An einem Ort, an dem 50 Jahre lang oft hitzige Debatten ausgetragen wurden, schlugen Handel und Kreditwirtschaft auf dem EHI-Kartenkongress eher moderate Töne an. Trotz nach wie vor unterschiedlicher Interessenlagen wahrten beide Fraktionen selbst beim Dauerstreitthema „Debitkartensysteme“ den Anschein der Harmonie. HDE-Experte Ulrich Binnebößel plädierte in seinem Vortrag mit Nachdruck für den Fortbestand des beim Handel beliebten, da einfachen und kostengünstigen Elektronischen Lastschriftverfahrens, dessen Zukunft durch die SEPA-Verordnung bedroht ist. Dass sich an der Koexistenz von EC-Cash und EC-Lastschrift bis zum Stichtag 1. Februar 2016 Grundlegendes ändern wird, ist nicht zu erwarten. Bis dahin wird der Handel über seine Interessenvertretungen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um das Lastschriftverfahren an die Rahmenbedingungen im SEPA-Zahlungsverkehr anzupassen.
Top-Thema der EHI-Kartentagung war zweifellos das kontaktlose Bezahlen mittels Karte oder Smartphone als Medium für den dafür benötigten NFC-Chip. Vom gerade gestarteten bundesweit größten Akzeptanztest von „girogo“ in der Region Hannover – Braunschweig – Wolfsburg versprechen sich Handel und Kreditwirtschaft gleichermaßen wertvolle Aufschlüsse über die Akzeptanz des neuen Zahlverfahrens beim Verbraucher. Die Begrenzung auf maximal 20 Euro Einkaufsbetrag macht das kontaktlose Zahlen aber längst nicht für alle Handelsbranchen attraktiv. Die Verbraucherakzeptanz von Mobile Payment via Smartphone sieht Dr. Andreas Martin vom Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken skeptisch. Martins Einschätzung stützt sich auf Ergebnisse einer zu Jahresbeginn durchgeführte GfK-Studie, nach der die vom Verbraucher wahrgenommenen Nachteile des Verfahrens überwiegen.
Fazit des EHI-Kartenkongresses: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs wird bargeldlos und kontaktlos. Bleibt nur die Frage, wann die Zukunft beginnt.
Weitere Informationen: www.kartenkongress.de
Fotos: EHI/Octavia Schoplink