Aktuell betreibt Hornbach 165 Bau- und Gartenmärkte in neun Ländern Europas. Fast alle verfügen über Selbstbedienungskassen – in Deutschland sind es 90 von 96 Standorten. „Wo noch nicht vorhanden, fehlen einfach die räumlichen Voraussetzungen“, sagt Hornbach-Sprecher Florian Preuß. Das gilt zum Beispiel für den Markt in Paderborn, der allerdings im Februar durch einen großen Neubau, dann auch mit SB-Kassen, ersetzt wird.
Gut jeder vierte Bezahlvorgang wird bei Hornbach über diese Kassen abgewickelt. „Die Akzeptanz steigt kontinuierlich, und es gibt einzelne Märkte, die schon Nutzungsquoten von mehr als 50 Prozent aufweisen“, so Preuß. In insgesamt 1.319 deutschen Handelsfilialen stehen inzwischen Self-Checkout- Terminals, laut EHI-Erhebung von August 2021. Knapp drei Fünftel (58 Prozent) dieser Märkte sind dem Lebensmittel-Sektor zuzurechnen.
Auf die Food-Branche folgen auf Platz zwei die Bau- und Gartenmärkte mit einem Anteil von 23 Prozent. Diese Quote wird neben Hornbach in erster Linie von den Anbietern Bauhaus und Globus-Baumärkte getragen. Bauhaus betreibt bereits seit einigen Jahren bundesweit an nahezu 120 Standorten mehr als 450 SB-Kassen. Gleiches gilt für fast alle der 90 Globus-Baumärkte.
Decathlon mit RFID-Technik
Die restlichen 19 Prozent der Branchenanteile verteilen sich auf die Bereiche Drogerie (9 Prozent), Bekleidung/Sport (5 Prozent) sowie Möbel (3 Prozent). Mit Rossmann und Budni, mit Decathlon sowie mit Ikea sind es in diesen Branchen jeweils nur einzelne Unternehmen, die SB-Terminals in größerer Zahl aufgestellt haben. Der französische Sportartikelhändler und -hersteller Decathlon hat Self-Checkout-Kassen in seinen mehr als 80 deutschen Filialen bereits vor sieben Jahren eingeführt.
Basis dafür: Das Decathlon-Warensortiment besteht zu 80 Prozent aus Eigenmarken, die größtenteils schon bei der Produktion mit RFID-Labels versehen werden. Die übrigen Produkte werden hausintern etikettiert, Decathlon steht inzwischen bei nahezu 100-prozentiger RFID-Kennzeichnung. So können die Kund:innen ihre Ware an der Kasse in eine Box legen, wo sie automatisch durch die RFID-Identifizierung eingelesen wird. Was nicht in die Box passt, wird mit einem RFID-Handscanner erfasst.
Deutlich mehr als 45 Prozent der Transaktionen werden über die SB-Kassen abgewickelt.
Frank HerrmannNoch in der Aufbauphase dagegen befindet sich C&A. Nach dem Mock-up-Prinzip installierte der Händler im September 2019 in seinem Haus in Solingen eine Self-Checkout-Zone. Nicht wie bei Decathlon über die RFID-Technologie (C&A rollt RFID gerade flächendeckend aus), sondern klassisch über EAN können die Kund:innen ihre Ware an stationären Scannern einlesen und danach unbar am Terminal bezahlen.
Inzwischen sind in Europa 17 Stores, darunter vier Häuser in Deutschland, mit der SB-Technik ausgestattet. „Die SCO-Nutzungsrate liegt länderübergreifend bei 16 Prozent, in Deutschland sogar deutlich oberhalb dieses Wertes“, erklärt Jochen Probst von C&A Services.
C&A: Offensiv mit SCO und RFID
Das Pilotprojekt startete im September 2019: Im C&A-Haus in Solingen, nach Renovierung gerade wiedereröffnet, wurde eine Zone mit vier Selbstbedienungskassen eingerichtet. Die Implementierung erfolgte nach zehnwöchiger Entwicklungszeit, mit minimiertem Aufwand, ohne große werbliche Kundenkommunikation und mit der Absicht, im Live-Betrieb Erfahrungen mit der Technik und mit dem Kundenverhalten zu sammeln. Diese Erfahrungen sind positiv ausgefallen.
