Authentizität, Individualität, Nachhaltigkeit – diese drei Schlagworte fallen zuverlässig, wenn es um zeitgemäßes Storedesign und glaubwürdiges Branding geht. In Bezug auf die Bodengestaltung erfüllt insbesondere Echtholz diese Anforderungen. „Der Retailbereich wächst bei uns stark“, berichtet denn auch Susanne Hain, Geschäftsführerin von Hain Natur-Böden. „Gerade bei Concept Stores und professionell geplanten Shops sind Holzböden sehr relevant und gefragt.“ Und wenn heute von Holzböden die Rede ist, ist in der Regel Eiche gemeint. „Der Eichen-Trend ist ungebrochen“, so Franziska Herrmann, Marketingreferentin von Kährs Parkett.
Mittlerweile werde daher auch die Liefersituation schwieriger, sagt Robert Fischbacher von Fischbacher Living. Doch da kaum eine andere Holzart so viele positive Eigenschaften in sich vereint wie die langsam wachsende Eiche, tun offenbar auch Lieferengpässe ihrer Beliebtheit keinen Abbruch. Die Eiche ist sehr hart, widerstandsfähig und unempfindlich, ihre Optik ist markant, aber auch variationsreich. Zudem ist ein Eichenboden bei guter Pflege sehr lange haltbar. Als Alternative ist derzeit allenfalls die Esche im Gespräch, die zwar, so Robert Fischbacher, ebenso hart und strapazierfähig ist wie Eiche, doch: „Sie weist in der Naturform sehr große Farbunterschiede auf und kann durch UV-Einstrahlung einen Gelbstich bekommen.“
Lackiert oder geölt
Grundsätzlich kann ein Echtholzboden wahlweise in lackierter oder geölter Version verlegt werden. Auf Retailflächen haben sich geölte, natürliche Oberflächen bewährt, da Kratzer oder kleine Beschädigungen problemlos ausgebessert werden können. Als Nachteil eines Echtholzbodens galt in der Vergangenheit meist der Pflegeaufwand. Doch die Einstellung der Anwender scheint sich diesbezüglich zu wandeln. „Die Menschen sind in Bezug auf die Pflege offener geworden“, beobachtet Susanne Hain. Zwar sei die regelmäßige Unterhaltsreinigung nach wie vor erforderlich, „doch da die modernen Pflegemittel einfacher anzuwenden sind, ist der Aufwand nicht mehr so hoch wie früher“, so Hain. Pflegeöle sind heute dünnflüssiger, sie können aufgesprüht und mit einem Baumwolltuch leicht verrieben werden, sodass der am Abend gepflegte Boden am nächsten Morgen wieder begehbar ist.
Aber auch beim Oberflächenlack gibt es neue Entwicklungen, beispielsweise Ultramattlacke, die das Licht sanfter reflektieren, sodass die natürliche Anmutung der Oberfläche erhalten bleibt und Kratzer und kleine Beschädigungen nicht so auffallen.
Doch Kratzer und Gebrauchsspuren sind durchaus nicht immer Störfaktoren, oft werden sie von vornherein eingearbeitet. Geölte Vintage- und Altholzoberflächen, in Naturoptik oder mit Farbölen eingefärbt, raue Oberflächen mit Rissen, Wasserspuren, Bürstungen und Spachtelungen oder wie „frisch gesägt“ wirkende Rohholzoptiken liegen stark im Trend und punkten auf Retailflächen durch besondere Robustheit. „Produkte, die von vornherein Gebrauchsspuren aufweisen, kann man auch auf hochfrequentierten Flächen problemlos einsetzen“, sagt Robert Fischbacher, „da sie vollkommen unempfindlich sind.“
Trendfarbe Grau
Als farblich besonders unempfindlich und daher speziell für Retailflächen empfehlenswert gelten die aktuell sehr gefragten Grautöne, da auf ihnen, so Susanne Hain, Staub kaum auffällt. Daneben liegen Naturholzoptiken und Weiß-Nuancen im Trend, wie Franziska Herrmann beobachtet.
Im Zusammenhang mit den wiederentdeckten klassischen Verlegearten wie Fischgrät- und Flechtmuster, die immer populärer werden, sind Astlöcher und andere natürliche Unebenheiten jedoch weniger erwünscht. Und während beim Dielen-Format nach wie vor möglichst große Abmessungen angesagt sind, werden die Stäbe für Musterverlegungen kleiner. „Je kleiner die Stäbe und je interessanter die Verlegemuster, desto ruhiger sollte die Maserung sein“, sagt Susanne Hain.
Auch besondere Verlegearten, spezielle Abmessungen und Formen, die extra produziert oder auf der Baustelle individuell zugeschnitten werden, gewinnen an Bedeutung, beispielsweise Trapezformen und spezielle Fischgrät-Abmessungen oder -Varianten. Auch mit Randfriesen wird gearbeitet, zum Beispiel im Modebereich, wo häufig Insellösungen konzipiert werden, um einzelne Marken hervorzuheben bzw. voneinander abzugrenzen. „Die Architekten werden bei der Bodengestaltung immer kreativer und experimentierfreudiger“, freut sich Susanne Hain.
Weitere Informationen: redaktion(at)ehi.org
Fotos (3): Kährs Parkett, Hain Natur-Böden, Hain Parkett/Blocher Partners