Themas Customization vollständig zu spannen, weist man bei Project Floors darauf hin, dass das Thema mit individuellen Intarsien nicht aufhört, sondern bis zur individuellen Kreation und Fertigung eines eigens entwickelten Belages reicht. „Den Anfang macht hierbei eine Anpassung von Standardprodukten.“ Das kann eine andere Oberflächenprägung sein oder ein geändertes Format. Dann lassen sich Standarddekore optisch verändern.
So kann zum Beispiel ein Holzton zwei Nuancen dunkler oder ein Steindekor zwei Nuancen heller verändert werden, wenn dies möglicherweise zu den Ladenmöbeln besser aussieht.
Die Anbieter Objectflor, Forbo und Project Floors berichten von jeweils ähnlichen Abläufen bei der Fertigung von Intarsien. Die Handelsunter-
nehmen oder ihre Planungsbüros treten entweder mit fertigen Entwürfen oder eigenen Vorstellungen auf die Anbieter zu. Im Hause Forbo setzt sich dann ein Musterservice mit der Realisierung auseinander. Forbo bietet ebenso wie die anderen Hersteller eigene Intarsien-Designs zur Inspiration an. Objectflor arbeitet seit Jahren eng mit einem Cut-Center zusammen. „Einfachere Formen wie Kreise oder Ellipsen müssen nicht im Cut-Center zugeschnitten werden. Dafür können Kurvenschablonen aus Metall angefertigt werden, mit denen der Bodenleger vor Ort die Formen selbst zuschneiden kann“, heißt es bei Objectflor.
Kein Puzzle am Boden
Die namhaften Anbieter sind alle in der Lage, aus Skizzen von Kunden in einem sorgfältigen Abstimmungsprozess die fertigen Intarsien entstehen zu lassen. Damit die Bodenleger nicht Puzzle spielen müssen, werden ihnen die Intarsien, seien es aufwendige Logos, seien es Fantasiemuster, zusammengesetzt geliefert. Der Boden, in den sie eingelegt werden, wird entweder am Verlegeort mit einer der erwähnten Metallschablonen vorgeschnitten; bei komplizierteren Mustern wird auch der angrenzende Belag zusammen mit den Intarsien präzisionsgeschnitten mitgeliefert. Objectflor berichtet, dass die Einzelteile der Intarsie „einen Hauch“ größer geschnitten und dann mit einem Gummihammer eingeklopft werden, um eine ideale, absolut fugenlose Passung zu gewährleisten.
Der Designbelags-Anbieter Tarkett hat mit seinem „Floorcraft Intarsien Service“ dem Thema Intarsien einen ganz besonderen Schwerpunkt in seinem Leistungsspektrum eingeräumt. Speziell für Einzelhandels-Anwendungen hat das Unternehmen eine 38-seitige Stil-Präsentation erarbeitet, in der drei Einrichtungstrends mit insgesamt 70 dekorativen Intarsien-Vorschlägen vorgestellt werden. Jede dieser Intarsien, die von der Tarkett-Designabteilung entwickelt wurden, ist in einer „Standard-Intarsien-Datenbank“ in 20 Farben erhältlich. Darüber hinaus beschäftigt das Unternehmen eigens eine Designerin, deren Aufgabe es ist, komplett individuelle Konzepte in Absprache mit den Kunden zu entwickeln und umzusetzen.
Fantasievolle Standard-Schnitte
Das Unternehmen Armstrong bietet mit „DesignCut“ ebenfalls einen speziellen Schnitt-Service für seine Designbelags-Kollektion „Scala 100“ an. Das Programm mit geschnittenen Formaten umfasst fünf Basis-Schnitte, es gibt Formate mit halbrundem Abschluss, mit einer schrägen Seite, in Wellenform sowie Kreise und Kreisausschnitte. Diese sind in diversen Optiken, Strukturen und Farben der „Scala 100“-Kollektion erhältlich, wodurch eine Vielzahl verschiedener Muster und Verlegearten möglich ist. Auf einer „DesignCut“-Website können Interessenten in vier Schritten einen Boden individuell zusammenstellen und sich ihr persönliches Design herunterladen und ausdrucken.
Fotos: Tarkett (2), Nora (1), Project Floors (1), Objectfloor (1) und Armstrong (1)
Kontakt: wilhelm@ehi.org