„Wir schaffen ein neues Kundenerlebnis, reduzieren die Wartezeiten und stellen unseren Kunden auf der Fläche mehr Mitarbeiter für die Beratung zur Verfügung“, erklärt Jochen Probst von C&A Services. Gleichzeitig fördert das Unternehmen mit den rein auf Kartenzahlung konfigurierten Systemen das bargeldlose Bezahlen. „Nach wenigen Monaten wurde bereits eine Akzeptanzrate von rund 30 Prozent erreicht“, berichtet Probst.
Tendenz: Steigend
In der Folgezeit wurden weitere SB-Zonen in zwei Filialen in Hamburg und Berlin in Betrieb genommen. Mittlerweile sind insgesamt 17 Häuser in acht europäischen Ländern mit mehr als 60 Selbstbedienungskassen des Typs „Easy Express“ von Diebold Nixdorf ausgestattet – jeweils vier Stores in Spanien und Deutschland, drei in den Niederlanden, zwei in der Schweiz sowie jeweils ein Haus in Österreich, Belgien, Kroatien und Luxemburg. Die Tendenz der SCO-Nutzungsraten, die länderübergreifend aktuell bei etwa 16 Prozent liegen, zeigt nach oben.
„Mehr Werbung und Kommunikation bieten das Potenzial, die Nutzungszahlen weiter steigen zu lassen“, ist Jochen Probst überzeugt. Eine weitere Reduzierung der Wartezeiten sowie ein besserer Kundenservice werden vom Einsatz der RFID-Technologie erwartet, die bei C&A aktuell ausgerollt wird. Basierend auf der Serialized Global Trade Item Number (SGTIN), die über einen QR-Code erfasst wird, können die Produkte dadurch automatisch eingelesen werden, um sie anschließend an den SB-Terminals zu bezahlen.
Mobile Scanning im Fokus
Darüber hinaus steht für einige der Nonfood-Handelsbetriebe auch der Auf- bzw. Ausbau ergänzender mobiler Scan-Lösungen auf der Agenda. Bei den Globus Baumärkten zum Beispiel wurde schon vor einiger Zeit ein Test mit bereitgestellten Handscannern gefahren. „Dieser wurde von unseren Kunden jedoch wenig angenommen“, sagt Globus-Sprecherin Diana Doriguzzi.
Derzeit erprobt das Unternehmen die Mobile-Scanning-Lösung mit dem Kunden-Smartphone. Hornbach dagegen führt die Technik bereits seit 2019 schrittweise ein. „Die Umsetzung läuft noch“, berichtet Hornbach-Sprecher Florian Preuß. Von den 165 Märkten bieten aktuell gut 100 ihrer Kundschaft die Möglichkeit, den Warenkorb mit dem Smartphone zu scannen, um dann an der bedienten Kasse den Code vorzuzeigen oder ihn an der SB-Kasse selbst einzuscannen. Vereinzelt nutzen Hornbach-Mitarbeitende auch Handscanner, um zu Stoßzeiten die Warenkörbe der an den Kassen wartenden Personen zu erfassen.
Mit eigener Ikea-App
Eine ergänzende mobile Lösung ist perspektivisch auch für Decathlon interessant. „Scan & Go ist geplant, allerdings gibt es noch keine Timeline“, erklärt Frank Herrmann von Decathlon. Dagegen wird Ikea, einer der Pioniere des Self-Checkouts mit SB-Checkout-Zonen in allen deutschen Möbelhäusern, die mobile Technik in diesem Jahr einführen.
Wir wollen die Datenhoheit behalten und unseren Kunden eine einheitliche Anwendung für alle Touchpoints zur Verfügung stellen.
Dirk RummelAb Juli 2019 erprobten die Schweden im Haus Frankfurt-Nieder-Eschbach und mithilfe der Snabble-App. Der Test ist abgeschlossen, zwei Prozent aller Kunden und fünf Prozent der SCO-Kunden haben Scan & Go genutzt, die Wartezeiten dieser Kundinnen und Kunden am Checkout verkürzten sich um rund die Hälfte. Als wichtigste Schlussfolgerung aus dem Test wird Ikea den mobilen Service künftig flächen-deckend anbieten – allerdings nicht mehr über Snabble, sondern als integrierte Funktion in der eigenen Ikea-App.
In fünf deutschen Ikea-Häusern können die Kunden bislang schon auf die „Shop & Go“-Funktion zugreifen. Im Jahr 2022 soll der Service dann schrittweise in allen anderen deutschen Einrichtungshäusern eingeführt werden.