Das Thema Einsparung von Energiekosten bleibt für den Einzelhandel ein wichtiger Antriebsmotor für Investitionen in eine energieeffiziente Shopbeleuchtung. Im Food-Handel schlägt die Beleuchtung mit 27 Prozent der Energiekosten zu Buche, im Nonfood-Handel sogar mit 53 Prozent. Entsprechend stehen weitere Investitionen in Beleuchtung bei 9 von 10 Händlern auf der Agenda. Zugleich rücken auch die inspirierenden Inszenierungen von Waren und Verkaufsflächen mit moderner digitaler Lichtarchitektur weiter in den Fokus. Beleuchtung als Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb wird für Handelsunternehmen – gerade auch vor dem Hintergrund des wachsenden Online-Geschäfts – immer wichtiger.

Die Lichtbranche hat in den letzten Jahren die Performance der LED-Technologie vorangetrieben, Lichtleistung, Brillanz und Farbwiedergabe weiter gesteigert, den Energieverbrauch gesenkt und die Amortisationszeiten für die langlebige, aber nach wie vor vergleichsweise teure Technologie verkürzt. Dies spiegelt sich auf den Verkaufsflächen wider. Seit der EuroShop 2011 ist die Zahl der im Einzelhandel realisierten LED-Projekte im In- und Ausland deutlich angestiegen. Vor allem der Lebensmittelhandel erweist sich hier als treibende Kraft. Im Food-Handel entfällt heute bereits rund die Hälfte der Beleuchtung auf die LED-Technologie. Händler schätzen es, dass die LED-Systeme den Anspruch an nachhaltige Unternehmensführung bedienen und die Lichtstimmung auf den Verkaufsflächen emotionalisieren. Kunden und Mitarbeiter am POS haben mit LED ein klares Licht, das besser sehen hilft, die Augen nicht schnell ermüdet und die Verkaufsflächen nicht durch Wärmeemissionen aufheizt.

Die D-A-CH -Länder erweisen sich nach Einschätzung des Herstellers Osram als Leitmarkt für LED-Projekte. Viele große Retailer sind hier ansässig und bringen die Konzepte in andere europäische Länder. Philips Lighting realisiert zurzeit in Großbritannien Einzelhandelsprojekte ausschließlich mit LED-Lichtlösungen, und der irische LED-Experte Nualight stattete gerade für Migros in der Schweiz und für Spar in Österreich Kühlmöbel mit LED-Lösungen aus, die eine Energieersparnis von bis zu 65 Prozent erbringen sollen.

Neues Design

Das Verständnis, mit der heute LED verwendet wird, ist tatsächlich in vielen Fällen noch stark vom bisher Gewohnten geprägt, stellt auch Pablo Theux, Geschäftsführer des auf filialisierte Handelsunternehmen spezialisierten Energieberatungsunternehmens KMLS fest. Sogenannte Retrofitlampen, die konventionelle Lampen ersetzen sollten sowie LED-Einsätze für Leuchten, die ursprünglich für konventionelle Lampen entwickelt waren, seien solch eine Tendenz. Gleichzeitig beobachtet der Lichtplaner aber erfreut, wie Lichtexperten diese Grenzen Schritt für Schritt überschreiten und neue Produkte und Anwendungen finden, welche durch die LED-Technologie erst möglich werden.

Für Iska Schönfeld, Leiterin Retail bei Philips Lighting, ist vor allem die Steuerbarkeit der LED ein zentrales Thema, bei dem sie noch deutlichen Informationsbedarf erkennt. Digitale Steuerungssysteme erschließen erst das ganze Leistungsspektrum von LED und bringen neue Anwendungen hervor, zum Beispiel die Vereinfachung periodisch wiederkehrender technischer Abläufe im gesamten Gebäudemanagement. Das Resultat ist, so Schönfeld, ein geringerer Energieverbrauch, sinkende Betriebskosten und die Vereinfachung von Geschäftsprozessen. Zwar ist der Technologiewechsel meist mit hohen Investitionskosten verbunden, „die alleinige, kurzfristige Betrachtung von Amortisationszeiten wird der LED-Technologie aber nicht gerecht“, sagt Schönfeld. Die Vorteile werden erst bei einer auf Langfristigkeit angelegten Betrachtung deutlich.

Fotos: Licht.de (1), Nualight (1)

„Der Handel braucht Sicherheit“

Pablo Theux, Geschäftsführer des auf filialisierte Handelsunternehmen spezialisierten Energieberatungs-Unternehmens KMLS aus Hamburg, über die Bereitschaft des Handels zum Technologiewechsel bei der Beleuchtung.

Wie stehen die Chancen für einen Durchbruch der LED in der Shopbeleuchtung?

Es hat sich viel in den letzten Jahren getan, auch in Sachen Technikverständnis und Umgang mit dieser Technologie. Aber: Technologieentwickler sind auch Technologieverkäufer und versuchen bisweilen, aus rein technischen Größen wie Lumen pro Watt, die isoliert nur begrenzten Aussagecharakter besitzen, eine Art Währung zu kreieren. Veröffentlichte technische Daten wurden unter voneinander abweichenden Rahmenbedingungen gemacht, und so weiter. Das verwirrt viele Kunden. Ich beobachte aber, dass immer mehr Handelsketten den Wechsel hin zur LED vollziehen möchten.

Bremst fehlende Transparenz weiterhin die Investitionsbereitschaft?

Der Handel braucht die Sicherheit, dass sich die Mehrkosten in die LED-Technologie auszahlen und diese den Betriebsablauf erleichtert. Dieses nachvollziehbare Sicherheitsbedürfnis kann einen schnellen Rollout bremsen. Aber die Chancen, die sich durch den Einsatz von LED für Händler bieten, sind bedeutend und vom Handel weitgehend erkannt. LED ist nicht mehr nur spannend und schick, sondern nach klaren betriebswirtschaftlichen Argumenten in vielen Fällen eine sehr sinnvolle Option.

Was interessiert Sie bei der weiteren Entwicklung am meisten?

Wir beschäftigen uns seit Jahren mit der Frage, wie gut LED-Strahler und -Downlights gegenwärtige HIT-Systeme ablösen können und haben viele Produkte verschiedener Hersteller analysiert. Daher sind wir natürlich gespannt auf die neue LED-Produktgeneration. Aber wir wollen auch sehen, welche Lösungen Technologieanbieter präsentieren, um Lichtsysteme besser und einfacher in unsere Filialsteuersysteme zu integrieren.