Maßgeschneidertes, tageslichtähnliches Lichtkonzept beim Sportfilialisten Globetrotter in Köln

Maßgeschneidertes, tageslichtähnliches Lichtkonzept beim Sportfilialisten Globetrotter in Köln
Foto: Oktalite

Wo stehen Handel und Lichtbranche derzeit in puncto Shopbeleuchtung, wohin geht die Reise? Bereits der EHI Energiemanagement Kongress im vergangenen November warf ein Schlaglicht auf den aktuellen Entwicklungsstand. Erstes Fazit: In den Handelsunternehmen ist die digitale Beleuchtung angekommen. Aber es bedarf weiterer Überlegungen, die vielfältigen Möglichkeiten der LED-Technik sinnvoll in Retail-Konzepte zu integrieren. Es geht für die Handelsunternehmen darum, die Erlebnisdimension auf den Verkaufsflächen weiter voranzutreiben, das Handelsunternehmen selbst zu einem „Place to be“ und zu einer Top-Marke weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund bleibt der Düsseldorfer Trend-Hotspot EuroShop mit neuen POS-Konzepten und personalisierten Lichtinszenierungen eine wichtige Informationsplattform und ein starker Impulsgeber für investitionswillige Handelsunternehmen.

Die vielzitierte Transformation des Handels ist in vollem Gange – der POS als reiner Verkaufsort hat ausgedient, gastronomische und freizeitaffine Angebote in den Räumen spiegeln in wachsender Zahl die Fähigkeit des Handels, sich unter dem Druck des Online-Geschäfts neu zu erfinden. „Läden werden regional, individuell und authentisch gebaut. Sie werden außerdem farbiger, wohnlicher und sind vor allem Orte, an denen nicht nur gekauft, sondern auch kommuniziert wird“, sagt Ladenbauer Carsten Schemberg. Der stationäre Store wird im Zeitalter des Online-Shopping keineswegs überflüssig, er verändert sich aber hin zu hybriden Konzepten. Diese bieten eine Vielzahl von Angeboten mit Anziehungskraft und verlängern die Verweildauer in einer wertigen Umgebung. Smartes Licht spielt in diesem Szenario eine wichtige Rolle.

Individualisierung

Farbtreues, authentisches Licht ist unerlässlich, um schöne und anspruchsvolle Storekonzepte zur Wirkung zu bringen, hier bei Boden in London

Farbtreues, authentisches Licht ist unerlässlich, um schöne und anspruchsvolle Storekonzepte zur Wirkung zu bringen, hier bei Boden in London
Foto: Ansorg

In welcher Weise, das thematisierte der Mülheimer Beleuchtungsspezialist Ansorg auf der EuroShop mit „Shared Spaces“. Der EuroShop-Gemeinschaftsstand von Ansorg sowie den Unternehmen Visplay und Vizona präsentierte am Beispiel der Branchen Fashion, Food, Beauty und Mobility ganzheitliche Konzepte im Handel und zeigte, wie der Handel multisensorische Erlebnisse kreieren kann, „bei denen der Mensch im Vordergrund steht.“ Individualisierbare Lichtinszenierungen sowie wandelbare, multifunktionale Raumaufteilungen, transparent, fließend und flexibel, bilden das Fundament.

Der britische Fashion-Online-Händler Boden zeigt bereits in Ansätzen, wie diese Transformationsprozesse den klassischen POS verwandeln. Mit den Verkaufsräumen im Londoner Einkaufszentrum Westfield White City hat Boden seine Waren vom virtuellen ins reale Ladengeschäft gebracht. Die verschiedenen Verkaufsräume werden durchgängig in einer wohnlich-häuslichen Atmosphäre präsentiert und sind von Ansorg mit einem natürlichen Lichtkonzept „zum Wohlfühlen“ ausgestattet.

Natürliches Licht

Beim Kölner Fachgeschäft für Inneneinrichtung Jan Becker werden Akzent- und dekorative Leuchten komfortabel über Bluetooth gesteuert.

Beim Kölner Fachgeschäft für Inneneinrichtung Jan Becker werden Akzent- und dekorative Leuchten komfortabel über Bluetooth gesteuert.
Foto: Bäro

Die Digitalisierung des Lichts bietet viele Mittel, um den POS zu emotionalisieren – für eine differenzierte Wareninszenierung, als beeindruckendes Gestaltungsmittel der Store-Architektur ebenso wie für die subtile Kommunikation mit den Kunden.

Basis dafür ist eine neue Dimension von Lichtqualität, wie sie beispielsweise in den Stores des Outdoor-Spezialisten Globetrotter in Hamburg und in Köln mit einer natürlichen, tageslichtähnlichen Beleuchtung erlebbar ist. Sie wurde von Oktalite in Kooperation mit dem Münchner Lichtdesigner Reinhard Vedder entwickelt und implementiert. Spezielle LED-Naturlichtfarben bieten eine verbesserte Tiefenschärfe, Brillanz und Authentizität, dies bei gleichzeitig leicht gesunkener Lumenzahl pro Watt. Messlatte für die Forschung und Entwicklung dieses derzeit stark gehypten natürlichen Lichts im Store ist für die Leuchtenhersteller das natürliche Sonnenlicht, dem man so nahe wie möglich kommen will.

