Wenn es um Bodenbeläge im Retail geht, gibt es einen klaren Favoriten: LVT (Luxury Vinyl Tiles) sind seit vielen Jahren führend. „Dieses Segment befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs“, sagt Marco Knop, Marketingleiter von Project Floors. Und das hat seinen Grund. „Die LVT-Oberflächen sind so gut und authentisch wie nie zuvor, immer mehr Produkte können mit Synchronprägungen angeboten werden“, so Knop, „und auch im Hinblick auf die Rutschsicherheit gibt es gute Entwicklungen.“
Der Erfolg hat allerdings auch eine Schattenseite für die etablierten Hersteller. „Die Anzahl der Anbieter ist in den letzten Jahren enorm gestiegen“, sagt Marco Knop, „einige torpedieren die Preisgestaltung mit Dumping-Angeboten.“ Die bewährten Hersteller punkten weiterhin mit Service, Qualität und Information. Aber auch durch Produktinnovationen heben führende Hersteller sich ab. So gibt es inzwischen auch LVT in Holz- und Steinoptik mit im Overlay-Verfahren aufgebrachten ornamentalen Dekoren oder anderen zusätzlichen Mustern – oder auch Produkte, bei denen Dekorwiederholung innerhalb eines Zwölf-Quadratmeter- Radius dank weiterentwickelter Digitaldrucktechnik vermieden wird.
Wasserresistente Laminate
Interessante Entwicklungen gibt es auch im Bereich der PVC-freien Laminate auf Basis melaminverstärkter Holzfaserplatten, beispielsweise wasserresistente Laminate mit hoher Trittschalldämmung und besonders schneller und unkomplizierter Verlege-Technik oder mit Oberflächenbildern in neuartigen Holz-Looks mit Washed-, Used-, Painted- oder Altholz- Effekt oder -Farbverlauf.
„Durch die Anwendung neuester Technologien bei der Dekornachstellung und der Oberflächenveredelung sind hochwertige Laminate kaum mehr von Echtholzböden zu unterscheiden“, sagt Urs Küchler, Product Manager Krono Swiss Floors bei Swiss Krono. Auch hier macht der Service wie die Betreuung vor Ort, individuelle Problemlö- sungen und technische Beratung oft den Unterschied: „Der Service- Aspekt und das Thema Nachhaltigkeit werden von den Kunden sehr stark hinterfragt“, berichtet auch Michael Gerbl, Head of Marketing bei Egger Holzwerkstoffe.
Matte und supermatte Oberflächen sind derzeit besonders gefragt, auch bei aus recyceltem Material hergestellten Produkten, die laut der Hersteller ebenfalls hochstrapazierfähig, sehr lange haltbar und absolut pflegeleicht sind. Dank ihrer extrem matten Oberflächen wirken sie besonders natürlich und zeitgemäß. Auch Kirsten Krämer, Marketing Manager Central Europe bei Amtico stellt fest: „Der Trend geht stark zu matten Oberflächen.“
Eiche bleibt der Liebling
Generell bleiben im Bereich der authentischen Oberflächen neben Steinund Beton-Optiken Holz-Bilder von weiß gekälkt über Grau- bis zu Naturnuancen tonangebend, dabei „dominiert nach wie vor Eiche“, so Annika Windmöller von der Windmöller GmbH, „allerdings nicht mehr so betont rustikal wie in der Vergangenheit, sondern etwas zurückgenommener, feiner.“ Bei dezenteren Oberflächendessins kommen kreative Verlegearten vermehrt zum Zuge. „Fischgrät und andere Musterverlegungen werden derzeit stark nachgefragt und bieten die Möglichkeit für beeindruckende Raumgestaltungen“, berichtet Marco Knop.
