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Die Concept Mall Bikini Berlin neben der Gedächtniskirche (Foto: Bayerische Hausbau Franz Brück)

Da geht noch was!

Über 60 Shopping-Center allein in Berlin. Ist da die Kannibalisierung programmiert? Christoph Meyer, als Geschäftsführer der CM Best Retail Properties GmbH und Leiter des Stadtentwicklungsausschuss der IHK Berlin ein Kenner der lokalen Handelslandschaft, meint: Die Metropolen-Struktur bietet ausreichend Potenzial.

Seit einem Vierteljahrhundert befasst sich Christoph Meyer
professionell mit Handelsimmobilien. Unter seinen Geschäftspartnern und Kunden finden sich prominente Namen wie die ECE, die Deutsche Bank, Kaufland u.a. Als geschäftsführender Gesellschafter der CM Best Retail Properties, deren Adresse der Wittenbergplatz in Berlin ist, ist Meyer intimer Kenner des Berliner Handels-Szenarios. ‚Nebenher‘ ist er als Vorsitzender des jährlich stattfindenden Deutschen Handelsimmobilien Kongresses tätig, als Vorsitzender des Ausschusses Infrastruktur, Stadtentwicklung und Bau der IHK zu Berlin sowie als Leiter des Arbeitskreises Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft der IHK zu Berlin.

Herr Meyer, Bikini Berlin polarisiert. Wie sehen Sie dieses Shopping-Center neuer Art?

Mit dem Specialty-Center Bikini Berlin hat man den schweren Weg gewagt, eine City-Randlage mit einem Nischenkonzept zu profilieren. In kaum einer anderen Stadt als Berlin hätte das Konzept überhaupt eine Chance. Der starke Tourismus und die vielen Menschen hier, die das Besondere suchen, unterstützen es. Das Management des Centers macht seinen Job wunderbar, man ist kreativ, vernetzt sich mit dem Umfeld, bietet gute Aktionen und kooperiert mit Events wie der Berlinale. Man muss dem Projekt Zeit geben.

Die Mall of Berlin am Leipziger Platz eröffnete wenige Monate später …

… ebenfalls mit einem etwas längeren, ganz und gar nicht reibungslosen Anlaufprozess. Durch ihren Anspruch hat sich die Mall in den Wettbewerb mit den Premium-Handelsplattformen wie der City West mit dem KaDeWe begeben. Sie wird aber ihre Rolle in der Stadt finden, da bin ich ganz sicher. Die befürchtete Schwächung der Friedrichstraße durch die Mall blieb bisher aus.

Quantitativ übertroffen wird die Mall of Berlin von den Gropius Passagen mit 100.000 qm.

Die Gropius Passagen sind absolut etabliert als Versorgungszentrum des Ortsteils Gropiusstadt in Neukölln, der als sozialer Brennpunkt gilt. Center-Manager Anfang der Neunziger Jahre war dort Harald G. Huth, heute Investor am Leipziger Platz. Kein Mensch hatte das Center auf dem Schirm. Klammheimlich baute Huth das eingeschossige Center mit Pavillon-Charakter sukzessive aus. Aktuell wird es modernisiert.

In einem Interview des rbb wurde gewarnt, die Stärkung der Neuen Mitte Berlin würde zur Schwächung der Geschäftslagen in den Randgebieten führen.

Berlin hat eine polyzentrale Struktur, und ich sehe nicht, dass sich das ändert. Die Hauptzentren City-West und City-Ost hatten Nachholbedarf in Sachen Einzelhandel, besonders natürlich in der östlichen City, wo der Fokus bisher auf Regierung, Museen und Tourismus lag. Der Prozess, hier auch Handelsfläche zu etablieren, ist seit Längerem in vollem Gange, aber die Handelsstruktur ist nicht wie in anderen Städten seit Jahrzehnten gewachsen und entsprechend fest gefügt.

Ihrer Meinung nach können also die supermodernen City-Malls und die Center in den Randbezirken koexistieren?

Berlin ist groß, und die Center in den Bezirken erfüllen dort ganz klar wichtige Versorgungsfunktionen, während die Malls in der City ein überregionales Publikum ansprechen und andere Angebotsprofile aufweisen. Der Spandauer kauft in Spandau ein. H&M findet er in „seinem“ Shopping-Center, dafür muss er den Bezirk nicht verlassen. Will er den Weihnachtseinkauf erledigen, fährt er in die City-West, dem stärksten Standort mit dem KaDeWe und vielem mehr. Will er zu Primark, fährt er zur Steglitzer Schlossstraße oder zum Alexanderplatz in der City-Ost. Erreichbarkeit, Entfernung und Zeitmanagement, aber auch Lebensgefühl und Identifikation mit einem Standort spielen in Berlin eine entscheidende Rolle.

Gesamt-Berlin verzeichnet über 60 Einkaufszentren. Ist das überhaupt verkraftbar?

Berlin verzeichnet ein hohes Bevölkerungswachstum. Im Schnitt über 40.000 Menschen kamen in den letzten fünf Jahren dazu, in den letzten drei Jahren sogar 45.000. Hochgerechnet heißt das, dass wir in zehn bis zwölf Jahren eine Stadt von der Größe Hannovers integrieren müssen. Wir sind jetzt bei rund 3,5 Millionen Einwohnern, in Zeiten der Weimarer Republik waren es 4,5 Millionen. Da geht also noch richtig was!

In der City-West gibt es ja wieder einige Center-Projekte. Welche sind das?

Der Komplex des Karstadt-Gebäudes, das frühere Warenhaus Wertheim, soll in ein Shopping-Center umgebaut werden – auch wieder ein Huth-Projekt. Ein gutes Konzept wird dieses nicht mehr zeitgemäße Gebäude deutlich aufwerten. Allerdings stellt sich die Frage nach den Zugpferden, da hier alle gängigen Namen mit ihren Flagshipstores bereits in nächster Nähe vertreten sind. Da wird man sicherlich einige neue, internationale Retailer nach Berlin holen. Das ca. 600 Meter weiter auswärts liegende Kudamm-Karree ist aufgrund seiner ungünstigeren Lage „zweiter Sieger“ geworden. Nachdem es kürzlich verkauft wurde, cancelten die neuen Besitzer die Entwürfe von David Chipperfield für einen Umbau und legten das Projekt erstmal auf Eis.

Sind weitere interessante Shopping-Center-Projekte in der Hauptstadt in Aussicht?

Die East Side Mall, für 2017 in Friedrichshain geplant, liegt in einer Ecke ohne gewachsene Strukturen und obendrein in einem Spannungsfeld: auf der einen Seite hochwertige Wohnraumentwicklung und die Mercedes Benz Arena, bisher O2 World, einem etablierten Unterhaltungsschwerpunkt, auf der anderen Seite die Clubszene mit der größten Musikclub-Dichte und der Subkultur von Friedrichshain. Der intelligente Ansatz des Projektentwicklers ist, diese Welten wie Yin und Yang zu verbinden. Wenn die Synthese dieser Gegensätze gelingt – Hut ab.

Foto: Bayerische Hausbau Franz Brück

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