Ob edel, stylish oder extravagant: Bodenbeläge folgen im Ladenbau branchenübergreifend den aktuellen Designtrends. Angesagt sind zunehmend auch „mutigere Kombinationen“ von unterschiedlichen Dekoren, beobachtet die Branche bei ihren Handelskunden – für den individuellen Auftritt der Händlermarke, aber auch als Zonierung von Abteilungen durch die Verwendung von authentischen Holzund Steinnachbildungen auf angrenzenden Flächen. Designverlegungen wie Fischgrät und Chevron seien nach wie vor häufig nachgefragte Varianten.
Daneben würden Terrazzo und Beton im Ladenbau verstärkt eingesetzt und erweiterten als moderne Gestaltungsvarianten die klassischen Holzoptiken, heißt es beispielsweise bei Project Floors. Designböden punkten dabei nicht nur optisch, sondern mit den Vorteilen robuster, pflegeleichter und wirtschaftlicher Kunststoffböden. Ein Objekt werde schließlich nach Maßgaben der Wirtschaftlichkeit geplant, unterstreicht Marketingleiter Marco Knop.
Dabei bevorzugen Händler aus Flexibilitätsgründen und Zeitersparnis immer häufiger Loose-Lay-Produkte zum Kleben, Klicken und losen Verlegen. Das ermöglicht eine schnelle und gegebenenfalls klebstofffreie Bodengestaltung und reduziert damit den Zeitaufwand für eine Renovierung/ Sanierung von Bestandsmärkten. Ein weiterer Vorteil: In Supermärkten noch recht häufig anzutreffende Keramikfliesen können bei einem Design-Wechsel mit der Loose-Lay- Variante einfach und ohne weitere Vorbereitungsarbeiten abgedeckt werden.
Ergonomisch und schallreduzierend
Eine optimale Bodengestaltung ist in Supermärkten aber auch in anderer Hinsicht wichtiger denn je: zum einen, um Kund:innen eine einladende Einkaufsatmosphäre zu bieten und damit die Aufenthaltsqualität zu steigern, zum anderen, um den Bewegungsapparat und damit die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schonen. Vor diesem Hintergrund bietet beispielsweise der Hersteller Gerflor Mipolam, Troisdorf, ergonomische Lösungen aus großformatigen GTI-Vinylfliesen, die den Tritt dämpfen und das Arbeiten erheblich angenehmer gestalten als auf harten Keramikfliesen.
Marktleiter Selcük Cakil und seine Mitarbeiter:innen im Nahkauf-Markt in Detmold wissen dies seit der letzten Renovierung sehr zu schätzen. Der deutlich verbesserte Komfort spiegelt sich auch in einer Studie seitens des französischen Labors für Motorische Biologie wider: Danach sinkt die Ermüdung beim Gehen im Vergleich zu klassischen Epoxidharz- oder Betonböden um 15 Prozent, die Muskelbelastung um 10 Prozent, der Druck auf die Gelenke bei knienden Tätigkeiten bei den Vinylfliesen um bis zu 38 Prozent. Der empfundene Gehkomfort steigt dagegen um 20 Prozent.
Ein weiteres Plus der elastischen Vinylfliesen ist ihre effektive Schallreduktion: Die Tritt-, Fall- und Rollgeräusche auf keramischen Fliesenbelägen werden durch Vinyl durchschnittlich um das Vierfache reduziert. Das Ergebnis: weniger Lärm und ein ruhigeres, positives Einkaufserlebnis für Kund:innen und Mitarbeiter:innen.
Nachhaltigkeit sammelt Punkte
Im Zeitalter nachhaltigeren Wirtschaftens tragen die Hersteller darüber hinaus vermehrt zu einer umweltgerechteren Produktion von Bodenbelägen bei, die durch Vermeidung von CO2, durch Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft gekennzeichnet ist. Nach Einschätzung von Marketingleiter Mirko Bachmann, Forbo Flooring Systems, zeigen insbesondere größere Retailer wachsendes Interesse an nachhaltig hergestellten Produkten. Mit Loose-Lay-Produkten und klimapositiv hergestelltem Linoleum sieht sich das Unternehmen in Verkaufsgesprächen bereits gut aufgestellt.
Für die eigene Vinylrezeptur garantiert das Unternehmen eine hundertprozentige Recyclingfähigkeit, die ohne Qualitätsverluste eine zehnmalige Rückführung in den Herstellprozess von hochwertigen Belägen zulassen soll. Bis zu 98 Prozent der Rohstoffe in der Linoleum-Produktion bestehen nach Angaben des Herstellers aus natürlichen Rohstoffen, 75 Prozent davon aus besonders schnell nachwachsenden Rohstoffquellen.
Zu den Referenzprojekten von Forbo in Sachen Natürlichkeit und Nachhaltigkeit zählt der im vergangenen Jahr in Berlin neu eröffnete Showroom „Retail Garage“ (ein gemeinsames Projekt vom HDE, EHI und Mittelstand Digital Zentrum Handel). Der Boden wurde mit dem „Marmoleum Cocoa“-Linoleumbodenbelag ausgestattet. Das Besondere an dem oberflächenveredelten und damit sehr robusten und langlebigen Produkt: Es besteht laut Hersteller zu ca. 14 Prozent aus recycelten Altbelägen sowie Verschnitt aus Produktion und Verlegung und wurde klimapositiv hergestellt – ganz ohne Kompensation.
Cradle-to-Cradle
Telekom Magenta gestaltet seit Jahren im Rahmen des eigenen Klimaschutzprojekts seine Shops zu „Grünen Shops“ um. Inzwischen wurde das Nachhaltigkeitskonzept in rund 100 Stores – darunter die Flagships in München, Wien und Hamburg – umgesetzt. Dazu zählen neben Pflanzenwänden auch ökologische Bodenbeläge.
Zum Einsatz kommt in allen neuen oder renovierten Telekom-Shops ein elastischer Polyurethan-Boden von Windmöller Flooring. Bei dem Bioboden handelt es sich um einen Hochleistungsverbundwerkstoff, der überwiegend aus Pflanzenölen und natürlich vorkommenden mineralischen Komponenten wie Kreide hergestellt wird – ohne Zusatz von Chlor, Weichmachern und Lösungsmitteln.
Das Material gebe keine schädlichen Stoffe an die Raumluft ab, sei PVC-frei und geruchsneutral, heißt es vom Hersteller. Der Bioboden ist u. a. mit dem Blauen Engel ausgezeichnet und trägt nach Herstellerangaben auch das Cradle-to-Cradle-Zertifikat in Silber, das den Belag als besonders nachhaltig ausweist. Bleibt allerdings die Frage, ob Händler – vor allem angesichts der angespannten Wirtschaftslage – bereit sind, auch das Preisplus für nachhaltig produzierte Bodenbeläge zu akzeptieren. Mit Blick auf die Absatzmärkte beobachtet das Unternehmen Project Floors bei Verkaufsverhandlungen mit dem Handel in dieser Frage unterschiedliche Bewertungen, wenn es um die Relevanz von Nachhaltigkeit geht. „Am Ende sind vielerorts doch die Produktqualität und der Preis am wichtigsten“, stellt Marketingexperte Knop fest.