Der Trend zur Individualisierung setzt sich im Storedesign weiter fort. Bezogen auf die immer wichtiger werdende Bodengestaltung läuft dies, so Kirsten Krämer, auf „individuelle Böden hinaus, um Shopkonzepte ganzheitlich umsetzen zu können.“ Die große Farb- und Farbnuancen-Vielfalt, die beispielsweise bei Bio-Böden aus Polyurethan auf der Basis von Raps- oder Rizinusöl und Kreide immer weiter ausgebaut wird, ist den Shopgestaltern entsprechend willkommen. „Es kommt den Architekten sehr entgegen, wenn sie unter vielen verschiedenen Grau- Nuancen aus einem warmen oder kühlen Farbspektrum wählen können, sodass sich zu jeder Farbwelt der passende Grauton findet“, erläutert Annika Windmöller.
Trend zu Linoleum
Holz- und Steinoptiken gibt es auch bei Linoleum – dennoch geht es bei diesem natürlichen Material nicht in erster Linie darum, Naturoptiken nachzuempfinden.
„Linoleum ist selbst ein Original“, sagt Christoph Friedl, Segment und Key Account Director DACH bei Tarkett Holding. Unis und leicht marmorierte Uni-Optiken sind eine Stärke diesesseit über 100 Jahren bewährten, extrem langlebigen und strapazierfähigen Materials aus Leinöl, Holz- und Kalksteinmehl, Naturharzen, Jute und Farbpigmenten, das – nach einem Reifungsprozess zu Bahnen oder modularen Elementen gefertigt – zeitgemäßer ist denn je und auch im Retail in den Fokus rückt, zumal auch die Pflegeeigenschaften den Vergleich zu LVT nicht zu scheuen brauchen. „Linoleum galt lange als schwierig zu reinigen“, sagt Jens Puda, Marketingleiter DACH bei Forbo Flooring, „doch das Produkt hat sich sehr stark weiterentwickelt.“ Dank modernem Oberflächenschutz ist Linoleum heute ebenso pflegeleicht wie PVC, lichtecht und farbstabil und, so Puda: „mehrere Jahrzehnte nutzbar“.
Die steigende Nachfrage nach Linoleum für den Retail ist aber nicht nur diesen Eigenschaften zu verdanken, auch der generelle Trend zu umweltfreundlichen und klimaneutralen Materialien im Ladenbau trägt dazu bei. „Linoleum wächst über das Thema Nachhaltigkeit – aber auch über Designvielfalt“, bestätigt Christoph Friedl von Tarkett. Farblich geht es bei diesem Produkt „immer darum, eine neutrale Basis zu schaffen“, so Jens Puda, eine neutrale Basis, die mit kräftigeren Tönen akzentuiert werden kann. Besonders beliebt als Grundfarbe sind derzeit vielfältige Grau-, Beige- und Greige-Töne, dazu Grün-, sanfte Rot- und satte Beerentöne als Kontrapunkt. „Architekten schätzen Linoleum, weil es ein moderner, natürlicher und gesunder Belag ist, der aufgrund seiner Eigenschaften, aber auch wegen seiner stilistischen Anpassungsfähigkeit bestens für den Einsatz im Ladenbau geeignet ist“, fasst Frank Selbeck, Marketing-Leiter Vertrieb Objekt bei Gerflor Mipolam, zusammen.
Dem Trend nach Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen entsprechen auch Böden aus Kautschuk. Als von Natur aus dauerelastisches Material bietet es hohen Gehkomfort und erzielt, so Stephan Wolff, Geschäftsführer von Objectflor, „eine Trittschallverbesserung um bis zu 20 Dezibel.“ Kautschuk ist laut der Anbieter formstabil, rutschsicher, feuchtebeständig und „nahezu unverwüstlich“. Selbst auf restfeuchtem Untergrund ist Kautschuk, so heißt es, leicht zu verlegen, und zwar „gestoßen und nicht geschweißt, sodass die Nähte kaum sichtbar sind“, erklärt Simon Knauf, Marktsegment Manager Shops & Stores bei Nora.
