Keramikfliesen oder ein elastischer Bodenbelag? Beide Produktfamilien sind für den Anwendungsbereich Supermarkt & Co. gut geeignet. Während Feinsteinzeug-Fliesen meist durch ihre hochwertige Anmutung überzeugen, punkten PVC-Beläge besonders mit Preis-Leistungs-Verhältnis und unkomplizierter Umsetzung. „Da der Bodenbelag die Raumwirkung maßgeblich prägt, sollte er vor allem repräsentativ wirken“, sagt die auf den LEH spezialisierte Architektin Valentina Kinzel von Kinzel Architecture in Schermbeck.
Ästhetik und Funktion
Allerdings seien „neben der Ästhetik auch funktionale Aspekte relevant“. Ob man sich für Keramik oder einen elastischen PVC-Designboden entscheidet, ist aber letztlich wohl eine Frage der persönlichen Präferenz. Denn beide sind nicht nur äußerst belastbar, strapazierfähig sowie unkompliziert zu reinigen, auch rein optisch wirken sie hygienisch und appetitlich – sofern man die richtige Oberfläche wählt.
„Je planer die Oberfläche, desto weniger schmutzanfällig ist der Boden“, so die Erfahrung von Valentina Kinzel. Daher empfiehlt sie, „Böden oder Fliesen ohne Relief oder 3D-Struktur zu wählen“, damit sich kein Schmutzwasser in den Rillen ansammeln kann.
Vor- und Nachteile abwägen
Der im LEH teils extremen Beanspruchung – insbesondere wegen der großen statischen Belastung durch vollbeladene Regale und der schweren Ware, die hier per Hubwagen durch die Gänge bewegt wird – „halten Fliesen in einer Materialstärke von 14 Millimetern bei fachgerechter Verlegung souverän stand“, so Sebastian Diener, Leitung Objektplanung bei Villeroy & Boch Fliesen. Bei Designbelägen ist laut Valentina Kinzel „eine optimale Verklebung entscheidend“, zudem müsse man – da es sich um ein mehrschichtiges Material handelt – beim Rangieren mit dem Hubwagen vermeiden, dass „sich beim Drehen der Räder übermäßige Scherkräfte entwickeln“.
Aber gerade die Elastizität der PVC-Böden hat wiederum Vorzüge: „Wenn ein Gurkenglas oder eine Weinflasche zu Bruch gehen, was im Supermarkt an der Tagesordnung ist, bekommt PVC nicht mal einen Kratzer“, so Jens Puda, Marketingleiter bei Forbo Flooring. Sollte der Boden doch mal Schaden nehmen, kann man „bei Modulbelägen problemlos einzelne Elemente austauschen“, so Valentina Kinzel.
Gesundheitliche Aspekte
Die weichere Beschaffenheit von PVC wird übrigens von Verkaufsmitarbeitern oft als entlastend empfunden. Doch auch die Arbeit auf harten Keramikböden muss nicht zwangsläufig zu Gelenkbeschwerden führen. „Bei einer Verkaufstätigkeit auf harten Böden kommt es darauf an, dass geeignetes Schuhwerk getragen wird“, sagt Professor Werner Plötz, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in München. „Schuhe mit dämpfenden, federnden Sohlen sind hier besonders geeignet.“
Designkompetenz
Sowohl bei Keramik- als auch bei PVC-Böden müssen zudem „im Bereich der Bedientheken besondere Anforderungen an die Rutschhemmung erfüllt werden“, sagt Valentina Kinzel. Doch um welche Trittsicherheitsklasse es sich auch handelt: Eine große Auswahl an Dekoren gibt es in beiden Produktfamilien. „Die praktisch unbegrenzte Designvielfalt ist traditionell eine große Stärke von Designböden“, bestätigt Frank Selbeck, Marketingleiter bei Gerflor Mipolam.
Daher sind „elastische Vinylbeläge eine gute Möglichkeit, am Boden besondere Akzente zu setzen, eine harmonische Wirkung zu erzielen und eine echte Wohlfühlatmosphäre zu schaffen“, so Valentina Kinzel.
Allerdings zeigt auch die Fliesenbranche Designkompetenz: „Durch moderne Produktionstechnologien wie den keramischen Digitaldruck kann man nahezu jedes Design umsetzen“, sagt Sebastian Diener. „So können mit Keramik-Fliesen auch die verschiedenen Trittsicherheitsklassen für unterschiedliche Anwendungsbereiche in einheitlicher Optik gestaltet werden.“
Natürlichkeit im Trend
Der Trend zu Holz- und Betondekoren macht auch vor Feinsteinzeug nicht halt. „Die warme Optik von Holz in Verbindung mit den Gebrauchseigenschaften von Keramikfliesen ist sehr gefragt“, beobachtet Werner Ziegelmeier, Leiter Public Relations bei Agrob Buchtal. Darüber hinaus „registrieren wir eine gesteigerte Nachfrage nach edlen, gedeckten und warmen, natürlichen Tönen“, so Ziegelmeier. Auch Valentina Kinzel beobachtet, dass „momentan warme Erdnuancen, aber auch Terrazzo-Optiken besonders im Trend liegen“.
Schnelle Lösungen
Wenn der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, fällt die Wahl aufgrund der unkomplizierten Anwendung oft auf Designböden. In besonders kurzer Zeit werden Loose- Lay-Produkte mit per Schwalbenschwanz-Verbindung zusammengefügten Elementen klebstofffrei direkt auf dem Bestand, etwa einem schadhaften Fliesenboden, verlegt.
Für Keramikfliesen dagegen muss der Untergrund oft aufwändig vorbereitet werden, um absolute Ebenmäßigkeit herzustellen; zudem zieht die Verlegung in ein Kleberbett lange Trocknungszeiten nach sich.
Doch inzwischen gibt es auch bei Keramikfliesen schnelle Lösungen, etwa in Form von Feinsteinzeugfliesen mit Korkrückseite, die „ohne Kleber mit einer speziellen Fugenmasse quasi über Nacht auf dem Bestand verlegt werden können“, so Werner Ziegelmeier. Das funktioniert, sofern die erforderliche Ebenflächigkeit und Tragfähigkeit gegeben ist, „auch auf einem PVC-Boden“.