Eine Bühne für die Marke | stores+shops

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Uniqlo, Shanghai: Display-Mannequins „fliegen“ das Atrium hinauf und hinunter

Eine Bühne für die Marke

Das US-amerikanische Architekturbüro Bohlin Cywinski Jackson kreierte das Konzept des außergewöhnlichen Uniqlo-Flagshipstores in Shanghai und ist von Anbeginn an verantwortlich für das Design der Apple-Stores. stores+shops sprach mit Peter Bohlin und Robert Miller.

Im Mai 2010 eröffnete in Shanghai der weltweit größte Uniqlo-Laden, der zur japanischen Fast-Retailing-Gruppe gehört. Wegen seines außergewöhnlichen dynamischen Merchandisings und dessen herausragender architektonischer Umsetzung erhielt der 3.600 qm große Flagshipstore im Januar 2012 in New York einen der drei EuroShop RetailDesign Awards 2012. Für das Konzept verantwortlich zeichnet das renommierte Architekturbüro Bohlin Cywinski Jackson, mit insgesamt fünf Büros in den USA vertreten und in Handelskreisen bislang vor allem bekannt für die weltweite Gestaltung der Apple-Stores. stores+shops sprach dazu mit Peter Bohlin und Robert Miller. Peter Bohlin gründete das Unternehmen 1965 unter Bohlin Powell, das 1991 zu Bohlin Cywinski Jackson umfirmierte, benannt nach den Partnern Jon C. Jackson und dem im letzten Jahr verstorbenen Bernard Cywinski. Peter Bohlin und Robert Miller gehören heute zu den 10 Principals bei Bohlin Cywinski Jackson.

Die Gestaltung des Uniqlo-Flagships an der Nanjing-Road, Shanghais bekanntester Einkaufsmeile, war Ihr erstes Projekt für das Unternehmen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Bohlin: Für die Eröffnung seines ersten Geschäfts in Shanghai hat Uniqlo uns direkt kontaktiert, nachdem sie unsere Arbeit für Apple an der 5th Avenue gesehen hatten. Sie wissen schon, den bekannten Glaspavillon. An unserer Arbeit hat ihnen besonders gefallen, wie wir bei Apple das moderne, Technologie-getriebene Design der Marke in eine klare Formensprache mit sehr transparenten Materialien umgesetzt haben, das die Produkte eindeutig in den Vordergrund rückt, vergleichbar einer Bühne.

Die Gestaltung des Uniqlo-Flagships an der Nanjing-Road, Shanghais bekanntester Einkaufsmeile, war Ihr erstes Projekt für das Unternehmen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Miller: Uniqlo ist sehr offen für neue Ideen und arbeitet mit vielen verschiedenen Architekten zusammen, so zum Beispiel mit Wonderwall bei ihrem im Oktober letzten Jahres eröffneten
US-Flagship an New Yorks5th Avenue. Unsere einzige Vorgabe für das Projekt in Shanghai war, dass das Store-Design – wie auch schon bei Apple – das Produkt völlig in den Mittelpunkt stellen und so die Marke unterstützen muss, und dass mehr Bewegung hineingebracht werden sollte. Um die Marke besser zu verstehen, sie sozusagen aus ihren Ursprüngen heraus kennenzulernen, haben wir zunächst eine Store-Tour durch Tokio gemacht und uns dann mit den baulichen Gegebenheiten vor Ort in Shanghai vertraut gemacht. Das Geschäft war früher Bürogebäude und Musikschule. Trotz seiner großer Glasfassade war es innen sehr düster wegen der dunklen Bodenplatten. Ein zentrales Atrium wurde daher in das Gebäude hineingeschnitten, um die Etagen zu verbinden und überall Licht hineinzubringen. Mit der Fassade aus perforiertem, hinterleuchtetem Metall hat das Gebäude gleichsam ein neues Gesicht erhalten. Im Innern haben wir uns für eine großzügige, helle Gestaltung mit breiten Laufwegen und sehr viel Platz für die Kunden entschieden.
Bohlin: Sehr schnell entstand auch die Idee, mit beweglichen Mannequin-Installationen für die von Uniqlo gewünschte Aktivität im Innenraum zu sorgen. Im Haupteingangsbereich, durch die verglaste Front sichtbar, drehen sich nun Mannequins in kreisförmig angeordneten Acrylröhren über den Köpfen der Kunden. Und im Zentrum des Gebäudes befindet sich jetzt ein 20 m hohes Atrium, in dem Mannequins zur Musik passend auf und ab schweben, so wie bei Peter Pan. Für die Umsetzung haben wir mit ZFX Flying Effects zusammengearbeitet, eine Firma, die immer dann zum Zuge kommt, wenn in Theater und Film auf fliegende Effekte gesetzt wird. Damit wären wir auch wieder bei der Verbindung von Store-Design und Bühne. Man wollte es übrigens bei ZFX zunächst gar nicht glauben, dass wir dies nun erstmals auch in einem Handelsgeschäft umsetzen wollten.