Selbstklebender Kautschuk
Neuerdings gibt es bei dem in der Regel vollflächig verklebten Kautschuk auch eine selbstklebende Variante, sodass die Verlegung bei laufendem Betrieb erfolgen kann. „Selbstklebende Produkte sind die Zukunft“, glaubt Simon Knauf. Als homogenes, durchgefärbtes Material ist ein Kautschuk-Belag, der aus asiatischem Kautschuk, einem Füllmaterial auf Kiesel- und Kreidebasis und Farbpigmenten besteht, bei eventuellen Beschädigungen wie es heißt problemlos auszubessern. Auch bei Kautschuk ist die breite Auswahl an Farbvarianten ein Pluspunkt. Das Material wird in der Regel in Bahnen oder Fliesen aufbereitet und kann auch angefast und für Intarsien, Logos oder Zonierungen millimetergenau zugeschnitten werden.
Als nachhaltiges Material gewinnt auch Kork im Storedesign an Bedeutung. Kork besitzt vorteilhafte bauphysikalische und Gebrauchseigenschaften, vor allem hinsichtlich Wärme, Trittschall und Gehkomfort. „Planer sind auf der Suche nach neuen, anderen und vor allen Dingen authentischen und nachhaltigen Produkten“, sagt Tomas Cordes, Geschäftsführer von Amorim Deutschland. Auch wenn Kork dank Digitaldruck nicht nur in seiner typischen Optik und in Nude- und Pastell- tönen, sondern auch in Holz- und Steinoptiken angeboten wird, sei die Entscheidung für das aus dem Mittelmeerraum stammende Naturprodukt keine reine Designfrage, „sie wird aufgrund der Gesamtgestaltung und der Idee, die hinter dem Shop-Konzept steht, getroffen“, sagt Cordes.
Ob Bio-Polyurethan, Kork, Linoleum oder Kautschuk – „die Türen für Produkte aus natürlich vorkommenden und nachwachsenden Rohstoffen stehen deutlich weiter offen, als viele glauben“, sagt Christoph Friedl von Nora. Entsprechende Zertifizierungen, zunehmend auch das Cradle-to-Cradle-Siegel, sind Thema jedes Verkaufsgesprächs. Oft ist der Nachhaltigkeitsaspekt das Zünglein an der Waage.
Fotos (7): Tarkett (2), Andreas Murkudis, Swiss Krono, Wolfgang Geyer/Petersen Einrichtungen, Nora (2)
Weitere Informationen: redaktion@ehi.org
Illuminierte Böden: Glas mit Wow-Effekt
Illuminierte Böden aus Glas bieten im Retail vielfältige Optionen, von der Zonierung und Wegeführung bis zur Einspielung von Logos, Schriftzügen, Bildern und maßgeschneiderten Video-Botschaften.
Glas, Aluminium, LED – das sind die drei Bestandteile einer Technologie, die es ermöglicht, Bodenflächen zu illuminieren, mit leuchtenden Linien, Logos, Bildern und Schriftzügen zu versehen oder mit individuellen Inhalten zu bespielen. Die Wirkung: „Zunächst mal ein großer Wow-Effekt“, sagt Christof Babinsky, CEO von ASB Systembau Horst Babinsky. Babinsky hat das ursprünglich auf Squashcourts spezialisierte Unternehmen 2012 von seinem Vater übernommen.
Und das funktioniert so: 2 x 3 m große Glasplatten, durch Silikonfugen miteinander verbunden, werden zu einer beliebig großen Fläche zusammengesetzt, die in allen Retail-Formaten von der kleinen Boutique bis zur Shopping-Mall zum Einsatz kommen kann. Für Rutschfestigkeit sorgen eingebrannte Keramikpunkte. Auf der matten, chemisch geätzten Oberfläche sind Kratzer laut Babinsky unsichtbar. Technisch stehen drei Funktionen zur Wahl: Erstens die partielle Beleuchtung des Bodens als Basisversion, die beispielsweise für leuchtende Linien oder Logos infrage kommt. Die zweite Variante ist die homogene Beleuchtung der Fläche, die eine hochwertige, futuristisch anmutende Atmosphäre erzeugt. In der Premium-Version wird die gesamte Bodenfläche in eine Vollvideofläche verwandelt. Die Entwicklungs- und Lieferzeit eines Glasbodens beträgt in der Regel 3 Monate.