Ein weiteres wichtiges Kriterium der Shopbeleuchtung ist der Wunsch der Retailer nach maximaler Flexibilität und Veränderbarkeit des Lichtkonzepts. Lichtsteuersysteme sind für die Handelsunternehmen unverzichtbar, wenn sie die Beleuchtung unmittelbar an verändertes Merchandising anpassen und kurzfristig neue Erlebniswelten kreieren wollen.

Connectivity, die Vernetzung von Leuchten zu intelligenten Lichtsystemen, war daher auch ein zentrales Thema auf dem Messestand von Bäro. Neue Leuchten und die Funktechnologie Bluetooth sollen für höchstmögliche Flexibilität sorgen, mit der aufwändigen Verkabelung Schluss machen und Lichtanlagen noch effizienter und komfortabler in der Bedienung machen. Außer Funkchips in den Geräten und einem Tablet oder Smartphone wird keine weitere Hardware benötigt.

Besonders interessant für den Handel ist nach Einschätzung von Lichtexperten das Thema Lichtmanagement in Verbindung mit Wireless-Lösungen, wenn die Umstellung auf LED-Lichtkonzepte im Zuge von Modernisierungs- bzw. Sanierungsprojekten erfolgt.

Neue Funktionen

Im Hypermarkt E. Leclerc in Frankreich hat das „Internet des Lichts“ Einzug gehalten, das Unternehmen kommuniziert über das Lichtsystem mit dem Kundenhandy

Im Hypermarkt E. Leclerc in Frankreich hat das „Internet des Lichts“ Einzug gehalten, das Unternehmen kommuniziert über das Lichtsystem mit dem Kundenhandy.
Foto: Zumtobel/Henning Moser

Die digitale Licht-Infrastruktur schafft das Potenzial für noch weitere Applikationen. Diese reichen über die eigentliche Beleuchtung hinaus und lenken den Transformationsprozess am POS in Richtung neuer Serviceleistungen.

Im Hypermarket E. Leclerc in Langon, Frankreich beispielsweise hat der österreichische Lichtexperte Zumtobel mit Technologie-Partnern in einem Pilotprojekt standortbezogene Dienste entwickelt wie Indoor-Navigation, Smart Parking und mobiles Push-Marketing. Über die Ausstattung der Leuchten mit Bluethooth-Beacons in Verbindung mit einer entsprechenden Kunden-App auf dem Handy kann der Kunde seinen aktuellen Standort ermitteln. Mobiles Push-Marketing erlaubt es E. Leclerc dabei, dem Kunden persönliche Produktempfehlungen und Sonderangebote in Echtzeit aufs Handy zu schicken. Der Kunde kann zusätzliche Produktinformationen und auf Wunsch eine persönliche Beratung erhalten, über die App verfügbare Parkplätze ausfindig machen und sich nach dem Einkauf wieder zurück zu seinem Auto leiten lassen.

Von der Effizienz zur Qualität

Daniel Lechner, Director Brand Management bei Zumtobel & Services, erläutert, wie smartes Licht den Weg des Handels vom POS zum „Point of Experience“ unterstützt.

Was treibt die Lichtbranche im Bereich Retail derzeit an?

Wir sehen vor allem in drei Bereichen großes Potenzial, um mit Licht Differenzierungsmerkmale zu schaffen: die Digitalisierung, die Lichtqualität und die Emotionalisierung. Thema Digitalisierung: Jede Leuchte ist ein potenzieller Sensorpunkt, der Daten sammelt, die dann vielfältig verwendet werden können. Beispielsweise können Angebote und Lichtstimmung personalisiert werden, um Stores hybride nutzen zu können. Wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung, aber Licht kann schon heute die Infrastruktur bieten, ohne dass zusätzliche Installationen benötigt werden.

Stores hybride nutzen – was bedeutet das?

Hier geht es um die Emotionalität, um das personalisierte Erlebnis. In hybriden Stores muss nicht notwendigerweise auch gekauft werden, sie können auch zum Beispiel für Ausstellungen, als Café oder für Live-Cooking-Events genutzt werden. Der klassische POS wird sozusagen zum Point of Experience, an dem aber die Kaufentscheidung fällt. Das bringt auch neue Anforderungen an die Lichtlösungen mit sich; es geht in die Richtung: „mit Licht Erlebniswelten schaffen.“

Was tut sich im Themenfeld Lichtqualität?

Nach dem Rennen um die höchste Effizienz ist Lichtqualität wieder ein wichtiger Faktor geworden: Entblendung, Lichtverteilung, Lichtlenkung, Farbwiedergabe, Lichtspektrum und Flexibilität sind dabei wichtige Kriterien. Darüber erschließen sich für die LED-Leuchtentechnik neue Potenziale, um optimale und personalisierte Lichtverhältnisse im Store zu schaffen.