Telefonkonferenzen in drei Sprachen waren normales Tagesgeschäft.

Peter Bohlin

Architekturbüro Bohlin Cywinski Jackson

Wie verlief anschließend die Umsetzung vor Ort, gerade auch über eine so große Distanz?

Miller: Uniqlo verfügt über Büros in Japan und Shanghai. Regelmäßige Telefonkonferenzen in drei Sprachen waren daher normales Tagesgeschäft. Der Zeitunterschied von gut 17 Stunden war dabei durchaus von Vorteil, da dadurch ständig jemand das Projekt weiter vorantrieb, zumal wir auch einen sehr engen Zeitrahmen von nur drei Monaten für Planung und Umsetzung hatten. Das Geschäft musste unbedingt zum Beginn der Expo am 1. Mai 2010 fertig sein, so die Vorgabe der chinesischen Behörden.

Steve Jobs war immer sehr an der Gestaltung der Läden interessiert.

Robert Miller

Architekturbüro Bohlin Cywinski Jackson

Ihr Unternehmen ist seit den 90er-Jahren für Apple tätig und hat das Design der Apple-Marken-Stores wesentlich mitgeprägt. Wie verlief hier das Briefing?

Bohlin: Wir sind damals direkt von Steve Jobs angesprochen worden, der übrigens immer sehr an der Gestaltung der Läden interessiert war. Der allererste Store, den wir für Apple gestaltet haben, eröffnete 1997 im Shopping-Center Tyson’s Corner in Virginia. Bohlin Cywinski Jackson sind für das gesamte Design verantwortlich und haben seitdem die Apple-Stores sukzessive weiterentwickelt. Mit jedem neuen Design der Apple-Produkte muss auch das Store-Design neu definiert werden. So sind beispielsweise die Präsentationstische heute in einem klassischen Beige statt wie bisher in Weiß. Für uns bedeutet das, dass wir Prototypen für die Einrichtung entwickeln, die nach ersten Praxistests in die Multiplikation gehen – als Spezialanfertigungen für Apple. Wie gesagt, das Produkt sollte eindeutig vorne stehen, entsprechend zeitlos und zurückhaltend muss die Ladeneinrichtung sein. Die inzwischen schon charakteristische Glastreppe wurde übrigens erstmals im Apple-Store in Soho umgesetzt.

Welche Bedeutung haben die Arbeiten für den Handel inzwischen für Ihr Projekt-Portfolio?

Miller: Etwa 20 Prozent unserer Arbeit entfällt heute auf das Retail Design. Unsere übrigen Arbeiten sind eine Mischung aus privatem Wohnungsbau sowie Arbeiten für Universitäten, kulturelle und sonstige öffentliche Einrichtungen. Aktuell arbeiten wir zum Beispiel an einem neuen Verwaltungszentrum für Newport Beach in Kalifornien.

Was sind für Sie wichtige Inspirationsquellen für Ihre Arbeit?

Bohlin: Immer die Menschen, die Vorlieben und Wünsche, die sie im Hinblick auf Räume und ihre Strukturen haben, wie sie sich bewegen, wie sie miteinander agieren, wie sie einkaufen (wollen). Denn wir planen und bauen nicht in erster Linie für die Läden, Marken oder sonstige Auftraggeber, sondern für die Menschen, die sich darin wohlfühlen sollen.

Das Interview führte Claudia Horbert.

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